Gränzbote

Von Anis bis Zitronenme­lisse

Ein heißer Tee im kalten Winter ist mehr als nur Wärmespend­er – Der richtige Aufguss kann auch Beschwerde­n lindern

- Von Sabine Meuter

Arzneitees können auf natürliche Weise helfen, Beschwerde­n wie Schlafstör­ungen, Husten und Magen-Darm-Probleme zu lindern. „Damit der jeweilige Tee seine Wirkung entfalten kann, kommt es auf die richtige Dosierung an“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesvere­inigung Deutscher Apothekerv­erbände (ABDA). Die Angaben findet man auf der Packungsbe­ilage. Ist der Tee unterdosie­rt, tritt der gewünschte Effekt vielleicht nicht ein.

Allerdings: „Ein Wundermitt­el sind auch Tees nicht“, betont Ursula Sellerberg. Sie können einen Genesungsp­rozess, etwa bei einer Erkältung, unterstütz­en. Mehr aber auch nicht. Oft ist die Tasse Tee aber ein Moment der Selbstfürs­orge, „man tut sich etwas Gutes“, sagt die Apothekeri­n. Schon allein das Ritual der Zubereitun­g kann positive Effekte auslösen. Welcher Tee bei welchen Beschwerde­n guttut? Hier folgt ein kleines, nicht vollständi­ges ABC:

A wie Anis

Die ätherische­n Öle der Anisfrücht­e helfen vor allem bei Husten und Heiserkeit. Denn Anistee hat eine schleimlös­ende und antibakter­ielle Wirkung. Bei Verdauungs­beschwerde­n sorgt Anistee außerdem dafür, dass sich Krämpfe in Magen und Darm lösen. Ein Tipp von Ursula Sellerberg: „Am besten die Anisfrücht­e vor dem Teeaufguss leicht anquetsche­n, dann löst sich mehr ätherische­s Öl im heißen Wasser.“Nebenwirku­ngen: Einige Menschen zeigen bei Anis allergisch­e Reaktionen – sie sollten dann lieber verzichten.

B wie Brennnesse­l

„Die Brennnesse­l ist fester Bestandtei­l in vielen Nieren- und Blasentees, da sie hervorrage­nd gegen Harnwegsin­fekte wirkt“, sagt Heilprakti­ker René Gräber aus Preetz. Aber auch bei rheumatisc­hen Beschwerde­n oder Gicht kann die Brennnesse­l, die auch viele Vitamine und Mineralsto­ffe enthält, positive Effekte bringen. Denn sie wirkt wasserauss­chwemmend und schmerzhem­mend. Und brennt dabei gar nicht auf der Zunge.

Nebenwirku­ngen: Vorsichtig sollten diejenigen sein, die Wassereinl­agerungen – also Ödeme – haben. „Bei Ödemen aufgrund eingeschrä­nkter Nierenfunk­tion oder einer Herzinsuff­izienz sollte man auf den Tee verzichten“, rät Gräber. Und: „Schwangere und Kinder sollten auf Tee aus Brennnesse­lblättern sicherheit­shalber ebenfalls verzichten, da hier zu wenig Erfahrunge­n vorliegen“, so Ursula Sellerberg.

F wie Fenchel

Fenchelsam­en enthalten ätherische­s Öl, das Verdauungs­beschwerde­n wie leichte Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefüh­l oder Blähungen beruhigen kann. „In hohen Dosierunge­n kann Fencheltee Krämpfe lösen und auch den Appetit anregen“, sagt Ursula Sellerberg. Auch bei Erkältunge­n kann er eine Wohltat sein.

Nebenwirku­ngen: Vorsicht beim Genuss von Fencheltee bei bekannten Allergien. „Das gilt vor allem bei Allergien gegen Doldenblüt­ler sowie Pollenalle­rgien“, sagt René Graeber. Und bei einer Sellerie-Allergie bestehe eine erhöhte Wahrschein­lichkeit für eine allergisch­e Kreuzreakt­ion.

G wie Goldrutenk­raut

Goldrutenk­raut gilt als wasserauss­chwemmend, entzündung­shemmend und schmerzlin­dernd. Konkret heißt das: „Bei Nierenstei­nen oder Nierengrie­ß hilft die Heilpflanz­e aufgrund ihrer harntreibe­nden Wirksamkei­t oftmals außerorden­tlich gut“, sagt Gräber. Der Tee sorgt dafür, dass Nieren und Blase gut durchspült werden.

Nebenwirku­ngen: „Bei Ödemen sollte man indes von einer Durchspülu­ngstherapi­e absehen“, rät Ursula Sellerberg. Und: „Bei Pollenalle­rgien ist das Risiko von allergisch­en Beschwerde­n deutlich erhöht“, warnt René Gräber.

L wie Lavendel

Ob Unruhe, Einschlafs­törungen oder Oberbauchb­eschwerden – in solchen Fällen kann Lavendelte­e hilfreich sein. „Bei chronische­n Angstzustä­nden kann der Tee die Symptome lindern, was aber kein Ersatz für eine kausale Therapie sein sollte“, sagt René Gräber. Der Tee richtet es also nicht allein, es braucht eine Behandlung, die an der Ursache ansetzt. Auch kann Lavendelte­e beruhigend bei Blähungen und dem ReizdarmSy­ndrom wirken. Nebenwirku­ngen: Lavendelte­e gilt im Allgemeine­n als bekömmlich, nennenswer­te Nebenwirku­ngen sind nicht bekannt.

T wie Thymian

Thymiantee enthält ätherische­s Öl. „Der Aufguss wirkt krampf- wie schleimlös­end sowie antimikrob­iell“, sagt Sellerberg. Empfehlens­wert ist Thymiantee damit bei Bronchitis und Keuchhuste­n. Nebenwirku­ngen: „In seltenen Fällen kann es bei Überempfin­dlichkeit zu Luftnot kommen“, so Sellerberg. Schwangere sollten ihren Apotheker oder ihre Ärztin fragen, ob Thymiantee für sie empfehlens­wert ist.

Z wie Zitronenme­lisse

Einem Tee mit diesem Heilkraut werden beruhigend­e und krampflöse­nde Eigenschaf­ten nachgesagt. Ein solcher Aufguss kann bei nervös bedingten Einschlafs­törungen und Magen-Darm-Beschwerde­n helfen. Nebenwirku­ngen des (Zitronen-)Melissente­es sind nicht bekannt.

 ?? FOTO: DANIEL MODJESCH/DPA ?? Abwarten und Tee trinken: Arzneitees können auf natürliche Weise helfen, Beschwerde­n wie Magen-Darm-Probleme zu bessern.
FOTO: DANIEL MODJESCH/DPA Abwarten und Tee trinken: Arzneitees können auf natürliche Weise helfen, Beschwerde­n wie Magen-Darm-Probleme zu bessern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany