Papierobjekte von Wilhelm Morat in Städtischer Galerie
Zweimal verschoben, jetzt ist die Ausstellung zu sehen
TUTTLINGEN (sib) – Beim dritten Anlauf hat es geklappt: Die Ausstellung „Wilhelm Morat“, die wegen Corona zweimal verschoben wurde, ist am Freitagabend in der Galerie der Stadt Tuttlingen eröffnet worden. Der Vorsitzende des Kunstkreises Tuttlingen, Michael Martin, freute sich darüber gemeinsam mit dem in Titisee-Neustadt lebenden Künstler.
Die bildende Künstlerin Ariane Faller führte in die Ausstellung ein. „Papier ist ein uraltes Material. Und Papier bildet die formale Basis der Arbeit von Wilhelm Morat“, so Faller. Nicht auf vorhandene, industriell produzierte Papiere greift der Künstler zurück, sondern beginnt den Weg seines Werkstoffes mit der Aussaat von Hanf- und Flachspflanzen, die nach ihrem Wuchs geerntet und mithilfe der eigenen Papiermühle in ihre Fasern zerlegt werden.
Der anschließende Prozess der Entwässerung ist für Morat ein Schöpfen im doppelten Sinn. Denn so bringt er bereits in diesem frühen Stadium des Objektes und zugleich im späten Stadium der Papierherstellung beide Komponenten zusammen, indem er die Kupfer- und Edelstahldrähte, gleich einer Zeichnung, zwischen den Papiervliesschichten anordnet, die sich durch die Kräfte der Trocknung und Schrumpfung in den Raum erheben und das Papier zu dreidimensionalen Körpern formen.
Das Miteinander, die Korrespondenz der von ihm verwendeten Materialien, bringt neue, teils unerwartete
Ergebnisse hervor, die Komponenten greifen ineinander und wachsen aneinander. Die Drähte fangen an zu rosten und hinterlassen kupferfarbene Zeichnungen und Malereien. Im ersten Obergeschoss sind Wilhelm Morats „Flying Torsi“, schwebende Körper, zu sehen, die den Raum subtil und zugleich eindringlich besetzen. Sie verbinden das Schweben in vermeintlicher Schwerelosigkeit, die Leichtigkeit, mit der genannten, nicht eben leichten, sondern in hohem Maße rationalen wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
Ein weiteres Thema begegnet dem Ausstellungsbesucher in Schwarz: als Blackline. Er präsentiert diese im Erdgeschoss von der Wand ausgehend und diese als Projektionsfläche nutzend, als strukturierte, konsistente Raumzeichnungen. Die Morat’schen Knoten bilden nichts nach, sie fügen sich in die Architektur des Raumes ein, verdichten sich, entwirren sich wieder, haben einen konkreten Anfang und ein klares Ende, zwischen denen sich das Geschehen entwickelt, so Ariane Faller in ihrer Einführung. Im Untergeschoss dominieren Blautöne in Röhren und Fahnen aus handgeschlagenem Papier unterschiedlichster pflanzlicher Herkunft.
Ausstellung
Die ist noch bis 24. Juli in der Galerie zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr.