Wellbrock ist schwer zu stoppen
Magdeburger drückt der Schwimm-WM in Budapest weiter seinen Stempel auf
BUDAPEST (SID) - In brütender Mittagshitze holte Florian Wellbrock seine zwei Schwimmkumpels auf die oberste Stufe des Siegerpodests, er zückte sein Handy und schoss ein Selfie als Erinnerung für die Ewigkeit. „Es war ein echt cooles Rennen, ich habe die zwei Leute mit auf dem Podium, die ich mir da auch gewünscht hatte“, sagte der Freiwasser-Olympiasieger nach seinem famosen WM-Triumph im Fünf-Kilometer-Rennen in Budapest.
Doch weder sein italienischer Dauerrivale Gregorio Paltrinieri, der ihm im Becken noch den Titel über 1500 Meter Freistil entrissen hatte, noch sein ukrainischer Trainingskollege Michailo Romantschuk konnten Wellbrock an diesem Montagmorgen das Wasser reichen. „Im Grunde haben die drei Jungs das Feld deklassiert“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn – aber sein Schützling war nochmal eine Klasse besser: „Er ist im Moment schwer zu stoppen.“
Bei seiner insgesamt vierten Medaille schwamm der Magdeburger im 26,7 Grad warmen Lupasee sein bislang souveränstes Rennen in Budapest. Trotz einer schlechten Startposition hatte der 24-Jährige schnell seinen Rhythmus gefunden, das Tempo konsequent hochgehalten und im Schlussspurt wie schon am Tag zuvor beim Triumph mit der FreiwasserStaffel die höchste Endgeschwindigkeit bewiesen. Im Ziel lag Wellbrock (52:48,8 Minuten) um 3,9 Sekunden vor Paltrinieri, weitere 21 Sekunden später schlug Romantschuk als Dritter
an. Niklas Frach aus Gelnhausen belegte Rang 13.
Im anschließenden Frauen-Rennen verpasste Staffelweltmeisterin Leonie Beck als Vierte eine weitere Medaille nur um 1,3 Sekunden. WMDebütantin Jeannette Spiwoks landete beim Sieg der brasilianischen Olympiasiegerin Ana Marcela Cunha auf Platz neun.
Wellbrock, der erste deutsche Fünf-Kilometer-Weltmeister seit Freiwasser-Rekordchampion Thomas Lurz 2011, plant noch einen weiteren Coup. Über die olympischen zehn Kilometer will Wellbrock am Mittwoch seinen Titel erfolgreich verteidigen. Fünf Medaillen in fünf Rennen würden einen weiteren historischen Meilenstein in seiner noch relativ jungen Karriere bedeuten.
„Ich bin sehr euphorisch gestimmt“, berichtete Wellbrock. Als Olympiasieger brauche er sich „nicht zu verstecken, deswegen feuere ich da nochmal alles rein“. Sein Plan für den freien Dienstag sah vor allem Erholung vor: „Viel locker schwimmen, viel Physio, viel essen, viel trinken.“
Dass Romantschuk, dessen Mutter und Schwester aus der kriegsgeschundenen Ukraine nach Budapest gereist waren, nach Bronze über 800 Meter ein zweites Mal auf dem Podium dieser WM stand, freute Wellbrock sehr. „Ich kann mir vorstellen, dass es etwas sehr Emotionales für ihn ist“, sagte er: „Das rührt mich als Freund auch.“Wellbrock hatte Romantschuk nach Kriegsbeginn mit in die Magdeburger Trainingsgruppe aufgenommen. „Wir sind wie eine kleine Familie in diesem Sport“, sagte der Deutsche.
Experten glauben, dass Wellbrock diese Freiwasser-Familie in den kommenden Jahren sportlich weiter dominieren wird – so wie einst Lurz, der sich insgesamt zwölfmal zum Weltmeister gekürt hatte.