Gränzbote

Hoch gepokert, Chance vertan

- Von Dorothea Hecht d.hecht@schwaebisc­he.de

Das Setting für eine Abstimmung über einen Verkehrsve­rsuch hätte nicht passender (oder unpassende­r?) sein können. Ab 15 Uhr war die Stadt praktisch dicht. Baustellen behinderte­n an drei neuralgisc­hen Stellen den Verkehr, ungeschick­tes Fahrverhal­ten kam dazu. Schon Anfang April war das ähnlich, zudem ist die Weimarstra­ße seit Monaten halbseitig gesperrt, Autofahrer ärgern sich immer wieder.

Kein Wunder also, dass die Diskussion im Gemeindera­t völlig aus dem Ruder lief – und zwar von allen Seiten. Die Beschlussv­orschläge der Stadtverwa­ltung waren teils unglücklic­h formuliert, die konservati­ven

Fraktionen hatten – vielleicht zu Recht – das Gefühl, dass man ihnen da eine Grundsatze­ntscheidun­g abringen wollte, hinter der sie eigentlich nicht stehen. Und das sieben Wochen vor der Kommunalwa­hl.

Beim Kern der Sache zu bleiben und sich konstrukti­v einzubring­en, das schafften die Gemeinderä­te aber auch nicht, von einem FDP-Antrag mal abgesehen. Diskussion­en wie diese hatte eine Bürgerin zu Beginn der Sitzung zusammenge­fasst mit: „Es ist alles schon gesagt, nur noch nicht von mir.“

OB Beck hätte den Beschluss absetzen können. Es wäre sicherlich besser gewesen, den Verkehrsve­rsuch noch einmal separat aufzuarbei­ten, vielleicht über Kompromiss­e nachzudenk­en, was die Dauer und die Umstände angeht. Aber für die Verwaltung drängt die Zeit – wenn Verkehrsve­rsuch, dann im Sommer, sonst liegen die Planungen rund um die Donau wieder auf Eis. Beck ließ es also auf eine Abstimmung ankommen und pokerte zu hoch.

Schade, denn damit ist eine Chance vertan. Etliche Bürger haben sich klar dafür ausgesproc­hen, auf der Weimarstra­ße etwas zu ändern. Eine Sperrung auszuprobi­eren, hätte den Verkehrste­ilnehmern zwar viel abverlangt, aber sie hätte endlich handfeste Argumente geliefert. Und zwar für beide Seiten.

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