Grüne wollen den Verkauf von Alkohol einschränken
FDP hält Auflagen für wenig effizient und plädiert stattdessen für Aufklärung über Gesundheitsrisiken
- In den sozialen Medien trendet zuverlässig zum Neujahrsbeginn der „Dry January“, also ein „trockener“Januar ohne Alkohol. Jährlich sterben nach Schätzung von Experten rund 20.000 Menschen vorzeitig an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Laut Bundesgesundheitsministerium sind 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig.
Einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse zufolge ist die Anzahl von Berufstätigen mit exzessivem Alkoholkonsum von 2011 auf 2021 bundesweit sogar um rund ein Drittel gestiegen. „In der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen sogar um 88,5 Prozent“, heißt es. Fast ein Drittel der Berufstätigen trinke zudem an mehreren Tagen pro Woche Alkohol, neun Prozent davon täglich. Die Mehrheit versuche, dadurch besser vom Alltag abzuschalten und Stress abzubauen. Angesichts solcher Zahlen fordert der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, seit Längerem eine Einschränkung von Sponsoring und Marketing von Alkohol und setzt sich darüber hinaus für eine schärfere Altersgrenze für den Konsum von Alkohol ein.
Linda Heitmann, Sprecherin für Drogenpolitik der Grünen im Bundestag, geht nun einen Schritt weiter und fordert ein „generelles Umdenken in Bezug auf legale Drogen, um zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit diesen Substanzen zu kommen“. Die Abgeordnete will die Verfügbarkeit von Alkohol deutlich einschränken: „Gerade in Bezug auf Alkohol gibt es hier bislang kaum Einschränkungen, sondern es gilt fast uneingeschränkt das Gesetz des freien Marktes – mit leichter Verfügbarkeit an vielen Verkaufsstellen, moderater Preisgestaltung vieler Produkte“, sagte sie der „Welt“. Außerdem hält sie „steuerliche Erhöhungen für Alkoholika grundsätzlich für sinnvoll.“
In der FDP ist man skeptisch. Die Drogen- und Suchtbeauftragte der Liberalen, Kristine Lütke, sagte der „Schwäbischen Zeitung“: „In Italien und Spanien ist gefährliches Rauschtrinken deutlich weniger verbreitet, obwohl die Steuer auf Schaumwein und hochprozentigen Alkohol sogar geringer ausfällt als in Deutschland.“Eine höhere Besteuerung sei nicht zwangsläufig zielführend. „Stattdessen müssen hierzulande Prävention und Aufklärung deutlich ausgeweitet werden, um die Schäden von gefährlichem Rauschtrinken zu minimieren.“So wüssten etwa mehr als 40 Prozent der Deutschen nicht, dass auch geringe Mengen Alkohol in der Schwangerschaft zu schweren Schäden für das Kind führen.