Kritik an neuem Wohnquartier: Wenig Platz für Autos
Maximal ein Stellplatz ist vorgesehen – vor allem wegen der Innenstadtnähe und der ÖPNV-Anbindung
TUTTLINGEN - Wie viel Platz für Autos braucht ein Wohnquartier? Reicht ein Stellplatz oder gar 0,5 pro Wohneinheit oder müssen es zwei Plätze sein? Konkret geht es um das Wohnquartier, dass in der Egerstraße beim Kindergarten „Bruder Klaus“entstehen soll. Die Stadt möchte hier nämlich mit einem „reduzierten Stellplatzschlüssel“arbeiten.
Heißt: Grundsätzlich soll das Parken auf dem eigenen Gebäudegrundstück vermieden werden. Stattdessen sind Sammelparkplätze vorgesehen. Das bedeutet aber auch, dass jede Wohneinheit maximal einen Stellplatz bekommen soll.
Skeptisch darüber zeigte sich unter anderem FDP-Stadtrat Hans-Peter Bensch in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses des Gemeinderats. „Generell finde ich die Pläne gut, allerdings ist die Parkplatzsituation problematisch. Die meisten Haushalte besitzen mindestens ein Auto, oft auch zwei. Da erscheint mir maximal ein Stellplatz pro Wohneinheit zu wenig“, meint er.
Ähnlicher Meinung war auch SPD-Rat Henner Lamm. „Vor allem brauchen wir konkrete Vorgaben für die Bewerber“, fügte er hinzu. Denn die Umsetzung des Projektes übernimmt nicht die Stadt. Allerdings haben die Fachbereiche Stadtplanung und Hochbau auf Grundlage verschiedener Anregungen bereits zwei komplette Entwürfe erarbeitet. In denen sind „vor allem die Aspekte, die heute wichtig sind – wir stecken schließlich gerade in der größten Energiekrise, die wir je erlebt haben“, eingearbeitet, betonte Oberbürgermeister Michael Beck.
Auf der Grundlage der Vorentwürfe sollen nun Investoren gesucht werden. Bereits Ende des Jahres könnte der Kaufvertrag unterschrieben werden. Für rund 320 Euro pro Quadratmeter soll das Areal verkauft werden.
Das Areal soll zukunftsweisend werden. Ein Grund, weshalb sich Baudezernent Florian Steinbrenner auch klar für die vorgeschlagene Stellplatzregelung ausspricht. „Wir planen innenstadtnahe Bebauung, mit guter Anbindung zum ÖPNV. Da planen wir keine zwei Stellplätze pro Einheit ein“, argumentierte er. Auch CDU-Rat Joachim Klüppel fand, dass ein Platz reicht, denn „die Stellplätze in dem Gebiet drumherum werden nie voll genutzt. Da sind eigentlich immer Plätze frei und es besteht immer die Möglichkeit, im Umkreis zu parken“, regte er an.
Allgemein sprachen sich die Räte aber für das Quartier und die Pläne aus. Bei zwei Enthaltungen gaben sie am Ende die Empfehlung an den Gemeinderat ab, nach Vorlage zu planen. So ist nach wie vor maximal ein Stellplatz pro Einheit vorgesehen oder 0,5, sofern ein umsetzbares und gut durchdachtes Konzept der Bewerber vorliegt.
Als Beispiel wird die Möglichkeit genannt, auf dem gemeinschaftlichen Sammelparkplatz CarsharingAngebote oder eine Pedelec-Station beziehungsweise ein Fahrradhaus mit Einstellmöglichkeiten anzubieten.
Beck: „Das ist zukunftsorientiert. Wir müssen es jetzt eben einfach mal wagen.“