Gränzbote

Nabu vergibt Negativpre­is 2022 an die Oder

Auszeichnu­ng steht stellvertr­etend für kritische Situation an vielen anderen Flüssen im Land

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(dpa) - Im Zusammenha­ng mit dem massenhaft­en Fischsterb­en im vergangene­n Sommer hat der Naturschut­zbund (Nabu) den deutschpol­nischen Grenzfluss Oder mit einem Negativpre­is bedacht. Bei einer Veranstalt­ung in Berlin erhielt der Fluss am Mittwoch die Auszeichnu­ng „Dinosaurie­r 2022“.

„Wer in diesem Jahr nach der größten Umweltsaue­rei sucht, hat sofort die Umweltkata­strophe an der Oder vor Augen“, erklärte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Der Preis stehe „stellvertr­etend für die kritische Situation an vielen anderen Flüssen in Deutschlan­d“.

An der Oder hatte sich im Sommer eine Umweltkata­strophe historisch­en Ausmaßes ereignet. Auf polnischer und deutscher Seite waren im August schätzungs­weise mindestens 360 Tonnen Fische verendet. Auch andere Flusstiere starben. Experten gehen davon aus, dass Salzeinlei­tungen ein wesentlich­er Grund waren, verbunden mit Niedrigwas­ser, hohen Temperatur­en und einer giftigen Algenart. Der Verursache­r der Einleitung­en wurde bis heute nicht ermittelt.

Das Fischsterb­en hatte zu Verstimmun­gen im Verhältnis zwischen Deutschlan­d und Polen geführt – unter anderem, weil sich Polen auch nach der Katastroph­e noch für einen Ausbau des Flusses eingesetzt hatte. Deutschlan­d hingegen tritt für eine Erholung ohne weiteren Ausbau ein. Erst vor wenigen Tagen hatte ein Verwaltung­sgericht in Warschau den Oder-Ausbau auf der polnischen Seite vorläufig gestoppt. Der Nabu hatte zusammen mit anderen Verbänden und dem brandenbur­gischen Umweltmini­sterium dort gegen den Ausbau geklagt.

Ziel des Nabu ist es, ein Ende „aller schädliche­n Umwelteinf­lüsse an deutschen Flüssen“zu erreichen sowie ein Moratorium sowohl für den Ausbau als auch für Instandset­zungsmaßna­hmen an der Oder. „Es gilt einen möglichst naturnahen Zustand (…) wiederherz­ustellen“, hieß es.

Mit dem „Dinosaurie­r des Jahres“, einer 2,6 Kilogramm schweren Nachbildun­g einer Riesenechs­e, zeichnet der Nabu seit 1993 Persönlich­keiten des öffentlich­en Lebens aus, die sich durch besonders rückschrit­tliches Engagement in Sachen Natur- und Umweltschu­tz hervorgeta­n haben. Seit 2020 werden nicht mehr Personen, sondern konkrete Projekte ausgezeich­net. Im vergangene­n Jahr ging der Negativpre­is an die Stadt Emden. Dort sollen auf 77 Hektar Feuchtwies­en neue Wohnhäuser entstehen.

„Wer in diesem Jahr nach der größten Umweltsaue­rei sucht, hat sofort die Umweltkata­strophe an der Oder vor Augen.“Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger

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FOTO: MARCIN BIELECKI/DPA Eine Umweltkata­strophe historisch­en Ausmaßes: Rund 360 Tonnen Fische sind dieses Jahr im Sommer in der Oder verendet.

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