Gränzbote

Teure Sessel statt klappriger Liegen

Terrasse und Balkon gelten als zweites Wohnzimmer – Hochwertig­e Gartenmöbe­l gefragt

- Von Simone Andrea Mayer

Aus sportliche­r Sicht und wenn man durch das Rasenmähen ein wenig Freizeitak­tivität haben möchte, ist es natürlich der Rasenmäher. Aber der Mähroboter ist schon eine tolle Geschichte, denn er mäht alle ein bis zwei Tage nur ein wenig. Im Prinzip ist das gar kein Mähen, sondern ein Kurzhalten. Dadurch werden die Gräser angeregt, Seitentrie­be und neue Blattmasse zu bilden. In aller Regel sehen wir schon wenige Wochen nach der Installati­on eines Roboters, dass die Grasnarbe dichter wird. Aber ich habe zu Hause keinen Mähroboter. Ich mähe sogar mit der Hand mit einem Sichelmähe­r. Denn ich kann dabei den Rasen immer wieder anschauen und die Qualität kontrollie­ren. (dpa)

KÖLN/BERLIN (dpa) - Es gibt immer weniger von ihnen: Leere Balkone, vielleicht bestückt mit einem einsamen Stuhl für den Raucher des Haushaltes. Der Blick auf die Balkone und Terrassen hat sich gerade in Großstädte­n, aber auch auf dem Land in den letzten Jahren verändert: Sie werden eingericht­et und so aufwendig und schön dekoriert, dass Möbelexper­ten längst vom zweiten Wohnzimmer sprechen.

Frank A. Reinhardt, Experte für die Gartenlife­style-Messe Spoga+Gafa in Köln, sieht diesen Trend auf einem neuen Höhepunkt. „Die Designund Materialqu­alität ist in allen Preisklass­en durchweg sehr hoch“, sagt der Trendforsc­her. „Ich habe selten so ein hohes Niveau gesehen. Es sieht aus wie bei einer Einrichtun­gsmesse.“Einrichtun­gstrends brauchen immer ein paar Jahre von ihrem ersten Aufkommen auf Messen, bis sie tatsächlic­h in vielen Haushalten zu finden sind. Das ist hier nun der Fall, sagt Reinhardt. „Das zweite Wohnzimmer, über das wir schon seit mehreren Jahren sprechen, das ist definitiv angekommen.“

Man findet im Handel längst nicht nur bequeme Sofas und Loungesess­el, die unbequeme Gartenstüh­le und klapprige Liegen ersetzen, sondern es gibt auch Teppiche, Leuchten und alles, was sonst auch in einem Wohnzimmer stehen könnte. Aber die Stoffe und Materialie­n sind viel robuster und können der Witterung und UV-Strahlung widerstehe­n. Und es gibt noch einen Unterschie­d zu den Trends fürs echte Wohnzimmer, wo tendenziel­l leichtere und kleinere Möbel angesagt sind. „Der Schwerpunk­t dieser Messe

liegt ganz klar auf großen Lösungen fürs Sitzen“, berichtet Reinhardt. „Es sind regelrecht­e Sitzlandsc­haften – Kollektion­en, wie wir sie aus den 1960er-, 70er- und Anfang der 1980er-Jahre kennen.“

Diese qualitativ­e Weiterentw­icklung und die große Nachfrage bei den Käufern nach Balkon- und Gartenmöbe­ln hatte einen Treiber: Die Pandemie und die Einschränk­ungen der vergangene­n zwei Jahre, die viele von uns mehr zu Hause gehalten haben als früher. Aber auch jetzt spielt der Garten noch immer eine Rolle, so Reinhardt: „Wenn meine Frau einlädt, dann geht es mit einem Weinchen nach draußen auf die Terrasse, denn man kann dort in Corona-Zeiten sicherer sein.“

Doch schon weit vor der Ausbreitun­g von Covid-19 und den Folgen für unseren Alltag war der Wandel von Balkon und Terrasse in Gang. „Sonst wäre die Industrie nicht so weit wie sie jetzt ist“, so Reinhardt. „Diese Verbindung zur Natur und das Gutgehen lassen, das sogenannte Wellbeing in der Natur, das ist kein Gerede, das ist schon länger eine Sehnsucht vieler Menschen.“Für Reinhardt hat diese Entwicklun­g vorerst auch kein Ende – im Gegenteil.

Die Möglichkei­t, auch zu Hause draußen zu sein, werde wichtiger für den Haus- und Wohnungsba­u. „Meiner Meinung nach werden Immobilien nicht nur nach der Rendite und der Lage bewertet. Ich möchte das um einen Faktor ergänzen, von dem ich glaube, dass er immens wichtig geworden ist: Die Möglichkei­t, Kontakt zur Natur zu haben“, sagt Reinhardt. „Und sei es nur ein kleiner Balkon, auf dem man eine Liege aufstellen kann – auch das wird künftig den Wert einer Immobilie festlegen.“

 ?? FOTO: PETER SCHOLL/DPA ?? Viel Grün und vor allem gemütliche Gartenmöbe­l: Balkone und Terrassen sind zum erweiterte­n Wohnraum geworden. Bei diesem Trend hat auch die Pandemie eine entscheide­nde Rolle gespielt.
FOTO: PETER SCHOLL/DPA Viel Grün und vor allem gemütliche Gartenmöbe­l: Balkone und Terrassen sind zum erweiterte­n Wohnraum geworden. Bei diesem Trend hat auch die Pandemie eine entscheide­nde Rolle gespielt.

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