Viel zu sehr auf Kante genäht
Jeder, aber auch wirklich jeder Reisende kennt Leidensgeschichten aus dem deutschen Bahn-Alltag. Verspätete Züge, verpasste Anschlüsse, technische Mängel an den Wagen. Die Deutsche Bahn ist in einem beklagenswerten Zustand.
Dabei wird ja durchaus investiert, auch in der Region: Die Elektrifizierung von Südbahn und Allgäubahn ist vollendet, bei der Gäubahn bewegt sich zumindest etwas. In die Umgestaltung des Stuttgarter Bahnknotens fließen Milliarden – wobei in diesem Fall der Beweis noch aussteht, dass das Geld gut angelegt ist.
Das ändert aber nichts daran, dass das Schienennetz als Ganzes viel zu sehr auf Kante genäht ist, um mehr Personen- und mehr Güterzüge rollen zu lassen. Wobei selbst dann noch die Frage beantwortet werden muss, wer all diese Züge steuert. Wie in vielen anderen Branchen fehlen Fachkräfte, in diesem Fall Lokführer. Vor allem aber kostet ein leistungsfähigeres Bahnnetz viel Geld, das bislang nicht bereit steht. Am 1. Juli hat das Bundeskabinett den Haushalt für 2023 auf dem Tisch. Dann zeigt sich, was Wissings Ankündigungen wirklich wert sind.
●» u.mendelin@schwaebische.de