„Hütchen“lindert Kinderarmut
Kinderfonds der Caritas unterstützt betroffene Familien – 2000 Kinder im Landkreis leben in Armut
- Ein Kind möchte im Fußballverein spielen, aber es kann sich die Kickschuhe nicht leisten. Ein Jugendlicher ist bestrebt ein Musikinstrument zu erlernen, den Unterricht und das Instrument können die Eltern jedoch nicht bezahlen. Ein Schüler möchte mit ins Schullandheim, doch das Geld der Familie reicht dafür nicht aus – damit diese Missstände der Vergangenheit angehören und um allen Kindern im Landkreis Tuttlingen dieselben Zukunftschancen zu ermöglichen, erhalten von Armut betroffene Kinder vom Kinderfonds „Hütchen“der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau finanzielle Unterstützung.
Der Startschuss für den Kinderfonds „Hütchen“fiel im November 2020 während der Corona-Krise. „Wir haben festgestellt, dass viele Kinder von Armut betroffen sind. Im Landkreis Tuttlingen sind es über 2000 Kinder. Wir haben deshalb den Kinderfonds ins Leben gerufen, weil wir Chancengleichheit schaffen wollten“, betont Corinna Brütsch, Leiterin des Caritasdienstes für Sorgende Gesellschaft in Tuttlingen. Alles, was über eine staatliche Finanzierung und Förderung hinausgehe, könne bei dem Kinderfonds mit einem Antrag gestellt werden – für jedes Kind, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, sind es aktuell maximal 300 Euro pro Jahr. Eine Antragstellung ist möglich, wenn eine Familie eine „SGB II“-Leistung und damit das Arbeitslosengeld II/Sozialgeld von der Arbeitsagentur,
Wohngeld, Kinderzuschlag oder eine Asylbewerberleistung vom Sozialamt erhält.
Corinna Brütsch erreichen zum Großteil Anträge für Sportsachen, wie Trainingsjacken vom örtlichen Verein oder auch für eine Vereinsmitgliedschaft, genauso aber Finanzierungen im musikalischen Bereich. Das „Hütchen“deckt den Bildungsbereich Gesundheit, Kultur und Freizeit, zum Beispiel ermöglicht es die Teilnahme an einem Ferienlager. „Kein Kind soll ausgegrenzt werden oder sich sozial isolieren. Die Kinder sollen dagegen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Ist das nicht gegeben, kann es beispielsweise zu Mobbing im Freundeskreis kommen“, gibt Brütsch zu bedenken, die viel Dankbarkeit erhält. „Ich bekomme beispielsweise E-Mails mit Fotos, auf denen die Kinder stolz ihr Trikot zeigen, das sie mit Hilfe des Kinderfonds kaufen konnten oder Bilder, auf denen die von Armut betroffenen Kinder dank „Hütchen“bei einem Schwimmkurs teilnehmen können. Die Wertschätzung ist sehr hoch. Es gibt uns ein gutes Gefühl, wenn wir aktiv helfen können und wir die strahlenden Gesichter der Kinder sehen“, erzählt sie aus Erfahrung.
In diesem Jahr seien bei der Caritas etwa 70 Anträge aus dem Kreis Tuttlingen gestellt und bedient worden. „Wir sind am Wachsen. Unsere Bekanntheit steigt immer mehr. Vor allem jetzt nach der Corona-Krise werden immer mehr Anträge in Richtung Freizeit gestellt“, so Brütschs Feststellung. Insgesamt hätte der Kinderfonds 2022 rund 8000 Euro ausgeschüttet. Für nächstes Jahr können 12 000 Euro abgerufen werden.
Das Geld werde über Spenden generiert, die durch Unternehmen oder Privatpersonen eingehen. Ein Vergabeausschuss tage regelmäßig, um den Anträgen zuzustimmen. „Sobald der Ausschuss über die Vergabe entschieden hat, kann das Geld relativ schnell ausgezahlt werden“, erklärt Brütsch. Ein Kuratorium, dass sich aus Vertretern von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Kirche zusammensetzt, fasst beispielsweise den Beschluss über die zu fördernden Aufgaben und Projekte.
Übrigens: Das „Hütchen“steht nicht nur für die klassischen Einzelfallhilfen, sondern auch für eine Gruppenförderung wie im Juli, als die Kinder gemeinsam mit den Caritas-Mitarbeitern die Wilhelma in Stuttgart besuchten. Was bisher laut Brütsch noch nicht in Anspruch genommen wurde: Für die verschiedenen im Landkreis angebotenen Sommerfreizeiten übernimmt der Kinderfonds die Teilnahmebeiträge.
Um Spenden zu sammeln geht „Hütchen“neben den Einzahlungen von Firmen und Privatpersonen zusätzlich auch aktiv vor und organisiert beispielsweise Benefizkonzerte wie zuletzt mit der Gruppe Dos
Mundos. „Wir könnten noch mehreren Kindern helfen. Die Hürde zu uns zu kommen ist aber oft zu groß“, stellt Brütsch fest. Außerdem müsse der Bekanntheitsgrad trotz Wachstum noch erweitert und in der Gesellschaft weiter etabliert werden.