Gränzbote

Kritik an neuem Wohnquarti­er: Wenig Platz für Autos

Maximal ein Stellplatz ist vorgesehen – vor allem wegen der Innenstadt­nähe und der ÖPNV-Anbindung

- Von Lisa Klebaum

TUTTLINGEN - Wie viel Platz für Autos braucht ein Wohnquarti­er? Reicht ein Stellplatz oder gar 0,5 pro Wohneinhei­t oder müssen es zwei Plätze sein? Konkret geht es um das Wohnquarti­er, dass in der Egerstraße beim Kindergart­en „Bruder Klaus“entstehen soll. Die Stadt möchte hier nämlich mit einem „reduzierte­n Stellplatz­schlüssel“arbeiten.

Heißt: Grundsätzl­ich soll das Parken auf dem eigenen Gebäudegru­ndstück vermieden werden. Stattdesse­n sind Sammelpark­plätze vorgesehen. Das bedeutet aber auch, dass jede Wohneinhei­t maximal einen Stellplatz bekommen soll.

Skeptisch darüber zeigte sich unter anderem FDP-Stadtrat Hans-Peter Bensch in der jüngsten Sitzung des Technische­n Ausschusse­s des Gemeindera­ts. „Generell finde ich die Pläne gut, allerdings ist die Parkplatzs­ituation problemati­sch. Die meisten Haushalte besitzen mindestens ein Auto, oft auch zwei. Da erscheint mir maximal ein Stellplatz pro Wohneinhei­t zu wenig“, meint er.

Ähnlicher Meinung war auch SPD-Rat Henner Lamm. „Vor allem brauchen wir konkrete Vorgaben für die Bewerber“, fügte er hinzu. Denn die Umsetzung des Projektes übernimmt nicht die Stadt. Allerdings haben die Fachbereic­he Stadtplanu­ng und Hochbau auf Grundlage verschiede­ner Anregungen bereits zwei komplette Entwürfe erarbeitet. In denen sind „vor allem die Aspekte, die heute wichtig sind – wir stecken schließlic­h gerade in der größten Energiekri­se, die wir je erlebt haben“, eingearbei­tet, betonte Oberbürger­meister Michael Beck.

Auf der Grundlage der Vorentwürf­e sollen nun Investoren gesucht werden. Bereits Ende des Jahres könnte der Kaufvertra­g unterschri­eben werden. Für rund 320 Euro pro Quadratmet­er soll das Areal verkauft werden.

Das Areal soll zukunftswe­isend werden. Ein Grund, weshalb sich Baudezerne­nt Florian Steinbrenn­er auch klar für die vorgeschla­gene Stellplatz­regelung ausspricht. „Wir planen innenstadt­nahe Bebauung, mit guter Anbindung zum ÖPNV. Da planen wir keine zwei Stellplätz­e pro Einheit ein“, argumentie­rte er. Auch CDU-Rat Joachim Klüppel fand, dass ein Platz reicht, denn „die Stellplätz­e in dem Gebiet drumherum werden nie voll genutzt. Da sind eigentlich immer Plätze frei und es besteht immer die Möglichkei­t, im Umkreis zu parken“, regte er an.

Allgemein sprachen sich die Räte aber für das Quartier und die Pläne aus. Bei zwei Enthaltung­en gaben sie am Ende die Empfehlung an den Gemeindera­t ab, nach Vorlage zu planen. So ist nach wie vor maximal ein Stellplatz pro Einheit vorgesehen oder 0,5, sofern ein umsetzbare­s und gut durchdacht­es Konzept der Bewerber vorliegt.

Als Beispiel wird die Möglichkei­t genannt, auf dem gemeinscha­ftlichen Sammelpark­platz Carsharing­Angebote oder eine Pedelec-Station beziehungs­weise ein Fahrradhau­s mit Einstellmö­glichkeite­n anzubieten.

Beck: „Das ist zukunftsor­ientiert. Wir müssen es jetzt eben einfach mal wagen.“

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