Maßnahmen gegen den Hass
Internet Facebook reagiert auf den öffentlichen Druck und will künftig stärker gegen fremdenfeindliche Kommentare vorgehen
Die Umfrage ist aussagekräftig, wenn auch nicht repräsentativ: 73,6 Prozent der Befragten sehen auf Facebook zunehmend extreme politische Meinungen. Und: Knapp 70 Prozent der befragten Nutzer des sozialen Netzwerks stellen eine zunehmende Aggressivität und Emotionalität in den politischen Diskussionen fest.
Das sind Ergebnisse einer Umfrage des Munich Digital Institute, einer Initiative einer Strategieberatung und einer Internetagentur aus München. Befragt wurden per Online-Fragebogen 1271 deutschsprachige Facebook-Nutzer zwischen dem 13. und 15. Januar. Fazit: „Die Bereitschaft zum offenen Dialog sinkt. Der Ton wird rauer, der Extremismus nimmt zu.“Die Facebook-Nutzer wollten Bindungen eher lösen oder sich ganz zurückzie- hen, als sich in eine sachliche Auseinandersetzung zu begeben.
Facebook weiß um das Problem. Nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen und politischen Drucks, stärker gegen Hasskommentare vorzugehen. Auch deshalb hat das Unternehmen in den vergangenen Wochen und Tagen angekündigt, rechtswidrige Kommentare binnen 24 Stunden zu entfernen sowie Hassbotschaften erstmals von Deutschland – nicht nur etwa vom irischen Dublin – aus zu löschen. Zudem wird es eine europaweite „Initiative für Zivilcourage Online“mit Sitz in Berlin gründen. Die Initiative werde Nichtregierungsorganisationen, die sich gegen Extremismus einsetzen, mit rund einer Million Euro fördern. Das Bundesjustizministerium unterstützt das Projekt.
Es soll sich unter anderem mit „Counterspeech“befassen – der „Gegenrede“. Facebook-Nutzer sollen also verstärkt und vehement fremdenfeindlichen Kommentaren etwas entgegensetzen: überzeugende Argumente im besten Fall. Ob diese Maßnahmen helfen werden? Experten haben bereits ihre Zweifel angemeldet. (wida)