Gränzbote

AfD kritisiert Statement neben AWO-Aufschrift

Aufkleber auf Auto sorgt bei Partei für Empörung – Verband wird deutlich

- Von Marc Eich ●

- Neben dem Aufkleber der Arbeiterwo­hlfahrt prangt auf einem Auto in Villingen-Schwenning­en der Slogan „FCK NAZS“– eine Abkürzung für „Fuck Nazis“, zu deutsch „Scheiß Nazis“. Ein Ausdruck, der den AfDStadtra­t Olaf Barth offenbar triggert und zu einer scharfen Kritik seinerseit­s führt.

In einer E-Mail an die AWO echauffier­t er sich über den Aufkleber: „Ich kann nicht glauben, dass die AWO die Vergewalti­gung von welchen Menschen auch immer und gleich welcher Couleur fordert beziehungs­weise billigt.“Dass er von „Vergewalti­gung“schreibt, dürfte auf einen Übersetzun­gsfehler zurückzufü­hren sein – so bezieht sich das Wort „fuck“nicht auf den Koitus. Jedenfalls ist für Barth klar: „Diese Parole der kriminelle­n Antifa hat auf einem Fahrzeug einer Wohlfahrts­organisati­on nichts zu suchen!“

Der Stadtrat sieht darüber hinaus deutlich Gegensätze zwischen dem Leitbild der Arbeiterwo­hlfahrt (unter anderem „Bei uns sind alle Menschen willkommen –unabhängig von Hautfarbe, nationaler und konfession­eller Zugehörigk­eit“) und dem Aufkleber auf dem mutmaßlich­en AWOFahrzeu­g.

Was Barth ebenfalls wissen dürfte: Der Wagen wird von seinem Stadtrat-Kollegen Nicola Schurr (SPD) genutzt. Dass das Verhältnis der Beiden als angespannt bezeichnet werden darf, ist kein Geheimnis – spätestens, seitdem der AfD-Mann dem Sozialdemo­kraten unterstell­te, Unterstütz­er bei einem Angriff durch die Antifa auf Barth gewesen zu sein.

Entspreche­nd reagiert auch Schurr: „Wieso stört sich jemand, der behauptet, kein Nazi zu sein, überhaupt an solchen Aufklebern?“Er stellt zudem klar: Das Auto ist nicht mehr in Besitz der AWO, er habe es der Arbeiterwo­hlfahrt abgekauft – somite gehöre es auch nicht mehr offiziell zum Fuhrpark des Verbandes. „Das ist das Auto, das über 200 Familien an Weihnachte­n Essen und Geschenke gebracht hat.“

Doch stört sich der AWO-Ortsverein Villingen-Schwenning­en, aus dessen Pool das Fahrzeug ursprüngli­ch stammt, trotzdem an den drastische­n Aussagen auf dem Wagen, die neben dem Logo des Verbands platziert sind?

Die Vorsitzend­e Beate SchmidtKem­pe findet deutlich Worte: „Persönlich habe ich nichts gegen diesen Aufkleber. Er wird von Anbietern der Antifa-Bewegung vertrieben, die auch andere Aufkleber, wie ,Lebe so, dass die AfD was dagegen hätte’ oder ,Refugees Welcome’ oder ,kein Mensch ist illegal’ vertreiben. Diesen

Inhalten schließe ich mich ausdrückli­ch an und sie entspreche­n auch den Grundsätze­n der AWO.“

Schurr stünde es „in diesem Staat Gott sei Dank frei, seine Meinung zu äußern“, seine Verbundenh­eit mit der AWO sei ohnehin offensicht­lich und „steht ja außer Frage“. Schmidt-Kempe holt vielmehr zum Gegenschla­g gegen die AfD aus, betont, dass sie das von der Partei verbreitet­e Gedankengu­t ablehnt. „Dieses ist dem der Nationalso­zialisten teilweise sehr ähnlich und auch demokratie­feindlich“, so die Vorsitzend­e.

Ihre Abneigung komme nicht von ungefähr. Ihr Vater sei an der Front erschossen worden – „als Kanonenfut­ter“sei er in den Krieg geschickt worden, weil er aufgrund seines christlich­en Glaubens die Nazis abgelehnt hätte. „Mich hat diese Familienge­schichte geprägt“, erklärt sie und betont: „Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie es bei unserem heutigen Wissen sein kann, dass sich Geschichte möglicherw­eise wiederholt.“ Es scheint, als wenn sich der AfD-Stadtrat auch weiterhin an dem Aufkleber stören müsste.

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FOTO: BARTH Dieses Foto schickt AfD-Stadtrat Olaf Barth mit, um den „FCK NZS“-Aufkleber auf einem Fahrzeug neben dem AWO-Logo zu kritisiere­n.

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