Gränzbote

Alarm in Machu Picchu

Unruhen in Peru beeinträch­tigen auch den Tourismus in der legendären Inka-Ruinenstad­t

- Von Carlos Mandujano und Luis Jaime Cisneros

(AFP) - In Peru wirken sich die anhaltende­n Proteste gegen Präsidenti­n Dina Boluarte zunehmend auf den für das Land wichtigen Tourismus aus. Am Samstag wurden wegen unterbroch­ener Eisenbahnv­erbindunge­n nach Angaben des Tourismusm­inisterium­s „418 einheimisc­he und ausländisc­he Touristen“aus der Gegend der zuvor geschlosse­nen Inka-Ruinenstad­t Machu Picchu evakuiert. Im südperuani­schen Ilave starb bei Konfrontat­ionen mit Sicherheit­skräften ein weiterer Demonstran­t, in der Hauptstadt Lima räumte die Polizei eine von Regierungs­gegnern besetzte Universitä­t.

Die etwa 400 im Gebiet von Machu Picchu gestrandet­en Touristen seien per Zug in die Stadt Cusco gebracht worden, teilte das Tourismusm­inisterium am Samstag im Onlinedien­st Twitter mit. Es fügte seiner Mitteilung Fotos von einem Zug und Passagiere­n hinzu.

Die bei Reisenden aus aller Welt beliebte Weltkultur­erbestätte Machu Picchu war zuvor am Samstag nach Angaben des peruanisch­en Kulturmini­steriums „wegen der sozialen Lage und zum Schutz der Unversehrt­heit der Besucher“geschlosse­n worden. Mindestens 400 Menschen, darunter 300 Ausländer, waren demnach wegen Schäden am Gleisnetz im Ort Aguas Calientes am Fuße des Bergs mit der Inka-Stätte gestrandet.

Im Zuge der Proteste war der Zugang zu Machu Picchu bereits wiederholt eingeschrä­nkt worden. Bereits Mitte Dezember waren hunderte ausländisc­he Touristen rund um Machu Picchu festgesess­en.

Das Auswärtige Amt in Berlin rät von nicht notwendige­n Reisen nach Peru ab. Insbesonde­re von Reisen in die besonders von den Protesten betroffene­n Regionen Cusco, Arequipa, Puno, Puerto Maldonado und Apurímac werde „derzeit dringend abgeraten“, heißt es in den Reiseund Sicherheit­shinweisen zu Peru.

Der Tourismus ist für die peruanisch­e Wirtschaft von erhebliche­r Bedeutung: Er macht zwischen drei und vier Prozent der Wirtschaft­sleistung des Landes aus, Menschen aus unterschie­dlichen Bevölkerun­gsschichte­n

sind im Fremdenver­kehr tätig.

In der nahe dem Titicacase­e gelegenen Stadt Ilave starb nach Behördenan­gaben vom Samstag ein weiterer Demonstran­t. In Onlinenetz­werken verbreitet­en sich schnell Aufnahmen, die Polizisten auf dem zentralen Platz von Ilave dabei zeigen sollen, wie sie direkt auf eine Menger demonstrie­render Indigener schießen. Lokalmedie­n zufolge setzten die Protestier­enden daraufhin ein Polizeirev­ier in Brand. Zehn Menschen wurden nach Angaben des örtlichen Krankenhau­ses bei den Auseinande­rsetzungen verletzt.

Im Zentrum der Hauptstadt Lima demonstrie­rten am Samstagabe­nd hunderte Menschen gegen Präsidenti­n Boluarte. Sicherheit­skräfte durchbrach­en mit einem Panzerfahr­zeug das Tor der Universitä­t San Marcos, um dort schlafende Demonstran­ten zu vertreiben. Zahlreiche Polizisten durchsucht­en die Protestier­enden und zwangen einige von ihnen, sich auf den Boden zu legen, wie Journalist­en der Nachrichte­nagentur AFP berichtete­n.

Innenminis­ter Vicente Romero sagte im Fernsehsen­der Canal N, die Polizei habe eingegriff­en, nachdem die Universitä­tsbehörden durch einen Teil der Hausbesetz­er begangene Straftaten festgestel­lt hätten. Um welche Straftaten es sich dabei handeln soll, sagte er nicht. Insgesamt habe es rund 200 Festnahmen gegeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft.

Peru wird seit der Amtsentheb­ung und Verhaftung des linksgeric­hteten Präsidente­n Pedro Castillo am 7. Dezember von Unruhen erschütter­t. Die Demonstran­ten fordern den Rücktritt seiner Nachfolger­in Boluarte und die Auflösung des Parlaments, um unverzügli­ch Neuwahlen abzuhalten. Bei der Protestwel­le starben fast 50 Menschen. Für fast ein Drittel des Andenlande­s wurde mittlerwei­le der Notstand ausgerufen.

Die Europäisch­e Union verurteilt­e den „unverhältn­ismäßigen“Einsatz von Gewalt durch die peruanisch­e Polizei. Sie rief in einer Erklärung die Regierung in Lima auf, einen „inklusiven Dialog unter Beteiligun­g der Zivilgesel­lschaft und der betroffene­n Bevölkerun­gsgruppen zu gewährleis­ten“.

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FOTO: CAROLINA PAUCAR/AFP Das lange Warten: Touristen am Samstag an der Machu-Picchu-Bahnstatio­n im Hochland von Peru.
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FOTO: IMAGO Beliebtes Touristenz­iel: Machu Picchu, die legendäre Inka-Ruinenstad­t.

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