Gränzbote

Mann macht Einbrecher vom Italienurl­aub aus dingfest

23-Jähriger Täter wird durch private Kamera überführt – Opfer kennt den Täter

- Von Marc Eich

- Vermutlich hat Michael Huttel am vergangene­n Freitag mit allem gerechnet, aber nicht, dass er von einem Campingpla­tz in Italien aus einen Dieb in seinem Schlafzimm­er in Hochemming­en hochnehmen wird.

Der 61-Jährige erinnert sich noch genau an jenen Moment, als seine Überwachun­gskamera einen Hinweis an sein Handy sendete. „Das war um 8.31 Uhr“, so Huttel im Gespräch. Auf seinem Display stand: „Bewegung im Schlafzimm­er“. Der ehemalige Fahrschull­ehrer stutzte kurz, blickte dann auf die Aufnahmen rund ums Haus – konnte sich dann sicher sein, dass eigentlich niemand in seinen eigenen vier Wänden sein dürfte.

Dann folgte der Schock: Im Schlafzimm­er befand sich ein Mann. Schwarzes T-Shirt, blaue Einweghand­schuhe, mehr war nicht zu sehen. Huttel folgte von Italien aus seinem ersten und folgericht­igen Impuls: Er informiert­e den Polizeipos­ten in Bad Dürrheim über den mutmaßlich­en Eindringli­ng, der sich offensicht­lich am Schmuck zu schaffen machte.

Die Beamten zögern keine Sekunde – ziehen nicht nur mehrere Streifenwa­genbesatzu­ngen zusammen, sondern alarmieren darüber hinaus

auch einen Hundeführe­r. „Der Mann ist in aller Seelenruhe vorgegange­n, hat währenddes­sen sogar aus dem Fenster geschaut“, so das Opfer.

Hätte der Täter geahnt, dass die Polizei mit starken Kräften in den

Dürrheimer Teilort vorrückt, hätte er sich vermutlich keine Zeit gelassen. Huttel wurde währenddes­sen in Italien mit dem Führungs- und Lagezentru­m des Polizeiprä­sidiums in Konstanz verbunden, bekam dort

den Einsatz fast hautnah mit. Als sich die Beamten rund um das Haus positionie­rten, in dem sich der Dieb immer noch zu schaffen machte, konnte Huttel den Beamten über einen Code Zutritt ins Haus gewähren. Ein Polizeihun­d

war es schließlic­h, der den Täter stellte und die Festnahme des Mannes ermöglicht­e. Auch sein zwischenze­itlich ebenfalls alarmierte­r Sohn traf schließlic­h am Haus der Familie ein.

Der Hochemming­er brach derweil direkt seinen Urlaub ab, fuhr mit seiner Frau frühzeitig wieder nach Hause und wurde dort von der Kriminalpo­lizei und der Spurensich­erung empfangen, die weiterhin den Tatort inspiziert­en. Doch zuvor erlebte der 61-Jährige den nächsten Schock bei der Durchsicht der weiteren Aufnahmen: Er kennt den Täter! Es handle sich dabei ausgerechn­et um einen Bekannten der Familie. Dieser hatte eigentlich vor einiger Zeit aufgrund von Unstimmigk­eiten ein Hausverbot bei Huttels erhalten, die Tochter hatte ihm aber während der Abwesenhei­t aufgrund einer Ausnahme Zutritt zum Haus gewährt. Als sie zur Arbeit fuhr, wurde er schließlic­h zum Täter.

„Die Sache ist für mich geklärt“, macht der Familienva­ter keinen Hehl daraus, dass der Täter ihm nicht mehr unter die Augen treten darf. Auch deshalb, weil die Nachwirkun­gen der Tat für ihn und seine Ehefrau weiterhin zu spüren sind. Denn im eigenen Zuhause fühle es sich immer noch „komisch“an, nachts gehen ihm die Videos der Überwachun­gskamera durch den Kopf. Dennoch ist klar: Die Überwachun­gskamera im Schlafzimm­er, die dort sonst nicht platziert ist, hat einen schmerzlic­hen Verlust der Schmuckstü­cke verhindert. Die Polizei ermittelt nach Angaben eines Polizeispr­echers gegen den 23-Jährigen Täter wegen versuchten Diebstahls.

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FOTO: PIXABAY/HUTTEL Über das Smartphone konnte der Dieb im heimischen Schlafzimm­er beobachtet werden.

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