Milliardenüberschuss bei der Rente
Höhere Beitragszahlungen dank stabilem Arbeitsmarkt – Mehr Berufstätige über 67 Jahren
(dpa/epd) - Die gesetzliche Rentenversicherung erwartet zum Jahresende einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro. Das sagte die Präsidentin der Rentenversicherung, Gundula Roßbach, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Vor einem Jahr war noch ein Defizit von 6,5 Milliarden Euro vorhergesagt worden.“Doch trotz mehrfacher Krisen sei der Arbeitsmarkt in Deutschland stabil. „Dementsprechend haben wir eine gute Einnahmelage“, sagte Roßbach. „Wir erleben einen Anstieg bei den Pflichtbeiträgen von Januar bis November von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.“Das stimme sehr positiv.
„Die Ausgaben waren etwas geringer als noch vor einem Jahr geschätzt“, sagte Roßbach weiter. So gebe es nach Informationen des Statistischen Bundesamtes einen langsameren Anstieg der Lebenserwartung, was sich auch auf die Rentenausgaben auswirke. „Ein Grund ist aktuell auch die Corona-Pandemie, die zu einem Anstieg der Sterblichkeit gerade bei älteren Menschen geführt hat.“Der Haushalt der Rentenversicherung liege aktuell bei mehr als 350 Milliarden Euro.
Gleichwohl macht sich Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger für eine Abkehr von der Rente ab 63 in der heutigen Form stark. „Die Rente ab 63 hat zu einem Braindrain geführt“, sagte Dulger der Deutschen PresseAgentur. Viele hoch qualifizierte Arbeitskräfte stünden nicht mehr zur
Verfügung. „Das hat einfach wehgetan. Das hat die Unternehmen geschwächt.“Auch die Frühverrentung in Betrieben sei ein Fehler gewesen, räumte Dulger ein. „Jetzt muss die Politik auch aus der Erkenntnis zum Handeln kommen.“
Die damalige Koalition von Union und SPD hatte die vorgezogene Altersrente ohne Abschläge ab 45 Jahren Versicherungszeit 2014 eingeführt. Alle vor 1953 Geborenen konnten ohne Abschläge mit 63 Jahren in Rente gehen; bei Jüngeren verschiebt sich mit steigendem Renteneintrittsalter der Start der abschlagsfreien Rente. Bei der Einführung hatte die Regierung jährlich rund 200.000 Antragsteller für die abschlagsfreie Rente prognostiziert. Nach Auskunft der Rentenversicherung
wurden vergangenes Jahr rund 257.000 Anträge gestellt. 2020 gab es rund 260.000 Anträge.
Gleichzeitig ist aber die Zahl der Erwerbstätigen im Rentenalter ab 67 Jahren erneut gestiegen. Wie laut dem RedaktionsNetzwerk Deutschland aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, waren in diesem Jahr 1.066.895 Beschäftigte 67 Jahre alt oder älter. Das waren rund 15.000 Menschen mehr als im vergangenen Jahr und 200.000 mehr als noch 2015. Aus der Antwort der Bundesregierung geht zudem hervor, dass derzeit über 400.000 Beschäftigte bereits über 70 und rund 138.000 sogar schon über 75 Jahre alt sind.