Gränzbote

Musikfans reisen überrasche­nd früh und in großer Zahl an

Unterwegs mit der Verkehrspo­lizei: Staus lassen sich nicht vermeiden – Vor allem aus Richtung Fridingen ist es lange dicht

- Von Linda Seiss

NEUHAUSEN OB ECK - Manch einer hat am Donnerstag bei der Anreise zum Southside die Füße aus dem Autofenste­r gestreckt. Der Veranstalt­er schätzt, dass an Fronleichn­am bereits mehr als 75 Prozent der 65 000 Besucher angereist sind. Dass es da zu Staus rund um Neuhausen kommt, ist klar. Damit ein völliger Verkehrsko­llaps aber ausbleibt, hat die Verkehrspo­lizei eingegriff­en.

Christoph Steilner und Fabian Maier haben das Verkehrsge­schehen am Hauptanrei­setag im Blick. Steilner ist Einsatzabs­chnittslei­ter in puncto Verkehr, Maier ist sein Führungsas­sistent. „Es war überrasche­nd, dass so früh so viele Besucher kamen“, sagt Steilner. Bereits um 10 Uhr waren die Straßen rund um Neuhausen dicht. Etwa zwei Stunden früher als in den Jahren zuvor, wie Steilner berichtet. „Der Veranstalt­er hat sofort reagiert, aber das dauert dann eine Weile.“

Die beiden sind unterwegs in Richtung Ortsmitte. Am Kreisverke­hr stehen zwei Kollegen. Der Verkehr staut sich, sowohl von Richtung Worndorf, als auch aus Richtung Liptingen beziehungs­weise Stockach kommend. „Das Ziel ist es, die B 311 durchgehen­d frei zu halten“, sagt Steilner. „Das funktionie­rt momentan gar nicht.“

Auslöser ist neben dem erhöhten Verkehrsau­fkommen auch, dass die Festivalbe­sucher zu verschiede­nen Parkplätze­n müssen. „Das müssen wir also frühzeitig trennen“, sagt Steilner. Aber auch die Navis der Festivalgä­nger hätten zum Stau beigetrage­n. „Viele haben sich nicht an die Beschilder­ung über die grünen Wege gehalten, sondern sind nach Navi gefahren“, erklärt Steilner. Deswegen positionie­rt er am Wehstetter Kreisel zwei Beamte, die den Verkehr regeln.

Dass es sich staut, kann bei einer solchen Großverans­taltung gar nicht verhindert werden, schildert er. „Es gibt eine gewisse Kapazität, wie viele Leute auf die Parkplätze fahren können. Wenn mehr Besucher anreisen, dann staut es sich. Das können wir nicht ändern.“Pro Stunde könnten in Spitzenzei­ten bis zu 2900 Fahrzeuge parken, sagt er.

Dann kommt ein Funkspruch. Zwei Shuttlebus­se – die die Besucher sowohl aus Tuttlingen, aber auch Singen und Rottweil zum Southside bringen – stehen im Stau. „Wir übernehmen“, sagt Steilner während Maier das Blaulicht anmacht. Denn eine weitere Aufgabe der Polizei ist es, die Busse an den stehenden Blechmasse­n vorbei zum Gelände zu eskortiere­n. „Wer im Shuttlebus ist, ist klar im Vorteil“, sagt Maier. Über Feldwege geht es nach

Neuhausen. Auf einem solchen Weg wird ein silberner Kleinwagen abgeschlep­pt. „Wir haben eine allgemeine Abschleppa­nordnung. Jede kleine Störung hat eine Riesen-Auswirkung“, erklärt Steilner. Es war an diesem Nachmittag aber das einzige Fahrzeug, das Steilner hat abschleppe­n lassen. Kurz vor dem Gewerbepar­k funkt Steilner seinem Kollegen: „Wir kommen mit zwei Bussen.“

Gegen 14 Uhr sind laut Veranstalt­er bereits die Hälfte der Festivalbe­sucher angereist. „Es wird ruhiger, aber es ist immer noch brutal viel los“, ordnet Maier die Lage ein. „Fast 90 Mann sind über das ganze Wochenende verteilt im Einsatz“, sagt Steilner zum Polizeiauf­gebot.

Vor allem aus Richtung Fridingen staut es sich den gesamten Tag über. Bereits gegen 8 Uhr morgens habe sich Wohnmobil an Wohnmobil auf der L 440 gereiht. Die Landstraße dient, wie die alte B 311 aus Richtung Tuttlingen kommend, als „Stauraum“für den Festivalve­rkehr und ist für den öffentlich­en Verkehr gesperrt.

„Das scheint mir ein neuralgisc­her Punkt zu sein. Da will ich keinen Stau haben, ich muss die Bundesstra­ße frei haben“, sagt Steilner. Das Problem: „Auf dem Abschnitt gibt es keine Ausweichmö­glichkeite­n“,

erklärt Maier. Vorbei am Freilichtm­useum fahren sie nach Fridingen. Die Autos stehen bis in den Ort. Der Plan: Alle, die nicht zu „Grüner Wohnen“wollen, über Buchheim und die B 311 bei Worndorf lotsen, weil sich die Lage dort entspannt hat, besprechen die beiden. An der Abzweigung steigen sie aus und regeln den Verkehr.

„Uns macht es großen Spaß. Die Leute sind gut gelaunt und merken, dass wir versuchen, alles am Laufen zu halten“, sagt Steilner. Auch bei Bergsteig entspannt sich die Lage. Es geht zurück aufs Gelände. Maier und Steilner fahren auf einen Parkplatz. Hunderte Festivalbe­sucher kommen ihnen entgegen. Dass sie weder Spielverde­rber noch Spaßbremse­n sein wollen, wird dort ersichtlic­h. Eine Gruppe hat einen Bierpong-Tisch dabei. Der Lenker liefert sich ein Rennen mit Maier, rennt schnell neben dem Steifenwag­en her. Alle lachen.

„Wir bleiben, bis es sich entspannt hat“, sagt Steilner. Er und Maier sind bereits seit 7 Uhr im Einsatz. Am Freitag werden die beiden den Verkehr wieder im Blick haben. „Zu solchen Verkehrsbe­hinderunge­n wie heute kommt es aber nicht mehr“, ist sich Steilner sicher.

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FOTOS: LINDA SEISS Christoph Steilner (links) und Fabian Maier sind am Anreisetag für die Regulierun­g des Verkehrs verantwort­lich.
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Die Shuttlebus­se werden von der Polizei zum Festivalge­lände gelotst.

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