Gränzbote

Zeitenwend­e im Garten

Nach Sommersonn­enwende und Johannista­g beginnt bereits die Wintervorb­ereitung

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BERLIN (dpa) - Der Höhepunkt des Gartenjahr­es ist erreicht: Alles sprießt, vieles blüht und duftet. Das hängt mit dem Sonnenstan­d zusammen und der Sommersonn­enwende am 21. Juni. Auch der Johannista­g am 24. Juni gilt traditione­ll als wichtiges Datum im Gartenkale­nder. Rhabarber beispielsw­eise sollte nur bis zu diesem Tag geerntet werden und auch Spargel wird traditione­ll nur bis zu diesem Datum gestochen. Eine Bauernrege­l besagt denn auch: „Johannis tut dem Winter wieder die Türe auf.“

„An diesem Punkt erhalten die Pflanzen das Maximum an Sonnenlich­t im Verlauf der Gartensais­on“, erklärt Isabelle Van Groeningen von der Königliche­n Gartenakad­emie in Berlin. „Vom Frühjahr an bis dorthin haben die Pflanzen daher auch ihren Hauptwachs­tumsschub. Dann flacht die Kurve langsam ab.“

Denn mit der Sommersonn­enwende wird das Ende der Sonnenzeit eingeläute­t. Die Tage werden wieder kürzer. Das ist das Signal für die ersten Stauden, sich langsam auf den Rückzug zu machen – und für Gehölze, sich auf den Winter vorzuberei­ten. „Die neuen, noch zarten und weichen Triebe müssen abgehärtet werden“, so Isabelle Van Groenindün­gen, gen. „Das heißt, sie müssen genügend verhärten, sodass sie bei den ersten Nachtfröst­en nicht erfrieren.“

„Das ist auch der Grund, warum man Pflanzen im Herbst nicht mehr düngt. Sonst würden sie zu spät noch einen Wachstumss­chub kriegen“, sagt die Leiterin und Dozentin der Gartenakad­emie. Einjährige Beetund Balkonpfla­nzen ausgenomme­n: „Die will man ja bis in den Spätsommer und Herbst durchblühe­n lassen. Aber die Rosen zum Beispiel würde ich spätestens Ende Juli noch mal

danach nicht mehr.“Schon früher, zur Sommersonn­enwende und noch etwa bis zu 14 Tage danach, rät Van Groeningen zu einem Rückschnit­t einiger frühblühen­der Stauden. „Zum Beispiel Katzenminz­e und Salbei können dann noch mal eine weitere Blüte bilden. Wenn man damit zu lange nach der Sommersonn­enwende wartet, reicht die Tageslänge nicht mehr und den Pflanzen fehlt der Energiesch­ub, den es braucht, um eine neue gute Blüte zu bilden.“

Gleiches gilt für die Nachsaat von Gemüse – die ist nun nicht mehr mit allen Pflanzen möglich. „Zucchini, Auberginen und Tomaten bekommen nicht mehr die Energie, um noch mal großartig Früchte zu bilden“, sagt Van Groeningen. „Diese Gemüsepfla­nzen, die man über längere Zeit beernten kann, haben eine relative lange Anlaufzeit. Schnelles Gemüse wie Radieschen, Salat und Möhren kann man weiterhin säen.“

Naturschüt­zer bitten darum, den kräftigen Zuwachs von den Sträucher und Hecken jetzt noch nicht zu schneiden. Denn darin brüten noch immer Vögel, die den Schutz des Blattwerks brauchen. Die Vogelelter­n könnten sich so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben, erklärt Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschut­z beim Nabu Hamburg. Daher rät der Nabu, bis Ende Juli mit den nächsten Heckenschn­itt zu warten. Und auch dann sollte man immer erst mal auf die Suche nach Nestern gehen.

Buchtipp: Isabelle Van Groeningen:

Neue Anregungen für den Garten rund ums Jahr. Insel Verlag Berlin, 2022. 271 Seiten, 26 Euro.

Die sieben Jahreszeit­en.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Alles sprießt, vieles blüht und duftet: Der Höhepunkt des Gartenjahr­es ist in diesen Tagen erreicht.

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