Ein Pilz bringt die Apokalypse
Die Videospiel-Verfilmung „The Last of Us“überzeugt mit emotionaler Tiefe
Videospiele und Film und Fernsehen, das war für lange Zeit eine eher zweifelhafte Kombination. Gerade in der Frühzeit des Mediums schmückten sich die Produzenten gerne mit wohlklingenden Namen, um über teils mangelnde Qualität hinwegzutäuschen. Bei der 1982er Atari-Umsetzung von „E.T. – Der Außerirdische“ging wohl so viel Geld für die Lizenz drauf, dass wenig Geld für das eigentliche Spiel blieb und seitdem massenhaft unverkaufte Exemplare in einer Deponie in New Mexico verrotten. Umgekehrt begann sich Hollywood mit dem zunehmenden Erfolg von Videospielen an Verfilmungen zu versuchen, um die Fans ins Kino zu locken – die Resultate waren bis auf einige Ausnahmen ebenso desaströs.
Das lag zum Teil allerdings auch daran, dass die Vorlagen wenig Material boten, mit dem sich arbeiten ließ. Über die Jahrzehnte haben Videospielproduzenten aber zunehmend erkannt, dass neben guter Grafik und herausfordernden Aufgaben auch eine packende Geschichte dazu beitragen kann, die Spieler an den Bildschirm
zu fesseln. Das 2013 erstmals veröffentlichte Playstation-Spiel „The Last of Us“gilt dabei als Meilenstein, da das Abenteuer seine beeindruckende Inszenierung auch mit einer emotionalen Tiefe verband. Nach gescheiterten Plänen für einen Kinofilm erscheint eine Umsetzung nun ganz im Trend der Zeit als Serie, was der komplexen Geschichte ohnehin besser gerecht wird, wobei sich die Macher auch teils von der Vorlage gelöst haben.
Zu den Autoren der Serie zählt neben Neil Druckmann, dem Autor der
Videospiele, auch Craig Mazin, der vor vier Jahren mit der hochgelobten Serie „Chernobyl“reflektierte, wie sich Menschen im Angesicht einer apokalyptischen Bedrohung verhalten. Bei „The Last of Us“wird diese nicht durch einen Virus ausgelöst, sondern durch eine Pilzinfektion.
Zu Beginn der Auftaktfolge in Spielfilmlänge wird das Szenario hypothetisch in einer Talkshow im Jahr 1968 diskutiert, bevor es dann 35 Jahre später grausige Realität wird. Davon ahnt Geburtstagskind Joel (Pedro Pascal) allerdings nichts, als er sich von seiner Tochter Sarah (Nico Parker) verabschiedet und zur Arbeit fährt. Darauf wird das Geschehen zunächst aus der Perspektive des jungen Mädchens geschildert, das seinem Alltag nachgeht und die ersten Anzeichen des Pandemie-Ausbruchs nichts bemerkt. Doch dann geht es Schlag auf Schlag, Menschen verwandeln sich durch die Infektion reihenweise in fleischfressende Zombies und das Militär greift ein. Dieser Auftakt endet mit einem ersten emotionalen – und für Nichtkenner der Videospiele völlig unerwarteten – Schock, bevor das Geschehen weitere 20 Jahre in die Zukunft springt.
In der hat die autoritäre Militärregierung FEDRA die Macht über die Überlebenden übernommen und Joel muss sich in der Quarantänezone Bostons als Gelegenheitsarbeiter und Schmuggler durchschlagen. Zusammen mit seiner Partnerin Tess (Anna Torv) versucht er Kontakt zu seinem Bruder Tommy (Gabriel Luna) aufzunehmen und erklärt sich dafür bereit, für die Rebellengruppe FEDRA das Teenager-Mädchen Ellie (Bella Ramsey) aus der Stadt zu schmuggeln. Das Verhältnis der beiden wird zum emotionalen Kern der Serie, die allein schon durch das Spiel von Pascal („The Mandalorian“) und Ramsey (Lyanna Mormont aus „Game of Thrones“) sehenswert ist. Und wer durch die neun Folgen Lust auf das Videospiel bekommt – im vergangenem Herbst ist eine Neuauflage („Remake“) für die Playstation 5 erschienen, am 3. März soll erstmals eine Windows-Version veröffentlicht werden.
The Last of Us: Neue Folgen immer montags auf Sky/Wow.