Kreuzotter hat harmlose Doppelgängerin
Im Landkreis Tuttlingen bekommt Forstwirtin viele Bilder zugeschickt
LANDKREIS TUTTLINGEN (jeng) Wer im Landkreis Tuttlingen eine Schlange sieht und sie nicht einwandfrei als harmlose Ringelnatter identifizieren kann, erschrickt unwillkürlich. Es wird doch keine giftige Kreuzotter sein?! Aber keine Sorge: Oft ist es deren harmlose Doppelgängerin.
Gleich mehrere Schlangenbilder bekam die Reichenbacher DiplomForstwirtin Judith Engst im vergangenen Jahr per WhatsApp zugesendet: Eines zeigte eine Schlange in einem Garten, ein weiteres nur ein Stück Schlangenkörper eingezwängt zwischen den großen Granitsteinen am Rande einer Hofeinfahrt. Das weckte große Ängste bei den Anwohnern.
Doch ganz zu Unrecht, wie eine Rücksprache mit Sebastian Lotzkat vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart ergab. Es handelte sich beides Mal um harmlose Schlingnattern (Coronella austriaca).
Der Reptilienexperte hat einen guten Merkspruch erfunden, wie sich (nur) in Mitteleuropa ungiftige von giftigen Schlangen unterscheiden lassen: „Siehst auf dem Kopf du große Schilde, hast eine Natter du im Bilde.“Alle in Deutschland natürlich vorkommenden Nattern seien ungiftig. „Fehlt kleinen Schuppen Symmetrie, berühr die Schlange besser nie.“Schlangen, auf deren Kopf neben großen auch kleine Schuppen zu sehen sind, die irgendwie unsymmetrisch wirken, können bei uns nur giftige Ottern sein. Oder auch Vipern, was das Gleiche bedeutet.
Was tun, wenn der Kopf nicht zu sehen ist? Kein Problem, so Lotzkat. Er schrieb: „Die Schlingnatter ist mehr oder weniger gut als ,Giftzwerg‘ getarnt, sprich sie imitiert die Kreuzotter in mancherlei Hinsicht – vor allem mit ihrer dunklen Rückenzeichnung, die ein Zickzack-Band suggerieren kann.
Bei ihr treten die Flecken aber eigentlich nie zu einem wirklich über die gesamte Körperlänge durchgehenden, markanten Zickzack-Band zusammen, wie es für unsere Kreuzottern typisch ist.“