Gränzbote

Viel zu sehr auf Kante genäht

- Von Ulrich Mendelin

Jeder, aber auch wirklich jeder Reisende kennt Leidensges­chichten aus dem deutschen Bahn-Alltag. Verspätete Züge, verpasste Anschlüsse, technische Mängel an den Wagen. Die Deutsche Bahn ist in einem beklagensw­erten Zustand.

Dabei wird ja durchaus investiert, auch in der Region: Die Elektrifiz­ierung von Südbahn und Allgäubahn ist vollendet, bei der Gäubahn bewegt sich zumindest etwas. In die Umgestaltu­ng des Stuttgarte­r Bahnknoten­s fließen Milliarden – wobei in diesem Fall der Beweis noch aussteht, dass das Geld gut angelegt ist.

Das ändert aber nichts daran, dass das Schienenne­tz als Ganzes viel zu sehr auf Kante genäht ist, um mehr Personen- und mehr Güterzüge rollen zu lassen. Wobei selbst dann noch die Frage beantworte­t werden muss, wer all diese Züge steuert. Wie in vielen anderen Branchen fehlen Fachkräfte, in diesem Fall Lokführer. Vor allem aber kostet ein leistungsf­ähigeres Bahnnetz viel Geld, das bislang nicht bereit steht. Am 1. Juli hat das Bundeskabi­nett den Haushalt für 2023 auf dem Tisch. Dann zeigt sich, was Wissings Ankündigun­gen wirklich wert sind.

●» u.mendelin@schwaebisc­he.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany