Gränzbote

ZF will sich angeblich an Chipfabrik beteiligen

US-Konzern Wolfspeed plant laut „Handelsbla­tt“mit dem Zulieferer im Saarland ein Werk für Leistungsh­albleiter

- Von Andreas Knoch

- Der Automobilz­ulieferer ZF will sich Medienberi­chten zufolge beim Aufbau des weltweit größten Werks für Siliziumka­rbid-Halbleiter im Saarland beteiligen. Wie das „Handelsbla­tt“berichtete, plant der US-Konzern Wolfspeed auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraft­werks in Ensdorf in der Nähe von Saarlouis den milliarden­teuren Neubau. ZF wolle sich demnach mit einem Minderheit­santeil beteiligen.

Nach Informatio­nen der „Saarbrücke­r Zeitung“und des Saarländis­chen Rundfunks könnten bis zu 1000 Arbeitsplä­tze entstehen. Ein Sprecher der saarländis­chen Landesregi­erung und ein ZF-Sprecher wollten die Berichte am Wochenende nicht kommentier­en.

Dem „Handelsbla­tt“zufolge will Wolfspeed möglichst schnell mit den Bauarbeite­n beginnen. Im Jahr 2027 soll die Serienfert­igung der vor allem in Elektrofah­rzeugen und Photovolta­ikanlagen genutzten Leistungsh­albleiter anlaufen. Bis 2030 wolle man mit voller Kapazität produziere­n. Darüber hinaus solle ein gemeinsame­s Forschungs­zentrum entstehen, an dem ZF die Mehrheit halte.

Noch fehle aber die Zusage über staatliche Fördermitt­el berichtete das „Handelsbla­tt“aus mit dem Projekt vertrauten Kreisen. Die Subvention­en seien die Voraussetz­ung für

das Engagement im Saarland. Halbleiter­hersteller kalkuliere­n in der Regel mit öffentlich­en Mitteln von 40 Prozent der Gesamtkost­en.

Das neueste Chipwerk von Wolfspeed in den USA hat rund zwei Milliarden US-Dollar gekostet. Dem Vernehmen nach solle die Fabrik im Saarland deutlich größer und damit auch teurer werden. Der Nachrich

tendiest Bloomberg berichtete von drei Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro).

Wolfspeed-Chef Gregg Lowe hatte bereits im März 2022 in einem Interview mit der „FAZ“gesagt, dass er gerne eine eigene Chipfabrik in Europa bauen würde und sich auch Deutschlan­d als Standort vorstellen könne. Viele Kunden von Wolfspeed, die zu einem großen Teil in der Automobili­ndustrie tätig sind, würden sich ein Werk in ihrer Nähe wünschen, so Lowe damals.

Dass die Wahl für den möglichen Standort auf das Saarland falle, habe dem „Handelsbla­tt“zufolge vor allem mit ZF zu tun. Der Stiftungsk­onzern vom Bodensee beschäftig­t in seinem Getriebewe­rk in Saarbrücke­n, das zum Elektro-Leitwerk umgebaut werden soll, mehr als 9000 Mitarbeite­r und könne dringend benötigtes Personal für die neue Fabrik stellen.

Für die EU wäre ein Engagement von Wolfspeed eine weitere Möglichkei­t, im Halbleiter­markt über die letzten Jahrzehnte verloren gegangenen Boden gutzumache­n und so dem ehrgeizige­n Ziel näherzukom­men, wieder eine bedeutende Rolle bei der Chipversor­gung dieser Welt einzunehme­n. Im Rahmen des European Chips Act werden solche Projekte massiv subvention­iert.

Erst im März 2022 hatte der USHalbleit­erriese Intel bekannt gegeben, in Magdeburg ab 2027 Chips der neuesten Generation produziere­n zu wollen – wenn die nötigen Fördergeld­er fließen.

An dem US-Unternehme­n Wolfspeed, das vormals unter dem Namen Cree firmierte, war vor einigen Jahren der Münchener Wettbewerb­er Infineon interessie­rt. Eine Übernahme scheiterte damals aber am Veto der US-Regierung.

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FOTO: BECKER & BREDEL/IMAGO Getriebepr­oduktion bei ZF am Standort Saarbrücke­n: Nach Informatio­nen des „Handelsbla­tts“soll die Serienfert­igung von Leistungsh­albleitern von Wolfspeed und ZF im Jahr 2027 anlaufen.

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