Mini-Naturbadesee im eigenen Garten
Schwimmteiche werden immer beliebter – Sogar der Eisvogel bedient sich am Büfett
verwirklicht haben: Schwimmteiche. Es gebe verschiedene Systeme sagt Harald Niemann. Der Landschaftsund Gartenbauer baut seit 30 Jahren Wasserlandschaften und Teiche und hat sein eigenes System entwickelt, die Teiche zu bauen und das Wasser zu filtern oder umzuwälzen.
Wenn es heiß ist, kühlt sich die ganze Familie mittags im Schwimmteich ab. Das Wasser sieht aus wie an einem Stausee. Grünlich, am Boden und am Rand sind kleine Algen, stetig fließt Wassere ab, wird in der selbst konstruierten Filteranlage von Schwebstoffen befreit und dann wieder zurück geleitet. Ein kleines Röhrchen zweigt ab ins Vogelbad der angrenzenden riesigen Volière mit zwei Unterschlupfräumen. Stetig sitzt ein anderes Vögelchen dort, trinkt, badet, singt. Der Clou: Das Wasser wird nie ausgetauscht, nur verdunstetes Wasser wird nachgefüllt. Die Anlage besteht aus einem
Schwimmbecken von 1,60 Meter Tiefe und einem Einstieg, einer Wasserrinne und einem Flachwasserbereich, alles ist miteinander verbunden. Wie das Wasser dann trotzdem nicht dreckig wird und anfängt zu stinken, selbst wenn auch mal eine Ente sich verirrt und hineinkackt?
Niemanns „Kollegen und Helfer“heißen „Elritzle und Sonnenbärschle“, also Elritzen und Sonnebarsche, kleine Fische. Die Elritzen sind Anzeigerfische für Wasserqualität, auch in Trinkwasserseen. Wenn etwas nicht stimmt, können sie nicht leben - und sie fressen auch Algen. Die Sonnenbarsche halten die Population der Ellritzen in Schach und alle beide lieben Insektenlarven, unvorsichtige Mücken, Parasiten und andres Kleingetier, weshalb es am Teich auch keine Schnakenplage gibt, sagt Niemann. Die Pflanzen wiederum filtern die Phosphate und Nitrate aus dem Wasser.
In der Flachwasserzone laichen Frösche, leben Insekten, trinken den ganzen Tag über Bienen, andere Insekten und Vögel, und sogar ein Eisvogel hat sich in dem Wassersystem schon am Fischchenbuffet bedient. Wenn jemand schwimmt, ziehen sich die Fischchen zurück in die Seitenbereiche, wenn der tiefe Teil leer da liegt, bevölkern sie das ganze System.
Gerade jetzt sich wieder viele Babyfröschle und Babyfischle zu sehen. Es ist ein sich weitgehend selbst erhaltendes Ökosystem, in dem auch der Mensch seinen Platz hat.
Ein Kunde aus Spaichingen hat sich von Niemann einen solchen Teich in den Garten bauen lassen, weil ein Pool mit der nötigen Chemie auch wegen der empfindlichen Haut der Kinder nicht infrage kam. Aus rein gesundheitlichen Gründen kämen immer mehr Salzwasserpools in Mode. Allerdings sei das nichts für die Natur, sondern nur für den Menschen. „Das muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagt Niemann.
Einen funktionierenden natürlichen Schwimmteich anzulegen sei keine einfache Sache, vor allem wenn man trotz allem mit Beton arbeite, um Feststoffe mit dem Pool-kescher von Zeit zu Zeit herauszufischen.. Er habe lange getüftelt, um eine Lösung zu finden und fand sie. Es brauche aber eine gewisse Zeit, bis das Wasser mit den Pflanzen und Fischen eine natürliche Biologie habe, in der auch der Menschen Raum findet.
Übrigens Garten-Schwimm-Teiche mit bis zu 100 Kubikliter Wasser brauchen keine Baugenehmigung. Die meisten Leute ließen sich Teiche mit 50 bis 70 Kubik einbauen.
Niemann sieht zum CoronaBoom bei klassischen Pools, die er auch (nicht so gern) anlegt, wenn gewünscht, auch einen rückläufigen
Trend: Vergangenes Jahr habe er vier Pools ausgemeißelt, weil sie die Gartenbesitzer nicht mehr haben wollten.
Übrigens: Ein Schwimmteich mit Elritzen und Sonnenbarschen ist nicht auch geeignet für Kois. Diese brauchen ganz glatte Ränder, in denen sie sich nicht an einer Kante verletzen können. „Jeder Teich hat unterschiedliche Anforderungen“, sagt Niemann.
Seit sieben, acht Jahren haben Niemanns diesen Teich und es funktioniert ohne Probleme. Die Nähe zur Natur im eigenen Garten gefällt ihnen. Harald Niemann hat beobachtet, dass vor allem Menschen, die einen stressigen und oft intellektuell anstrengenden Beruf haben, sich Schwimmteiche und Wasserlandschaften bauen lassen, auf denen sie zum Beispiel auf einem Steg Teil davon werden können. „Wasser beruhigt und entspannt“, sagt Niemann.