Ein neuer Krisenmanager fürs Weiße Haus
Jeff Zients soll als Stabschef dem US-Präsidenten den Rücken freihalten
- Jeff Zients soll künftig als Stabschef das Weiße Haus managen. Die Personalie markiert eine Zäsur in der Präsidentschaft Joe Bidens.
Viel Zeit zur Einarbeitung in das wichtigste Amt, nach dem des Präsidenten im Weißen Haus, wird Zients nicht haben. Wenn er den Job zur „State of the Union“-Rede am 7. Februar übernimmt, wartet auf den ehemaligen Pandemie-Koordinator Bidens eine lange To-do-Liste. Allen voran muss er die Dokumenten-Affäre unter Kontrolle bekommen, die den Präsidenten in die Defensive gebracht hat.
Sein Vorgänger Ron Klain stand intern zuletzt wegen seines Krisenmanagements im Kontext des Funds von Verschlusssachen in einem Büro in Washington und dem Privathaus Bidens in Wilmington in der Kritik. Zuletzt hatten Ermittler des FBI bei einer 13 Stunden langen Durchsuchung „aller Arbeits-, Wohn- und Lagerräume“am Samstag weitere Geheimakten aus seiner Zeit als Vizepräsident sichergestellt.
Die Affäre droht nicht nur die Glaubwürdigkeit des Präsidenten zu gefährden, sondern verkompliziert auch seine Ambitionen für eine zweite Amtszeit. Die Republikaner bereiten im Kongress bereits Ermittlungen vor, auf die das Weiße Haus reagieren muss. Es sind nicht die einzigen. Hinzu kommen Untersuchungen zum chaotischen Rückzug der USA aus Afghanistan, die Geschäfte Hunter Bidens in der Ukraine, die Krise an der Südgrenze zu Mexiko und ein erwarteter Showdown um den Staatsbankrott.
Zients wird als Stabschef im Zentrum des Sturms stehen. Der in Washington zur Welt gekommene Unternehmensberater hat während der Covid-19-Pandemie bewiesen, dass er Krisenmanager kann. „Niemand liefert bessere Ergebnisse als Jeff“, pries ihn Biden für seine Tätigkeit als Corona-Koordinator der Regierung. Unter anderem organisierte er zwischen Januar 2021 bis zu seinem Ausscheiden im April 2022 die nationale Impfkampagne.
Danach kehrte Zients zurück in die Privatwirtschaft, in der er die meiste Zeit seiner Laufbahn als Partner der Unternehmensberatung Advisory Board Company tätig war. Regierungserfahrung sammelte er während der Amtszeit Barack Obamas, als er das Office of Management and
Budget und den National Economic Council leitete.
Der Absolvent der renommierten Duke-Universität steht im Ruf, ein „Mister Fixit“zu sein. So werden in den USA pragmatische Problemlöser bezeichnet. „Er ist einer der Besten, mit denen ich je gearbeitet habe“, sagt der enge Biden-Vertraute und frühere Senator Ted Kaufmann über den designierten Stabschef.
Zients könnte als Idealbesetzung gelten, hätte Biden nicht die Chance verpasst, den Top-Job im Weißen Haus erstmals in der Geschichte mit einer Frau zu besetzen. Mit Anita Dunn und Jen O’Malley Dillon standen mindestens zwei qualifizierte Anwärterinnen bereit. Wie es heißt, sollen sich die beiden um die Wiederwahlkampagne kümmern, während der neue Stabschef das tut, was er am besten kann: managen.