Polizeieinsatz wegen Fanbanner schlägt hohe Wellen
MÖNCHENGLADBACH (SID) - Eine überzeugende Erklärung gibt es immer noch nicht. Was hat den DFB bewegt, bei der Polizei die Kontrolle einer Fangruppe mit einem FIFA-kritischen Boykottaufruf zu veranlassen? „Untypisches Verhalten“und „Sorge um die Sicherheit“, sagt der DFB, von Gefahrenabwehr sprechen die Behörden – Kommentatoren und Fans bleiben skeptisch.
Ein „Kommunikationsdesaster“habe sich der DFB beim Länderspiel gegen Italien (5:2) in Mönchengladbach geleistet, schrieben die Zeitungen der Funke Gruppe, der „Focus“nannte es ein „Trauerspiel“angesichts der sonst stets umsichtig geführten Verbandsbemühungen, eine aufgeklärte Haltung gegenüber dem WM-Gastgeber Katar einzunehmen.
Schwarz auf Weiß, 20 Meter lang, direkt an der Mittellinie, live vorgelesen und gelobt von ZDF-Kommentator Oliver Schmidt: Die Fans haben mit ihrem Banner einen Nerv getroffen. Damit wäre es nach wenigen Minuten aber auch vorbei gewesen, hätte nicht die Polizei Mönchengladbach die entsprechenden Fans festgesetzt und deren Personalien festgestellt. Auf explizite DFB-Bitte.
Der Verband weist den bei Fans entstandenen Eindruck, es würden Überbringer unliebsamer Botschaften gegängelt, weit von sich. Welche Gefahr von einer Personengruppe mit einem strafrechtlich irrelevanten Großplakat hätte ausgehen sollen, wusste die Polizei aber höchstens ansatzweise zu vermitteln. Es gebe „mehrere Ansätze und gedankliche Linien“, sagte ein Sprecher. Er versicherte: „Wir sind keine Handlanger eines Veranstalters.“In einer „dynamischen Lage“habe gesichert werden sollen, dass der DFB, sofern es Verstöße gegen dessen Geschäftsbestimmungen gegeben hätte, Ansprüche hätte verfolgen können. „Es hat ein Interesse daran gegeben, zu wissen, wer das war“, sagte der Sprecher. Die Frage sei gewesen: „Was haben die Aktivisten vor? Was ist an Folgeaktionen geplant?“Die Personalienfeststellung sei „eine der mildesten Maßnahmen überhaupt“.
Für die Fans, die nach SID-Informationen für ihre Aktion Eintrittskarten in Premiumlage gekauft hatten, bleibt die Kontrolle folgenlos. Der DFB verzichtete auf Ansprüche und die Übermittlung der Daten, auch polizeilich wird es „keine weiteren Maßnahmen“geben. Das Banner mit der Aufschrift „15 000 Tote für große Kulissen – FIFA und Co. ohne Gewissen. Boykott Katar“hat das erwünschte Aufsehen erregt.