Gränzbote

Handballer wollen „etwas um den Hals haben“

Das abschließe­nde Hauptrunde­nspiel gegen Norwegen soll als perfektes Training für das Viertelfin­ale dienen

- Von Moritz Löhr und Christoph Stukenbroc­k

(SID) - „Kryptonit“Spanien oder Olympiasie­ger Frankreich? Mit dem Viertelfin­al-Ticket in der Tasche dachten Deutschlan­ds Handballer ausnahmswe­ise mal einen Schritt weiter. „Das ist wie Pest oder Cholera“, sagte Linksaußen Rune Dahmke mit Blick auf die bevorstehe­nde K.o.-Runde. Zwar steht in der abschließe­nden Hauptrunde­npartie gegen Turniermit­favorit Norwegen (20.30 Uhr/ARD) noch ein Finale um den Gruppensie­g an. Doch die Gedanken im Lager des Teams von Alfred Gislason kreisen schon um die greifbaren Medaillens­piele.

„Natürlich wird in der Mannschaft bereits über das Viertelfin­ale gesprochen“, berichtete Youngster Julian Köster. Und Teamoldie Patrick Groetzki formuliert­e forsch: „Der Traum ist natürlich, was um den Hals hängen zu haben. Sonst müssen wir hier nicht weiterspie­len.“

Am Mittwoch trifft Deutschlan­d im Viertelfin­ale in Danzig auf die französisc­hen Rekordwelt­meister oder den spanischen Vize-Europameis­ter. Zuvor wartet mit den Norwegern um Starspiele­r Sander Sagosen „ein neuer Gradmesser“, wie DHB-Sportvorst­and Axel Kromer befand: „Das Spiel wird zeigen, ob

wir noch einen Schritt weitergehe­n können.“Das sieht Andreas Wolff genauso. „Jetzt kommen die richtig harten Gegner“, sagte der Torhüter, der beim vorentsche­idenden 33:26 (15:12) gegen die Niederland­e mit einer Fangquote von 43 (!) Prozent einmal

mehr der überragend­e Mann war. Gislason verspürte „eine große Erleichter­ung und Freude. Das macht mich sehr stolz. Wie die Jungs gespielt haben, war schon stark.“

Bei Gislason, das war unübersehb­ar, fiel nach dem erreichten WMZiel

eine riesige Last ab. Medaillent­räume erscheinen mittlerwei­le nicht mehr als Utopie, sondern als realistisc­hes Szenario – wenngleich Deutschlan­d als Außenseite­r in das Viertelfin­ale geht. Das DHB-Team will nach fünf Siegen aus fünf Spielen

mehr: „Wir müssen anerkennen, dass ein Viertelfin­aleinzug nicht in die Geschichts­bücher eingehen wird“, sagte Kromer.

Was nun möglich ist? „Norwegen zu schlagen“, entgegnete Gislason trocken. Und dann? „Ich weiß ja nicht einmal, gegen wen wir spielen. Wir werden uns, wie immer, auf den nächsten Gegner konzentrie­ren. Das tut mir leid für euch, aber das ist bislang gut gelaufen für uns“, sagte der 63-Jährige. Er lachte.

Die Partie gegen die Skandinavi­er dient als perfektes Training für die – so oder so – höchst knifflige Aufgabe im Do-or-Die-Spiel. Gislason dürfte Kräfte verteilen – und dennoch auf Sieg spielen. „Derjenige, der das Spiel gewinnt, nimmt eine riesige Portion Selbstbewu­sstsein ins Viertelfin­ale mit. Die hätten wir gerne auf unserer Seite“, sagte Christoph Steinert. Schon ein Unentschie­den würde zum Gruppensie­g reichen.

Einen Wunschgegn­er für das Spiel danach hat Gislason vor seinem ersten K.o.-Spiel als Bundestrai­ner bei einer WM oder EM nicht. „Frankreich und Spanien sind zwei sehr unterschie­dliche Mannschaft­en, aber gleich gut.“Auch Wolff mochte sich nicht zu 100 Prozent auf ein Team festlegen. Aber: „Die Franzosen könnten uns eher liegen, weil Spanien unser Kryptonit ist.“

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FOTO: GERHARD KOFFLER IMAGO Auch dank Julian Köster (Nr. 18) und Juri Knorr (li.) denkt Deutschlan­d schon an größere Aufgaben.

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