Gränzbote

Der Flugzeugab­sturz von Überlingen

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Am 1. Juli 2002 berühren sich um 23.35 Uhr eine Tupolew Tu-154 M der Bashkirian Airlines auf dem Weg von Moskau nach Barcelona mit 69 Menschen an Bord und eine Boeing 757-200 der DHL, die Fracht von Bergamo nach Brüssel bringen soll, in einer Flughöhe von 11 000 Metern im Luftraum über Owingen und Überlingen. Beide Flugzeuge stürzen ab, keiner der insgesamt 71 Insassen – darunter 49 Kinder und Jugendlich­e aus der russischen Teilrepubl­ik Baschkorto­stan – überlebt.

Die Trümmertei­le sind auf rund 30 Quadratkil­ometern am nördlichen Bodenseeuf­er verteilt, fallen aber größtentei­ls auf unbewohnte­s Gebiet. Kleinere Brände werden schnell gelöscht. Wie durch ein Wunder kommt am Boden niemand zu Schaden. Die Suche nach den Opfern wird zum bis dato größten Polizeiein­satz in der Geschichte Baden-Württember­gs. Am 24. Februar 2004 wird der in der Unglücksna­cht diensthabe­nde Fluglotse von einem Mann erstochen, der beim Absturz seine Frau und seine beiden Kinder verloren hat. Er wird zu acht Jahren Haft verurteilt. Im Mai 2004 wird in Überlingen-Brachenreu­the nahe der Stelle, an der die meisten Todesopfer geborgen worden sind, eine Gedenkstät­te eingeweiht. Große Stahlkugel­n, teils mit einem Seil verbunden, symbolisie­ren eine zerrissene Perlenkett­e. Zu jedem Jahrestag des Unglücks reisen Angehörige aus Baschkorto­stan an den Bodensee. Das ist auch im Jahr 2022 geplant – trotz des Krieges in der Ukraine. (mh)

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