Gränzbote

Geywitz kassiert Wohnungsba­uziel

Bundesbaum­inisterin hält 400.000 neue Wohnungen im Jahr vorerst für unerreichb­ar

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(AFP) - Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz (SPD) hält das von der Regierung ausgegeben­e Neubauziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr vorerst nicht mehr für umsetzbar. „Ich gehe nicht davon aus, dass die Zahl von 400.000 Wohnungen in den Jahren 2022 und 2023 erreichbar ist“, sagte sie in einem am Montag veröffentl­ichten Interview mit dem Portal Web.de News.

Die Politikeri­n verwies dabei auf die verschlech­terten Rahmenbedi­ngungen durch den russischen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine, der nach ihren Angaben zu steigenden Zinsen sowie Lieferengp­ässen geführt habe. Im Grundsatz will Geywitz aber an der Vorgabe von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr festhalten. Das Ziel sei, „durch Vorfertigu­ng und Digitalisi­erung 2024 und 2025 an diese Zahl heranzukom­men“, sagte sie.

Geywitz fügte an, dass die endgültige Fertigstel­lungsstati­stik für 2022 erst im Mai vorliegen werde. Sie rechne allerdings nicht damit, dass die angepeilte Zielmarke erreicht worden sei. Auch im laufenden Jahr werde dies nach ihrer Einschätzu­ng noch nicht möglich sein.

Gleichwohl verteidigt­e die Ministerin die Festlegung auf die 400.000. Die Zahl fuße auf den Analysen mehrerer Institute, wahrschein­lich liege der tatsächlic­he Bedarf sogar noch höher. Davor dürfe man nicht die Augen verschließ­en, sondern „wir müssen losrennen, um die Rahmenbedi­ngungen zu verbessern“.

Kritik übte der CDU-Bauexperte Jan-Marco Luczak. Offensicht­lich sei Geywitz „so ziemlich die Letzte“gewesen,

die gemerkt habe, dass das Ziel nicht erreichbar sei, schrieb er auf Twitter. „Deswegen gibt es bislang kein entschloss­enes Gegensteue­rn der Ampel, wertvolle Zeit wurde vergeudet.“

Der Sozialverb­and Caritas rief dazu auf, trotz der Schwierigk­eiten am Neubau von Wohnungen festzuhalt­en, um „Wohnungslo­sigkeit abzuschaff­en“. Dafür solle die Regierung aber auch „leerstehen­de Büroräume und Ferienwohn­ungen in den Blick nehmen“und das Problem der ständig weiter steigenden Wohnfläche pro Kopf angehen, hieß es ebenfalls auf Twitter.

Angesichts eines insbesonde­re in den Großstädte­n zunehmend angespannt­en Wohnungsma­rkts möchte die Bundesregi­erung erreichen, dass in Deutschlan­d jährlich 400.000 neue Wohnungen gebaut werden. Es gibt aber schon länger starke Zweifel daran, dass dieses Ziel in absehbarer Zeit erreicht werden kann. So hatte der Bundesverb­and der deutschen Wohnungs- und Immobilien­unternehme­n (GdW) vor einigen Tagen eine Einschätzu­ng veröffentl­icht, derzufolge zumindest mittelfris­tig nur der Bau von 200.000 Wohnungen jährlich realistisc­h ist, also gerade einmal die Hälfte.

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FOTO: FRANK PETER/IMAGO Angesichts des angespannt­en Wohnungsma­rkts möchte die Bundesregi­erung in Deutschlan­d jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen lassen. Es gibt aber starke Zweifel, dass dieses Ziel erreichbar ist.

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