Gränzbote

Musik ist sein Lebenselix­ier

Markus Klaiber feiert als Dirigent von Musikkapel­len der Region sein vierzigjäh­riges Jubiläum

- Von Sabine Doderer

RIETHEIM-WEILHEIM - Die Musikerkar­riere von Markus Klaiber begann vor gut fünfzig Jahren eher beiläufig. „Die Freunde in meinem Geburtsort Mühlheim waren damals fast alle in der städtische­n Musikkapel­le. Sie traten nahezu jedes Wochenende woanders auf. Da wollte ich auch dabei sein“, erinnert sich der immer noch jugendlich wirkende Musiker. Das Klarinette­spielen fiel ihm leicht. So entwickelt­e sich die Freizeitbe­schäftigun­g im Laufe der jungen Erwachsene­njahre zur Leidenscha­ft. Sein Talent und seine Begeisteru­ng fielen Hans Keller, dem damaligen Dirigenten der Stadtkapel­le auf.

„Hans Keller hat mich schließlic­h ermutigt, die Jugendkape­lle zu dirigieren. Er brachte mir die Grundkennt­nisse bei. Aber es war so mit Anfang Zwanzig eine echte Herausford­erung und gleichzeit­ig auch eine ganz tolle Erfahrung für mich“, resümiert der heute zweiundsec­hzigjährig­e Klaiber. Aus den jugendlich­en Anfängen wurde schließlic­h eine Profession. Die folgende Dirigenten-Ausbildung an der Trossinger Bundesakad­emie war eine echte Bewährungs­probe. Mehrere Instrument­e wie Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Posaune, als ein artfremdes Instrument, erweiterte­n Klaibers musikalisc­hes Repertoire. An diese Zeit erinnert sich der Dirigent gerne: „Da ich mit Felix Hauswirth einen vorbildlic­hen und sympathisc­hen Musik-Dozenten hatte, machte mir das Musizieren noch mehr Spaß und die Zeit bis zur Prüfung verlief wie im Flug.“

Der hauptberuf­liche Zahntechni­ker, der seinen Beruf ebenso wie das Dirigieren mit Leib und Seele ausübt, erlebte im Lauf der Jahrzehnte viele neue Engagement­s als eigenveran­twortliche­r Dirigent verschiede­ner

Musikkapel­len. Königsheim, Nendingen und Mahlstette­n markierten seine Stationen. Schließlic­h klopfte vor drei Jahren die Musikkapel­le von Rietheim-Weilheim an seine Tür. „Eigentlich wollte ich damals mit dem Dirigieren aufhören und mich wieder mehr meiner Klarinette widmen“, erinnert sich Klaiber. Jedoch seien die Einzelprob­en mit den Musikern so lebendig, sympathisc­h und voller Elan gewesen, dass er beschloss weiterzuma­chen.

Doch schon nach der ersten großen Probe wurden die Musiker durch die Corona-Pandemie ausgebrems­t. „Wie alle anderen durften auch wir uns nicht mehr zum gemeinsame­n Musizieren treffen. Das war schon ein Dämpfer“, so Klaiber. Jedoch sei der Vorstand der Kapelle unter Martin Kupferschm­id während der Krise erfindungs­reich und rührig gewesen. Per Video-Konferenze­n habe man sich regelmäßig zum Üben getroffen. Die Ergebnisse wurden in den sozialen Medien gepostet. „So sind wir nicht nur im öffentlich­en Bewusstsei­n geblieben, sondern konnten in den schwierige­n Zeiten auch unsere soziale Gemeinscha­ft aufrechter­halten.

Der Musikenthu­siast trainiert täglich mindestens zwei Stunden. „Musik lässt mich einfach nicht los, sie beschäftig­t mich ganzheitli­ch.“

So hört er auch ständig Musik, bevorzugt klassische. Vor allem Komponiste­n wie Bruckner, Beethoven und Wagner inspiriere­n ihn. Mit strahlende­n Augen berichtet Klaiber, was es bedeutet, Themen für Konzertund Unterhaltu­ngsprogram­me auszuarbei­ten. Bis zu siebenhund­ert Partituren studiert er vorab. Diese intensive Beschäftig­ung macht oftmals auch vor der Nachtruhe keinen Halt. „Ich stehe dann auch mal um zwei Uhr auf und notiere Ideen auf kleine Zettel. So habe ich schon manches Mal ganze Konzertpro­gramme entworfen“, berichtet er überzeugen­d. Dabei hat er immer seine rund dreißig aktiven Musiker der Kapelle vor dem inneren Auge. „Es ist ja gerade das Schöne, dass in einer Musikkapel­le ganz unterschie­dliche Altersstru­kturen und verschiede­nartige Temperamen­te zusammenko­mmen. Als Dirigent habe ich die wunderbare Aufgabe Harmonie zu stiften.“

Das sei sehr erfüllend und würde dem empathisch­en Charakter der Musik entspreche­n. Der lebensfreu­dige Dirigent resümiert sein Credo in wenigen Sätzen: „Musik ist Leben. Sie kann das ganze emotionale Spektrum von höchster Freude bis hin zu tiefster Trauer in Töne fassen, die die Menschen berühren. Und letzteres gelingt nur, wenn man sich selbst ganz dem Zauber der Musik hingibt.“

Beim diesjährig­en Frühjahrsk­onzert des Musikverei­ns RietheimWe­ilheim wurde Markus Klaiber für seine herausrage­nden Leistungen mit der Goldenen Dirigenten­nadel mit Diamant ausgezeich­net. Die Freude hierüber kommentier­t der bei all seinen Leistungen bescheiden gebliebene Klaiber kurz: „Ja, das war schon ein ganz besonderer Moment für mich, der mich auch emotional gepackt hat. Eine wunderbare Auszeichnu­ng.“

 ?? FOTO: SABINE DODERER ?? Seit 50 Jahren ist die Musik die Leidenscha­ft von Markus Klaiber. Nicht nur als Musiker, sondern auch als Dirigent.
FOTO: SABINE DODERER Seit 50 Jahren ist die Musik die Leidenscha­ft von Markus Klaiber. Nicht nur als Musiker, sondern auch als Dirigent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany