Diese Bank braucht Ehrlichkeit
Der neue Chef der Deutschen Bank räumt auf. Das liest man derzeit oft. Und es sieht so aus, als findet das Aufräumen diesmal tatsächlich statt. John Cryan durchforstet die Bilanzen und stellt Milliarden für Prozesse zurück. Die Deutsche Bank hat es in den Jahren vor und nach der Finanzkrise wilder getrieben als manch anderes Institut. Einer der schlimmsten Sündenfälle war die Beteiligung an der Manipulation internationaler Zinssätze. Banken, die so arbeiten, schaden dem Wirtschaftssystem mehr, als sie ihm nutzen. Es scheint, als muss die Deutsche Bank wieder lernen, sich an Regeln und Gesetze zu halten, die Karten auf den Tisch zu legen und Probleme zu lösen, statt sie zu verschleiern.
Der schockierende Verlust von 6,7 Milliarden Euro spiegelt die Kosten der Sanierung wider. Vielleicht ist er der erste Schritt zu mehr Ehrlichkeit. Der Wandel ist leider hart erkauft: Bei der Deutschen Bank gehen tausende Stellen verloren – auch in Deutschland. Filialen sollen schließen, von der Postbank trennt sich das Institut.
Doch Sanieren und Schrumpfen werden Cryan nicht reichen. Nicht heute, aber doch in naher Zukunft wird er sagen müssen, wo seine Bank angesichts der 6,7 Milliarden Euro Verlust wieder Geld verdienen und Erfolg haben will. Das erwarten Angestellte, Aktionäre und auch Kunden. Das fragen sich Teile der deutschen Wirtschaft. Und das gehört auch zu mehr Ehrlichkeit.