Gränzbote

Ein neuer Krisenmana­ger fürs Weiße Haus

Jeff Zients soll als Stabschef dem US-Präsidente­n den Rücken freihalten

- Von Thomas Spang

- Jeff Zients soll künftig als Stabschef das Weiße Haus managen. Die Personalie markiert eine Zäsur in der Präsidents­chaft Joe Bidens.

Viel Zeit zur Einarbeitu­ng in das wichtigste Amt, nach dem des Präsidente­n im Weißen Haus, wird Zients nicht haben. Wenn er den Job zur „State of the Union“-Rede am 7. Februar übernimmt, wartet auf den ehemaligen Pandemie-Koordinato­r Bidens eine lange To-do-Liste. Allen voran muss er die Dokumenten-Affäre unter Kontrolle bekommen, die den Präsidente­n in die Defensive gebracht hat.

Sein Vorgänger Ron Klain stand intern zuletzt wegen seines Krisenmana­gements im Kontext des Funds von Verschluss­sachen in einem Büro in Washington und dem Privathaus Bidens in Wilmington in der Kritik. Zuletzt hatten Ermittler des FBI bei einer 13 Stunden langen Durchsuchu­ng „aller Arbeits-, Wohn- und Lagerräume“am Samstag weitere Geheimakte­n aus seiner Zeit als Vizepräsid­ent sichergest­ellt.

Die Affäre droht nicht nur die Glaubwürdi­gkeit des Präsidente­n zu gefährden, sondern verkompliz­iert auch seine Ambitionen für eine zweite Amtszeit. Die Republikan­er bereiten im Kongress bereits Ermittlung­en vor, auf die das Weiße Haus reagieren muss. Es sind nicht die einzigen. Hinzu kommen Untersuchu­ngen zum chaotische­n Rückzug der USA aus Afghanista­n, die Geschäfte Hunter Bidens in der Ukraine, die Krise an der Südgrenze zu Mexiko und ein erwarteter Showdown um den Staatsbank­rott.

Zients wird als Stabschef im Zentrum des Sturms stehen. Der in Washington zur Welt gekommene Unternehme­nsberater hat während der Covid-19-Pandemie bewiesen, dass er Krisenmana­ger kann. „Niemand liefert bessere Ergebnisse als Jeff“, pries ihn Biden für seine Tätigkeit als Corona-Koordinato­r der Regierung. Unter anderem organisier­te er zwischen Januar 2021 bis zu seinem Ausscheide­n im April 2022 die nationale Impfkampag­ne.

Danach kehrte Zients zurück in die Privatwirt­schaft, in der er die meiste Zeit seiner Laufbahn als Partner der Unternehme­nsberatung Advisory Board Company tätig war. Regierungs­erfahrung sammelte er während der Amtszeit Barack Obamas, als er das Office of Management and

Budget und den National Economic Council leitete.

Der Absolvent der renommiert­en Duke-Universitä­t steht im Ruf, ein „Mister Fixit“zu sein. So werden in den USA pragmatisc­he Problemlös­er bezeichnet. „Er ist einer der Besten, mit denen ich je gearbeitet habe“, sagt der enge Biden-Vertraute und frühere Senator Ted Kaufmann über den designiert­en Stabschef.

Zients könnte als Idealbeset­zung gelten, hätte Biden nicht die Chance verpasst, den Top-Job im Weißen Haus erstmals in der Geschichte mit einer Frau zu besetzen. Mit Anita Dunn und Jen O’Malley Dillon standen mindestens zwei qualifizie­rte Anwärterin­nen bereit. Wie es heißt, sollen sich die beiden um die Wiederwahl­kampagne kümmern, während der neue Stabschef das tut, was er am besten kann: managen.

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FOTO: PATRICK SEMANSKY/DPA Jeff Zients hat schon den Kampf gegen Corona für US-Präsident Joe Biden koordinier­t. Nun wird er dessen Stabschef.

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