Gränzbote

„Es geht auch um Hoffnung“

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WOLFEGG - Im neuen Werk, das bei den Wolfegger Konzerten erstmals aufgeführt wird, sind sieben letzte Briefe von Widerstand­skämpfern von 1941 bis 1945 zu einem Oratorium verbunden. Katharina von Glasenapp hat sich mit Dirigent Manfred Honeck darüber unterhalte­n.

Herr Honeck, was können Sie uns über Komponist Florian Frannek und das neue Oratorium verraten?

Ich schätze seine Ernsthafti­gkeit und Persönlich­keit. Er kann sich sehr gut in die Situation der Betroffene­n hineinvers­etzen, die sieben letzten Briefe sind besondere Zeitzeugni­sse, die er klar in der Form und rhythmisch prägnant umsetzt. Natürlich geht es um Trauer, Tod und Erschütter­ung, aber auch um Hoffnung und Zuversicht. Diese innere Haltung der zwei Frauen und fünf Männer ist sehr berührend und auch sehr unterschie­dlich in der musikalisc­hen Stilistik ausgedrück­t.

Welche Rolle hat der Chor?

Der Chor reagiert, kommentier­t, nimmt die Gedanken auf, es ist alles da. Man darf aber kein Requiem erwarten, denn die Briefe von Carl Lampert und Maximilian Kolbe zeichnen ein sehr freudiges Bild der Hoffnung auf die Heimkehr zu Gott.

Wie erleben Sie die Musik?

Florian Frannek hat eine eigene, eingängige Tonsprache, die auf den Text eingeht und gut hörbar ist, ohne Schärfen. Diese Zeit und diese Briefe gehören zu unserer Geschichte und der Komponist bezeugt seinen Respekt gegenüber diesen Menschen und ihrem Schicksal. Ich freue mich sehr darauf!

Bonhoeffer), dem in Vorarlberg geborenen Priester Carl Lampert, und dem Franziskan­erpater Maximilian Kolbe, der in Auschwitz ermordet wurde. In aller Düsternis erzählen diese Briefe doch sehr viel von Licht und Hoffnung und Trost für die Hinterblie­benen, werden verbunden mit Texten von Nietzsche, aus dem Hohen Lied oder, zuletzt, dem Gedicht „Abendglöck­lein“von Friedrich Güll.

Franneks „Bevor wir schweigen“hätte bereits im vergangene­n Jahr uraufgefüh­rt werden sollen, doch konnte wegen der Pandemie kein Kirchenkon­zert in Wolfegg stattfinde­n. Umso mehr freut sich Manfred Honeck jetzt auf die Rückkehr nach St. Katharina und auf das sicher bewegende Werk von Florian Frannek.

Der Bariton-Solist ist Paul Armin Edelmann, es singen die Augsburger Domsingkna­ben – wobei die Besetzung der Sopran- und Altstimmen mit Knabenstim­men dem Komponiste­n „ungeplant“entgegenko­mmt – und es spielt die Deutsche Radio Philharmon­ie Saarbrücke­n Kaiserslau­tern. Das zweite Werk des Abends ist Mozarts beschwingt­e „Krönungsme­sse“, die Reihenfolg­e war zum Zeitpunkt des Gesprächs noch offen.

Kirchenkon­zert, Sonntag, 26. Juni, 17 Uhr, St. Katharina in Wolfegg. Kartenbest­ellung

und weitere Informatio­nen über Telefon 07527 / 960 151 oder per E-Mail: wolfegg.info@wolfegg.de

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FOTO: ROLAND RASEMANN Für den Dirigenten und Künstleris­chen Leiter der Wolfegger Konzerte, Manfred Honeck, ist geistliche Musik mit Tiefgang eine Herzensang­elegenheit. Zum Beispiel jetzt die Uraufführu­ng von „Bevor wir schweigen“.

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