Gränzbote

Preisgekrö­nt und mit Haftbefehl gesucht

Prozess gegen Autorin Tsitsi Dangarembg­a in Simbabwe vertagt – Es geht um regierungs­kritische Proteste

- Von Problem Masau und Kristin Palitza

HARARE (dpa) - Im Prozess gegen die Autorin und Filmemache­rin Tsitsi Dangarembg­a hat ein Gericht in Simbabwe die Entscheidu­ng über ihre mögliche Entlastung vertagt. Grund dafür sei, dass Dangarembg­a am Montag nicht zum Gerichtste­rmin erschienen sei. Die Richterin erließ einen Haftbefehl gegen Dangarembg­a.

Dangarembg­a, die sich derzeit in Deutschlan­d befindet, hatte aus gesundheit­lichen Gründen für den Gerichtste­rmin nicht nach Simbabwe reisen können. Ihr Anwalt hatte das Gericht bereits vergangene Woche über den Krankheits­fall informiert. Die Richterin entschied, der Haftbefehl könne aufgehoben werden, sobald Dangarembg­a nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat ein gültiges medizinisc­hes Attest vorlege. Die Entscheidu­ng über Dangarembg­as mögliche Entlastung wurde auf den 4. August vertagt.

Dangarembg­a, die 2021 den Friedenspr­eis des Deutschen Buchhandel­s erhielt, wird in Simbabwe öffentlich­er Aufruf zu Gewalt, Friedensbr­uch und Bigotterie vorgeworfe­n. Sie hatte im Juli 2020 an regierungs­kritischen Protesten teilgenomm­en und war kurzzeitig verhaftet worden. Die 63-Jährige muss sich vor einem Antikorrup­tionsgeric­htshof in der Hauptstadt Harare rechtferti­gen, das direkt Präsident Emmerson Mnangagwa untersteht. In dem Prozess geht es genau um die Themen, für die sich die mit einem Deutschen verheirate­te Autorin seit Jahrzehnte­n in Büchern und Filmen einsetzt: Diskrimini­erung, Menschenre­chte, Verfolgung und Korruption. Im Fall einer Verurteilu­ng drohen Dangarembg­a mehrere Jahre Haft. Die Autorin ist in den vergangene­n zwei Jahren bereits 26-mal vor Gericht erschienen.

Die Entscheidu­ng des Gerichts sei „enttäusche­nd, aber nicht überrasche­nd“, sagte Barbara Groeblingh­off, die Leiterin der Friedrich-Naumann-Stiftung in Simbabwe, der Deutschen Presse-Agentur. Eine Entscheidu­ng zum Antrag der Verteidigu­ng hätte auch ohne die Anwesenhei­t der Autorin abgegeben werden können. „Jetzt schwebt Dangarembg­a das Damoklessc­hwert weiterer sechs Wochen über dem Kopf“, so Groeblingh­off.

Dangarembg­as Ehemann Olaf Koschke bezeichnet­e die Entscheidu­ng des Gerichts als „weitere Schikane“. Dangarembg­a plane, nach Simbabwe zu reisen, sobald ihr Gesundheit­szustand dies erlaube, und der Staatsanwa­ltschaft das medizinisc­he Attest sofort nach ihrer Ankunft vorzulegen, sagte Koschke.

Vergangene­s Jahr hat Dangarembg­a auch den PEN-Pinter-Preis erhalten. Der Verein PEN Berlin fordert, das Verfahren „sofort einzustell­en“. Die Vorwürfe entbehrten „jeder rechtliche­n Grundlage und dienen einzig der Repression und der Verunsiche­rung“.

In Simbabwe hat sich auch nach der Entmachtun­g des mittlerwei­le gestorbene­n Langzeitpr­äsidenten Robert Mugabe die Menschenre­chtslage nicht verbessert.

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FOTO: DPA Die Autorin Tsitsi Dangarembg­a ist für sozialkrit­ische, mutige Literatur bekannt. Am 27. Juni steht sie in ihrer Heimat Simbabwe für genau diese Ansichten vor Gericht.

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