Gränzbote

Hoffmann läuft mit Bänderriss auf Platz drei

Ultraläufe­r knickt nach 60 Kilometern um und kämpft sich unter Schmerzen ins Ziel

- Von Simon Schneider

SALZBURG/TUTTLINGEN – Die Teilnahme am Ultra-Lauf „Mozart 100“am vergangene­n Samstag wird Ultraläufe­r Benedikt Hoffmann so schnell nicht vergessen: Nach 60 Kilometern knickte der Spitzenläu­fer um und lief dennoch das Rennen – 45 Kilometer verblieben – zu Ende. Mehr noch: Er sicherte sich sogar einen Podestplat­z. Die Diagnose folgte zwei Tage später: Riss im rechten Außenband.

Die UTMB World Series als eine der größten Traillauf-Serien der Welt machte am Wochenende in Salzburg Halt. Am Start beim „Mozart 100“stand Benedikt Hoffmann, Lehrer der Fritz-Erler-Schule. „Der Lauf war für mich der erste ganz große Höhepunkt in der laufenden Saison. Das Teilnehmer­feld war gespickt mit internatio­nalen Spitzenläu­fern“, hatte Hoffmann bereits im Vorfeld angekündig­t. Am Ende des Laufs stellte sich die Konkurrenz allerdings als das kleinere Problem heraus.

Voller Tatendrang und gut vorbereite­t stand er am frühen Morgen an der Startlinie, neben rund 500 weiteren Teilnehmer­n, vor denen 105 Kilometer mit 5000 Höhenmeter­n lagen. „Ich wusste aufgrund der Distanz, dass es ein langer Tag werden würde“,sagte der 37-Jährige.

Auch deshalb ging er das Rennen „leicht verhalten“an. „Ab Kilometer 30 zog ich das Tempo dann etwas an“, blickte er zurück. Der deutsche Konkurrent Janosch Kowalczyk musste Hoffmann beim ersten langen Anstieg bereits ziehen lassen. „Ich schaffte es, an die Spitze des Feldes vorzulaufe­n und schloss zum führenden Spanier Andreu Simon

Aymerich auf.“Mit dem Spanier setzte Hoffmann sich zunächst ab, ehe sich Aymerich beim zweiten langen Anstieg über 800 Höhenmeter einen Vorsprung erarbeitet­e.

Eine Schrecksek­unde folgte für Benedikt Hoffmann bei Kilometer 60: In einer BergabPass­age knickte er um. „Es hat richtig weh getan, aber ich habe versucht weiterzula­ufen“, beschrieb er die Situation. Rund 15 Kilometer später knickte er ein weiteres Mal um. Vor ihm lagen aber noch rund 25 Kilometer. Hoffmann lief in aussichtsr­eicher Position liegend weiter. Bei Kilometer 75 verließ er sogar als Führender die Verpflegun­gszone. „Ich hatte vor allem beim Bergablauf­en Schmerzen in meinem Fußgelenk.

Noch schlimmer war, dass ich bei jedem Schritt unsicherer wurde. So dauerte es nicht lange, bis Janosch Kowalczyk auf mich wieder auflaufen und mich sogar überholen konnte.“Auch Aymerich erholte sich von seinem zwischenze­itlichen Tief und stellte den Anschluss zu Hoffmann wieder her. „Ich versuchte noch an ihm dranzublei­ben, hatte aber durch die Schmerzen im Fußgelenk keine Chance“, so Hoffmann, der kurzzeitig mit dem Gedanken spielte aufzugeben.

Doch er setzte sich zum Ziel, mindestens einen Podestplat­z zu sichern, vor allem weil der Abstand zu Platz vier zu diesem Zeitpunkt bereits sehr groß war.

Benedikt Hoffmann konzentrie­rte sich deshalb nur noch auf sich. Sein Plan ging auf. 17 Minuten hinter dem Sieger Janosch Kowalczyk und knapp neun Minuten hinter Andreu Simon Aymerich überquerte er in einer Gesamtzeit von 9:53:51 Stunden unter Schmerzen die Ziellinie.

Damit sicherte er sich trotz Verletzung Platz drei. Dieser Rang bedeutete zugleich die Qualifikat­ion für die Teilnahme im Elitefeld bei den UTMB-World Series Finals 2023 im französisc­hen Chamonix über 100 Kilometer und 6000 Höhenmeter.

Hoffmanns Fazit: „Ich habe mich trotz der Schmerzen und der Unsicherhe­it irgendwie durchgebis­sen und bin unter den gegebenen Umständen zufrieden mit dem Ergebnis und der Platzierun­g.“

Zurück in Deutschlan­d erfolgte zwei Tage später im Krankenhau­s nach einer Untersuchu­ng die Diagnose – eine Hiobsbotsc­haft. „Nach der Untersuchu­ng meines Gelenks wurde ein Riss des rechten Außenbande­s festgestel­lt. Das ist sehr niederschm­etternd. Ich hoffe nun, dass die Verletzung gut heilt und ich im August wieder erfolgreic­h in die Saison einsteigen kann“, sagte der 37Jährige.

„Ich hatte vor allem beim Bergablauf­en Schmerzen in meinem Fußgelenk“, sagt Benedikt Hoffmann.

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FOTOS: JONATHAN FERREIRA Benedikt Hoffmann beißt sich trotz schwerer Verletzung durch und erreicht als Dritter das Ziel.
 ?? ?? Ein Küsschen für den Nachwuchs und die Unterstütz­ung
Ein Küsschen für den Nachwuchs und die Unterstütz­ung
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Gezeichnet von 100 Kilometern in und um Salzburg

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