AfD kritisiert Statement neben AWO-Aufschrift
Aufkleber auf Auto sorgt bei Partei für Empörung – Verband wird deutlich
- Neben dem Aufkleber der Arbeiterwohlfahrt prangt auf einem Auto in Villingen-Schwenningen der Slogan „FCK NAZS“– eine Abkürzung für „Fuck Nazis“, zu deutsch „Scheiß Nazis“. Ein Ausdruck, der den AfDStadtrat Olaf Barth offenbar triggert und zu einer scharfen Kritik seinerseits führt.
In einer E-Mail an die AWO echauffiert er sich über den Aufkleber: „Ich kann nicht glauben, dass die AWO die Vergewaltigung von welchen Menschen auch immer und gleich welcher Couleur fordert beziehungsweise billigt.“Dass er von „Vergewaltigung“schreibt, dürfte auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen sein – so bezieht sich das Wort „fuck“nicht auf den Koitus. Jedenfalls ist für Barth klar: „Diese Parole der kriminellen Antifa hat auf einem Fahrzeug einer Wohlfahrtsorganisation nichts zu suchen!“
Der Stadtrat sieht darüber hinaus deutlich Gegensätze zwischen dem Leitbild der Arbeiterwohlfahrt (unter anderem „Bei uns sind alle Menschen willkommen –unabhängig von Hautfarbe, nationaler und konfessioneller Zugehörigkeit“) und dem Aufkleber auf dem mutmaßlichen AWOFahrzeug.
Was Barth ebenfalls wissen dürfte: Der Wagen wird von seinem Stadtrat-Kollegen Nicola Schurr (SPD) genutzt. Dass das Verhältnis der Beiden als angespannt bezeichnet werden darf, ist kein Geheimnis – spätestens, seitdem der AfD-Mann dem Sozialdemokraten unterstellte, Unterstützer bei einem Angriff durch die Antifa auf Barth gewesen zu sein.
Entsprechend reagiert auch Schurr: „Wieso stört sich jemand, der behauptet, kein Nazi zu sein, überhaupt an solchen Aufklebern?“Er stellt zudem klar: Das Auto ist nicht mehr in Besitz der AWO, er habe es der Arbeiterwohlfahrt abgekauft – somite gehöre es auch nicht mehr offiziell zum Fuhrpark des Verbandes. „Das ist das Auto, das über 200 Familien an Weihnachten Essen und Geschenke gebracht hat.“
Doch stört sich der AWO-Ortsverein Villingen-Schwenningen, aus dessen Pool das Fahrzeug ursprünglich stammt, trotzdem an den drastischen Aussagen auf dem Wagen, die neben dem Logo des Verbands platziert sind?
Die Vorsitzende Beate SchmidtKempe findet deutlich Worte: „Persönlich habe ich nichts gegen diesen Aufkleber. Er wird von Anbietern der Antifa-Bewegung vertrieben, die auch andere Aufkleber, wie ,Lebe so, dass die AfD was dagegen hätte’ oder ,Refugees Welcome’ oder ,kein Mensch ist illegal’ vertreiben. Diesen
Inhalten schließe ich mich ausdrücklich an und sie entsprechen auch den Grundsätzen der AWO.“
Schurr stünde es „in diesem Staat Gott sei Dank frei, seine Meinung zu äußern“, seine Verbundenheit mit der AWO sei ohnehin offensichtlich und „steht ja außer Frage“. Schmidt-Kempe holt vielmehr zum Gegenschlag gegen die AfD aus, betont, dass sie das von der Partei verbreitete Gedankengut ablehnt. „Dieses ist dem der Nationalsozialisten teilweise sehr ähnlich und auch demokratiefeindlich“, so die Vorsitzende.
Ihre Abneigung komme nicht von ungefähr. Ihr Vater sei an der Front erschossen worden – „als Kanonenfutter“sei er in den Krieg geschickt worden, weil er aufgrund seines christlichen Glaubens die Nazis abgelehnt hätte. „Mich hat diese Familiengeschichte geprägt“, erklärt sie und betont: „Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie es bei unserem heutigen Wissen sein kann, dass sich Geschichte möglicherweise wiederholt.“ Es scheint, als wenn sich der AfD-Stadtrat auch weiterhin an dem Aufkleber stören müsste.