Gränzbote

Von der Kultfigur zum Skandalpro­fi

Abwehrchef Martin Hinteregge­r wird für Eintracht Frankfurt zum Problem

- Von Alexander Sarter

FRANKFURT (SID) - Als Martin Hinteregge­r vor einem knappen Jahr sein Buch „Innensicht“mit 45 Geschichte­n aus seinem bewegten Leben auf den Markt brachte, schien endgültig alles erzählt. Alkohol-Eskapaden, Spielsucht, provoziert­e Klubwechse­l, Verharmlos­ung von Gewalt, HintiArmy, Jagdfieber, Klapphandy, Ziehharmon­ika, Pilotensch­ein – all das hat bereits für Schlagzeil­en gesorgt. Doch das jüngste Kapitel seiner Vita könnte dazu führen, dass die oft erzählte Story vom Wandler zwischen Kult- und Skandalpro­fi bei Eintracht Frankfurt jäh zu Ende geht.

Schließlic­h ist die Chefetage des Europa-League-Siegers von der nicht enden wollenden Affäre um die Geschäftsb­eziehung ihres Abwehrspie­lers zu einem rechtsextr­emen Lokalpolit­iker in seiner österreich­ischen Heimat alles andere als begeistert. Es scheint nicht mehr ausgeschlo­ssen, dass der Fußball-Bundesligi­st die Reißleine zieht und sich trotz eines Vertrags bis 2024 von Hinteregge­r trennt.

Immerhin steht die Glaubwürdi­gkeit des Präsidente­n Peter Fischer auf dem Spiel. Der Clubchef hatte mehrfach betont, dass er rechtes Gedankengu­t bei seinem Verein nicht duldet. Auf der anderen Seite ist Hinteregge­r, der sich gerne als bodenständ­ig mit großer Nähe zu den Fans darstellt, beim Frankfurte­r Anhang äußerst beliebt. Ein Rauswurf würde ein Zerwürfnis mit den Fangruppie­rungen provoziere­n.

Dennoch könnten die neuesten Einlassung­en Hinteregge­rs, die zurückhalt­end formuliert als irritieren­d einzuschät­zen sind, das Fass bei den Verantwort­lichen zum Überlaufen bringen. Dabei verteidigt­e der 29Jährige zum wiederholt­en Mal seinen Kontakt zu FPÖ-Mann Heinrich Sickl und sorgte mit einem Vergleich für Kopfschütt­eln.

„Ich weiß, dass er FPÖ-Politiker war, was in Österreich ja nichts Schlimmes ist. Ich habe aber von der Identitäre­n Bewegung nichts gewusst und auch nicht, was das bedeutet“, sagte Hinteregge­r dem Standard: „In Deutschlan­d bringen viele die FPÖ und AfD auf eine Ebene, die AfD ist aber zehnmal schlimmer.“

Sickl hatte bei der Organisati­on des von Hinteregge­r veranstalt­eten Hobby-Turniers „Hinti-Cup“in Kärnten mitgewirkt. Hinteregge­r vermied es, Sickl trotz dessen Verbindung­en zur rechtsextr­emen Szene zu verurteile­n. Die Beziehung zwischen Hinteregge­r und Sickl hatte der österreich­ische Reporter Michael Bonvalot aufgedeckt. Dieser wurde von Hinteregge­r, der sich selbst als Opfer „einer medialen Hetzjagd“sieht, in einem Sky-Interview als „linksextre­mer Journalist“bezeichnet, der ihn als „Spielball benutzt“.

Bonvalot kann darüber nur den Kopf schütteln. „Was er sagt, kann ich nicht nachvollzi­ehen“, ließ er die Frankfurte­r Rundschau wissen. Den Medienmann alarmiert vor allem die Begrifflic­hkeit. Als „linksextre­mer Journalist“werde er in rechten österreich­ischen Medien bezeichnet: „Da frage ich mich schon: Wo hat Martin Hinteregge­r jetzt solche Botschafte­n und Aussagen her?“

Das muss der Nationalsp­ieler auch den Eintracht-Bossen erklären, falls er trotz seiner Reha als Folge einer Oberschenk­elverletzu­ng in der kommenden Woche zum Trainingss­tart kommt.

Die Frage ist allerdings, ob Hinteregge­rs Erscheinen überhaupt noch gewünscht ist. Das hatte der Verteidige­r vor einem knappen Monat in Abrede gestellt: „Mir wurde im Spätherbst und zwischen den Viertelfin­al-Spielen gegen Barcelona gesagt, dass ich im Sommer gehen soll.“

Es könnte gut sein, dass sich die Clubführun­g mittlerwei­le genau das wünscht.

Eintracht Frankfurt holt nach Ex-Weltmeiste­r Mario Götze wohl den nächsten Offensivma­nn.

Nach einem „Kicker“-Bericht stehen die Hessen unmittelba­r vor einer Verpflicht­ung von Lucas Alario von Bayer Leverkusen. Die drei Parteien – der Spieler und die beiden Vereine – haben sich demnach auf die Eckpunkte des Transfers geeinigt. Leverkusen soll für den 29 Jahre alten Stürmer eine Ablösesumm­e von bis zu 6,5 Millionen Euro kassieren.

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FOTO: SOEREN STACHE/DPA Martin Hinteregge­r sorgt mit seiner Nähe zum rechtsextr­emen Politiker Heinrich Sickl nicht nur bei Eintracht Frankfurt für Kopfschütt­eln.

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