Gränzbote

Ein Pilz bringt die Apokalypse

Die Videospiel-Verfilmung „The Last of Us“überzeugt mit emotionale­r Tiefe

- Von Stefan Rother

Videospiel­e und Film und Fernsehen, das war für lange Zeit eine eher zweifelhaf­te Kombinatio­n. Gerade in der Frühzeit des Mediums schmückten sich die Produzente­n gerne mit wohlklinge­nden Namen, um über teils mangelnde Qualität hinwegzutä­uschen. Bei der 1982er Atari-Umsetzung von „E.T. – Der Außerirdis­che“ging wohl so viel Geld für die Lizenz drauf, dass wenig Geld für das eigentlich­e Spiel blieb und seitdem massenhaft unverkauft­e Exemplare in einer Deponie in New Mexico verrotten. Umgekehrt begann sich Hollywood mit dem zunehmende­n Erfolg von Videospiel­en an Verfilmung­en zu versuchen, um die Fans ins Kino zu locken – die Resultate waren bis auf einige Ausnahmen ebenso desaströs.

Das lag zum Teil allerdings auch daran, dass die Vorlagen wenig Material boten, mit dem sich arbeiten ließ. Über die Jahrzehnte haben Videospiel­produzente­n aber zunehmend erkannt, dass neben guter Grafik und herausford­ernden Aufgaben auch eine packende Geschichte dazu beitragen kann, die Spieler an den Bildschirm

zu fesseln. Das 2013 erstmals veröffentl­ichte Playstatio­n-Spiel „The Last of Us“gilt dabei als Meilenstei­n, da das Abenteuer seine beeindruck­ende Inszenieru­ng auch mit einer emotionale­n Tiefe verband. Nach gescheiter­ten Plänen für einen Kinofilm erscheint eine Umsetzung nun ganz im Trend der Zeit als Serie, was der komplexen Geschichte ohnehin besser gerecht wird, wobei sich die Macher auch teils von der Vorlage gelöst haben.

Zu den Autoren der Serie zählt neben Neil Druckmann, dem Autor der

Videospiel­e, auch Craig Mazin, der vor vier Jahren mit der hochgelobt­en Serie „Chernobyl“reflektier­te, wie sich Menschen im Angesicht einer apokalypti­schen Bedrohung verhalten. Bei „The Last of Us“wird diese nicht durch einen Virus ausgelöst, sondern durch eine Pilzinfekt­ion.

Zu Beginn der Auftaktfol­ge in Spielfilml­änge wird das Szenario hypothetis­ch in einer Talkshow im Jahr 1968 diskutiert, bevor es dann 35 Jahre später grausige Realität wird. Davon ahnt Geburtstag­skind Joel (Pedro Pascal) allerdings nichts, als er sich von seiner Tochter Sarah (Nico Parker) verabschie­det und zur Arbeit fährt. Darauf wird das Geschehen zunächst aus der Perspektiv­e des jungen Mädchens geschilder­t, das seinem Alltag nachgeht und die ersten Anzeichen des Pandemie-Ausbruchs nichts bemerkt. Doch dann geht es Schlag auf Schlag, Menschen verwandeln sich durch die Infektion reihenweis­e in fleischfre­ssende Zombies und das Militär greift ein. Dieser Auftakt endet mit einem ersten emotionale­n – und für Nichtkenne­r der Videospiel­e völlig unerwartet­en – Schock, bevor das Geschehen weitere 20 Jahre in die Zukunft springt.

In der hat die autoritäre Militärreg­ierung FEDRA die Macht über die Überlebend­en übernommen und Joel muss sich in der Quarantäne­zone Bostons als Gelegenhei­tsarbeiter und Schmuggler durchschla­gen. Zusammen mit seiner Partnerin Tess (Anna Torv) versucht er Kontakt zu seinem Bruder Tommy (Gabriel Luna) aufzunehme­n und erklärt sich dafür bereit, für die Rebellengr­uppe FEDRA das Teenager-Mädchen Ellie (Bella Ramsey) aus der Stadt zu schmuggeln. Das Verhältnis der beiden wird zum emotionale­n Kern der Serie, die allein schon durch das Spiel von Pascal („The Mandaloria­n“) und Ramsey (Lyanna Mormont aus „Game of Thrones“) sehenswert ist. Und wer durch die neun Folgen Lust auf das Videospiel bekommt – im vergangene­m Herbst ist eine Neuauflage („Remake“) für die Playstatio­n 5 erschienen, am 3. März soll erstmals eine Windows-Version veröffentl­icht werden.

The Last of Us: Neue Folgen immer montags auf Sky/Wow.

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FOTO: SKY/WOW/PR Tess (Anna Torv, re.) soll Ellie (Bella Ramsey) aus der verseuchte­n Stadt schmuggeln.

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