Beim Klimaschutz wird ein Zahn zugelegt
Kommunen setzen auf Energieeinsparungen durch LED und die Sanierung öffentlicher Gebäude
TROSSINGEN/ DURCHHAUSEN / GUNNINGEN / TALHEIM - Es tut sich einiges beim großen Thema Klimaschutz in Trossingen, aber auch in den umliegenden Gemeinden Gunningen, Durchhausen und Talheim. Ist die Musikstadt bereits mit einer Vielzahl von Maßnahmen und Projekten aktiv, hat der Talheimer Gemeinderat unlängst in einem Grundsatzbeschluss entschieden, dass der Klimaschutz in den Vordergrund des kommunalen Handelns rücken soll. Aber auch Durchhausen und Gunningen wollen klimafreundlicher werden.
Das soll beispielsweise durch Energieeinsparungen erfolgen. Tatsächlich setzen alle Gemeinden und auch die Stadt Trossingen zukünftig auf LED-Straßenlaternen. Dafür will die Stadt rund 1,3 Millionen Euro investieren – eine ökologische, aber auch ökonomische Entscheidung: „Wir sparen damit knapp 80
Prozent Energie bei der Straßenbeleuchtung ein“, erklärt Bürgermeisterin Susanne Irion. Auch in Talheim ist die LED-Sanierung der Straßenbeleuchtung auf dem Weg. Doch während in Talheim und Trossingen noch geplant wird, hat Gunningen bereits seit zwei Jahren komplett auf LED umgerüstet. In Durchhausen ist – mit wenigen Ausnahmen im Neubaugebiet – die Straßenbeleuchtung ebenfalls modernisiert. „Der Stromverbrauch hat sich dadurch auch sehr deutlich reduziert“, berichtet Durchhausens Bürgermeister Simon Axt.
Um Energie zu sparen, ist es aber auch sinnvoll, in Gebäuden keine oder nur sehr wenig Energie entweichen zu lassen. Deswegen soll die Außenhülle der Solweghalle in Trossingen saniert werden und auch für die Fritz-Kiehn-Halle stehen Dämmung und Heizung auf dem Prüfstand, berichtet Irion. Die Mehrzweckhalle in Gunningen wurde energetisch saniert und auf den neuesten technischen Stand gebracht, erklärt der stellvertretende Bürgermeister Steffen Haller. Eine Photovoltaikanlage für das Dach sei geplant. In Durchhausen ist man sich ebenfalls darüber bewusst, dass bestimmte Wohnformen energiesparender sind als andere. Im Austausch mit den Bürgern sei man daher zum Ergebnis gekommen, dass in der Ortsmitte Mehrfamilienhäuser entstehen sollen – ein Ideenwettbewerb hierfür sei gerade angelaufen, berichtet Axt. Und auch in Trossingen liegt bei allen Neubauten, wie dem Kindergarten Albblick, der Realschule und dem Ganztagesgebäude, der Fokus auf Energieeffizienz.
Um einen Überblick über die eigene Ökobilanz zu erhalten, erstellen die Gemeinden und Trossingen nun Energieberichte und beauftragen Gutachten. So wurde etwa in Talheim ein Energiebericht eingeführt und eine CO2-Bilanz erstellt. Dabei erhält die Gemeinde externe Hilfe durch die finanziell geförderte Fokusberatung
der Energieagentur Tuttlingen. „Unsere Zielrichtung ist nun, dass wir den Verbrauch auf allen Ebenen – Wärme, Wasser und Strom – senken wollen“, betont Talheims Bürgermeister Andreas Zuhl.
In Durchhausen wurde anschließend an ein Energiegutachten die Ölheizung im Rathaus und die Elektroheizung im Vereinshaus durch eine gemeinsame Pelletheizung ersetzt. Die Stadt Trossingen hat eine eigene Stelle für einen Energiemanager im Haushaltsplan geschaffen. Seine Aufgabe wird es sein, „alle kommunalen Gebäude auf den Prüfstand zu stellen“, erklärt Irion, um Energiekosten und dadurch auch CO2 einzusparen. Noch warte man aber auf den Bewilligungsbescheid. Dann fließen auch Zuschüsse. Von diesen seien auch kleine Gemeinden wie Gunningen abhängig, erklärt Steffen Haller.
Die Gemeinde Talheim ist sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst. Wenn sie neue Wohn- oder
Gewerbegebiete ausweist, soll dafür innerhalb der eigenen Gemarkung ein ökologischer Ausgleich gefunden werden, der dem Natur- und Artenschutz zu Gute kommt. Zudem wurden zugunsten der Biodiversität Blühstreifen angelegt. Auch in Gunningen legt man Wert darauf, dass bestehende, öffentliche Grünflächen erhalten bleiben.
Perspektivisch soll die Energiegewinnung in Trossingen und den Umlandgemeinden nachhaltiger werden. So will Talheim die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erhöhen. Dafür will der Gemeinderat rund 100 000 Euro bereitstellen.
Momentan prüfe man, welche Gebäude für Photovoltaikanlagen geeignet sind, berichtet Zuhl. Einen Schritt weiter ist in dieser Hinsicht die Stadt Trossingen. Die Stadtwerke vertreiben bereits seit rund elf Jahren ausschließlich Strom aus Wasserkraft. Zudem werde dort aktuell die Machbarkeit einer Windkraftanlage
geprüft, berichtet Irion. Genutzt werden soll der Strom auch für Elektrofahrzeuge – für den Bauhof sei dies bereits erfolgt.
Überhaupt steht Mobilität – gerade in einer ländlichen und kaum an den öffentlichen Nahverkehr angebundenen Region – im Fokus. So sind Durchhausen, Talheim und Trossingen kürzlich der Internetplattform „pendla“beigetreten. Ziel der Seite ist es, Pendlerinnen und Pendler miteinander zu verknüpfen, um so Fahrgemeinschaften zu ermöglichen – und Emissionen zu verringern. So soll „die Verkehrswende im Nahverkehr“gelingen, verspricht die Plattform. Andreas Zuhl erklärt: „Jede Fahrt, die durch die Pendlerplattform eingespart wird, spart CO2, verursacht keinen Lärm und schont generell die Umwelt.“
All diese Maßnahmen und Projekte sollen zum Klimaschutz in der Region beitragen und dafür sorgen, dass sie auch in Zukunft lebenswert bleibt.