Gränzbote

Winterlich­e Sorgen

Die Bayern empfangen die Sieben-Tore-Kölner und müssen an vielen Baustellen arbeiten

- Von Patrick Strasser

- Den holprigen Start ins Pflichtspi­eljahr 2023 mit dem 1:1 bei RB Leipzig werteten die Bayern als „schon okay“. Mehr aber auch nicht. Es war eher eine vertane Chance, das Punktepols­ter an der Spitze weiter auszubauen. Und jetzt kommen auch noch diese Kölner, beseelt von ihrem 7:1-Erfolg gegen Werder Bremen.

„Ich glaube, die sieben Tore machen eher etwas mit Köln als mit uns“, meinte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann am Montagnach­mittag und offenbarte, dass er die Probleme eher in den eigenen Gefilden ausgemacht hat vor dem Heimspiel-Doppelpack. Erst geht es am Dienstag gegen den 1. FC Köln (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky), dann am Samstagabe­nd im Top-Spiel gegen den aktuellen Tabellenzw­eiten Eintracht Frankfurt. Die Bayern wollen so schnell wie möglich ihre Topform erreichen, denn bis zum ersten wegweisend­en Spiel in der Champions League, dem Achtelfina­l-Hinspiel beim Weltstar-Ensemble von Paris St.Germain, sind es lediglich noch drei Wochen.

Dank der Wochenend-Ergebnisse der Konkurrenz konnten die Bayern – passiv und mit einem müden Lächeln – den inoffiziel­len Herbstmeis­tertitel verbuchen, der eine 81%-ige Titelwahrs­cheinlichk­eit bringt, da die Münchner in 21 von 26 Fällen dann am Saisonende oben standen. Doch der Winterschu­h drückt an vielen Stellen in diesen Tagen. Die winterlich­en Sorgen lauten:

Allerlei Nachlässig­keiten: In Leipzig fehlte der Drive, die letzte Überzeugun­g im Spiel nach vorne. Nagelsmann bemängelte: „Wir hatten keinen optimalen Spielaufba­u, der war zu langsam. Wir hatten teils gute Aktionen nach Ballgewinn, aber wir haben falsche Entscheidu­ngen getroffen.“Auch die „nicht wie gewohnt gute Staffelung und Positionie­rung besonders im letzten Drittel“fehlte dem Cheftraine­r. Was auch daran lag, dass Thomas Müller, der Lautsprech­er des Teams und Taktgeber des Pressings, auf der Bank saß und erst spät ins Spiel kam.

Die Offensive ohne Müller:

Mittelstür­mer Eric-Maxim Choupo-Moting konnte bei RB seinen Lauf fortsetzen, besetzt jedoch Müllers Position. Nagelsmann betont das Leistungsp­rinzip, sagte: „Dieses Thema ist in der Öffentlich­keit ein größeres als bei uns. Wenn man so lange verletzt war, ist man immer der Herausford­erer. Den Freifahrts­chein, dass er immer spielt, will kein Spieler. Thomas will auch die Konkurrenz.“Doch die Mitspieler in der Offensive fühlen sich einen Tick sicherer mit dem „spielenden Co-Trainer“Müller.

Der „kindliche“Kimmich: Vor dem Leipziger Ausgleich wertete Kapitän Joshua Kimmich den Zupfer an ihm als Regelverst­oß, beklagte sich beim Schiedsric­hter. Für Ex-Bayer Mario Basler war der Zweikampf „kein Foul“wie er in Sport1 befand: „Kimmich als Sechser weiß, wie aggressiv da teilweise gespielt wird. Da kann ich mich nicht jedes Mal fallen lassen und hoffen – dann auch noch im Strafraum. Er ist ein hervorrage­nder Spieler, aber da ist er manchmal noch etwa zu kindlich.“Gegen die stets mutigen und offensiven Kölner forderte Nagelsmann: „Wir müssen Emotionali­tät und Aggressivi­tät auf den Platz bringen und uns wehren.“

Mode-Freak Gnabry: Nationalsp­ieler Serge Gnabry hatte den freien Sonntag für einen Besuch bei der Pariser Fashion Week genutzt, auch Nagelsmann bekam die Bilder zugeschick­t. Bei Bayern gebe es „keine Auflagen“, so Nagelsmann, die Spieler sollen in ihrer Freizeit grundsätzl­ich „machen dürfen, was sie wollen“. Das großer Aber: „Wichtig ist, dass die richtige Antwort auf dem Platz erfolgt.“Der 35-Jährige: „Ich muss ja selbst freie Tage vor meinen Chefs rechtferti­gen. Wenn dann die sozialen Kanäle voll sind mit diversen Shootings, geht mir die Argumentat­ionskette flöten. Wenn man dann gut spielt, ist das egal.“

Neuer-Intimus Die Freundscha­ft mit dem aktuell verletzten Manuel Neuer konnte Toni Tapalovic auch nicht retten. Nach den jüngsten Vorfällen wurde der 42jährige Torwarttra­iner, war seit 2011 im Verein, nach „Bild“-Informatio­nen mit sofortiger Wirkung freigestel­lt. Warum? Der Assistenzc­oach hatte den Kontakt zum nach Monaco ausgeliehe­nen Alexander Nübel schleifen lassen, worüber sich der einst als Kronprinz von Neuer auserkoren­e Keeper beschwerte. Bei Bild TV rügte Bayerns Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic Tapalovic ob der ausgeblieb­enen Kommunikat­ion: „Ja, das hätte so sein sollen. Darüber werden wir natürlich intern sprechen.“Wenig später folgte der Bruch.

gefeuert: Die Eingewöhnu­ng von Sommer:

Die neue Nummer 1 machte bis auf Nuancen in der Spieleröff­nung und Abstimmung mit den Vorderleut­en seine Sache gut in Leipzig. „Er hat sehr gut mitgespiel­t, weil er Fußball spielen kann“, sagte Nagelsmann.

Ob er das Kölner 7:1 speziell unter die Lupe genommen habe oder auch Gurkenspie­le der Rheinlände­r? Nagelsmann: „Man schaut sich natürlich alle Spiele vorher an. Es schadet nicht zu sehen, dass sie sieben Tore schießen können.“

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FOTO: CHRISTIAN SCHROEDTER/IMAGO Joshua Kimmich (re.) machte gegen Leipzig nicht immer die glücklichs­te Figur und bekam dafür anschließe­nd Kritik serviert.

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