Zukunft der Brunnenkapelle ist ungewiss
Hausschwamm bedroht Bestand des Hattinger Bauwerks
IMMENDINGEN-HATTINGEN (frdr) - Die Hattinger Brunnenkapelle ist in ihrer Bausubstanz gefährdet. Das unterhalb des Witthoh, dem Hattinger Hausberg, stehende kleine Kirchlein ist vom Hausschwamm befallen. Der Hausschwamm ist ein gefürchteter Schädling. Im Gegensatz zu den meisten anderen in Gebäuden vorkommenden Pilze hat der Hausschwamm eine substanzzerstörende Wirkung mit einem großen Sanierungsbedarf. Über die Zukunft des kirchlichen Kleinods ist Pfarrer Axel Maier in Sorge. Da der Pilz über seine Sporen übertragbar ist, musste das Bauwerk geschlossen werden.
In der Brunnenkapelle werden unter anderem jährlich Maiandachten abgehalten, gelegentlich finden auch Hochzeiten statt. Das Bauwerk ist den Sommer über vielfach das Ziel von Wanderern. Seit Jahren nehmen sich die Hattinger Pfadfinder der Kapelle an, pflegen auch das Umfeld und veranstalten jährlich an Christi Himmelfahrt ein Brunnenkapellenfest. Eine größere Außenrenovierung fand im Jahr 2006 statt.
Die Geschichte der dem heiligen Nikolaus geweihten Kapelle ist alt und ehrwürdig. Das genaue Gründungsdatum des Gotteshäuschens ist nicht bekannt. Im Jahre 1275 wird die Kapelle im Zusammenhang mit einem kleinen Frauenklösterchen der „Tertiarinnen“, auch als „Klause im Bronnen“bezeichnet, urkundlich erwähnt. Mit Klausen bezeichnete man damals kleinere Klostergemeinschaften.
Brunnen ist ein alter Wallfahrtsort, der höchstwahrscheinlich auf die Zeit zurückgeht, als dort noch die Klosterfrauen weilten. Welche Bedeutung im Hochmittelalter der Brunnenkapelle als Wallfahrtsort zukam, geht aus einem Ablassbrief des Papstes Benedikt XII vom 7. März 1339 hervor: Er gewährte den Besuchern und Förderern der Kapelle einen Pilgerablass von 40 Tagen.
Im Kalendarium der Pfarrei Hattingen heißt es unter anderem: „Es kommen Prozessionen nach Brunnen aus verschiedenen Pfarreien, nämlich von Hattingen, Möhringen, Emmingen, Liptingen, Tuttlingen und sogar von Renquishausen. Im Zuge der Aufklärung wurden die Wallfahrten allerdings abgeschafft. Um die Kapelle ranken sich mehrere Legenden. Teilweise wird die Brunnenkapelle heute noch im Zusammenhang damit, dass Wallfahrer teilweise per Pferd ankamen „Rosskapelle“genannt. Diese Bezeichnung rührt, wie auch an einer an der Außenwand angebrachten Tafel zu lesen ist, der Überlieferung nach auch von einem Ross her, das sich in der Kapelle verirrte, das Schloss durch eine zufällige Bewegung zum Einschnappen brachte – und nur durch Nagen und Ziehen am Glockenseil die Leute auf sich aufmerksam machte.