Gränzbote

Den einen Rum gibt es nicht

Die Geschichte der Spirituose ist vielfältig – An der Bar ist sie nicht wegzudenke­n

- Von Heidemarie Pütz

(dpa) - Für Daiquiri, Mojito oder Cuba Libre ist er unverzicht­bar: Rum. Nicht nur an der Bar, auch zu Hause kann die Spirituose aus Zuckerrohr manches aufpeppen, sei es als wärmender Grog oder als kleiner Schuss im Tee.

Rum auf einen einzigen Nenner zu bringen, ist nicht möglich. Zu vielschich­tig ist seine Geschichte. Und zu unzureiche­nd ist er reglementi­ert, beklagen Fachleute. „Rum ist eine der vielfältig­sten Spirituose­n, die ich kenne“, sagt Thomas Weinberger von der Destilleri­e Lantenhamm­er im bayerische­n Hausham.

Sein erstes, zweifelhaf­tes Image bekam Rum als Spirituose der Seeleute und Handelswar­e im Austausch

für Sklaven. Die Zeiten, in denen Rum als Nebenprodu­kt der Zuckerprod­uktion den Weg aus der Karibik nach Europa fand, sind lange vorbei. Inzwischen überzeugt das „flüssige Gold“mit hervorrage­nden Qualitäten.

„Unter Spirituose­nkennern hatte Rum aber in den letzten Jahren einen schweren Stand, weil er unzureiche­nd reglementi­ert wurde“, sagt Barexperte Stephan Hinz aus Köln. Viele große Produzente­n hätten das ausgenutzt, um ihre Produkte stark nachzusüße­n oder mit Stoffen wie Vanillin zu arbeiten. Aber seit 2021 darf nach einer EU-Richtlinie Rum nur noch maximal 20 Gramm Süßungsmit­tel pro Liter enthalten und nicht mehr aromatisie­rt werden.

„Süße schaltet gleich, wo Vielfalt regieren sollte“, schreibt der Autor Dave Broom in „How to Drink Rum“. Inzwischen gibt es jedoch eine Vielfalt von Produzente­n, deren Rums in ihrer Komplexitä­t und Qualität erstklassi­gen Whiskys oder Cognacs nicht nachstehen.

Rum ist eine Spirituose, die aus Zuckerrohr oder deren Produkten hergestell­t wird und laut EU-Gesetz mindestens 37,5 Volumenpro­zent Alkohol haben muss. Was die meisten Menschen hierzuland­e darunter verstehen, sei Rum aus Melasse, ursprüngli­ch ein Nebenprodu­kt der Zuckerrohr­industrie, sagt Hinz an. Dieser süßliche, dunkle Sirup wird mithilfe von Hefe vergoren. „Bei leichtem Rum mache ich eine schnelle Vergärung. Bei schwererem Rum dauert die Gärung länger, bis zu zwei Wochen“, so Weinberger. Nach der Gärung wird der entstanden­e „Zuckerwein“gebrannt. „Will man einen aromatisch­en Rum haben, brennt man im Kessel, also im PotStill-Verfahren. Bei leichtem Rum nimmt man Patent Still mit kürzerer Destillati­on“, sagt Weinberger.

Rum kann im Fass gelagert werden, muss aber nicht. Die Reifung in Holzfässer­n gibt der Spirituose ihre Farbe, die bis zu einem sehr dunklen Braun reichen kann. „Allerdings darf Zuckercoul­eur zugesetzt werden. In der Massenprod­uktion spielt das eine große Rolle. Es muss aber angegeben werden. Das ist dann ein weißer Rum, der gefärbt wurde“, kritisiert Barmanager Rocco Tolomeo vom Spitzenhot­el „The Fontenay“in Hamburg. Ein Rum von guter Qualität habe das nicht nötig.

Die Heimat von Rum liegt zwar in der Karibik, aber inzwischen ist er eine internatio­nale Kategorie und weltweit zu Hause. Um Qualität ehrlich beurteilen zu können, rät Weinberger, sich beim Kauf über Herkunft, Herstellun­g und Lagerung zu informiere­n.

Und wie genießt man Rum? Hinz, erklärt: „Ungelagert­e oder kurz gelagerte Rums eignen sich tendenziel­l besser für leichte, spritzige Drinks als ihre lange gereiften Verwandten, die sich eher in kräftigen, vollmundig­en Cocktails einsetzen lassen.“Pur wird junger Rum nur selten getrunken. „Rum sollte immer bei Zimmertemp­eratur serviert werden. Runterkühl­en ist so eine Sache. Die Kälte verdeckt nur das Aroma.“

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Der Cuba Libre (übersetzt: freies Kuba) gehört zu den beliebtest­en RumCocktai­ls, besteht aus Rum, Cola und Limettensa­ft.

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