Carmen Geiss entschuldigt sich für „Slum-Foto“
TV-Millionärin Fans und ein Werbepartner reagierten entrüstet. Doch ist das Bild wirklich so schlimm?
Bogotá Das Foto ist grenzwertig, das Carmen Geiss bei Facebook veröffentlicht hat. Sich in Kolumbien mit einem offenbar berauschten Bettler in den Slums der Küstenstadt Cartagena zu präsentieren – das gefällt nicht jedem. Im Gegenteil: Auf die 50-jährige Millionärin und TVDarstellerin („Die Geissens“) prasselte in den letzten Tagen in den sozialen Netzwerken ein Shitstorm ein, eine gewaltige Wutwelle.
Ein Facebook-Nutzer kommentierte etwa: „Muss man Armut als Hintergrund haben, um seinen Reichtum zu präsentieren???? Jeder Hartz Vier Empfänger hat mehr Anstand wie Ihr!!!“Damit nicht genug: Der Reise-Sender sonnenklar.TV trennte sich von den Geissens. Am Mittwoch erklärte der Sender die Zusammenarbeit mit der Millionärsfamilie für beendet – mit sofortiger Wirkung. Alle Fernsehspots mit Robert und Carmen Geiss wurden gestrichen, Auftritte zum 15. Senderjubiläum abgesagt.
Hintergrund für den radikalen Schritt seien „unüberbrückbare Differenzen über die Außendarstellung eines Markenbotschafters von Europas größtem Reiseshoppingsender nach diversen ,unwürdigen‘ Posts in sozialen Medien während der Dreharbeiten der Familie Geiss in Kolumbien“, teilte sonnenklar.TV in München mit. Geschäftsführer Andreas Lambeck sagte, die jüngsten Geschehnisse ließen sich „in keiner Weise mit unserer Firmenphilo- sophie und den Idealen und Grundsätzen unseres Unternehmens vereinbaren“.
Die Aufregung in Deutschland ist groß, in Kolumbien war das umstrittene Foto der Lokalzeitung El Heraldo nicht einmal eine Notiz wert. Warum? Das kann Rafael Castillo erklären. Was der katholische Priester, der seit Jahren in der Diözese Cartagena arbeitet, zu berichten hat, dürfte sonnenklar.TV und zahlreiche Kritiker der Geissens überraschen: „Padre Rafael“spricht sich genau für solche Besuche aus.
„Ich will, dass die Reichen nicht nur in der historischen Altstadt und in den teuren Hotels bleiben“, sagt er. Die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten müssten miteinander ins Gespräch kommen. „Huma- ner Tourismus ist, wenn er so konzipiert ist, dass er sich nicht nur auf die Altstadt und die Küstenstraße konzentriert, sondern die Dörfer und die Armenviertel einbezieht.“
Cartagena ist auf dem Weg, ein beliebtes Reiseziel zu werden. Ein Ort, an dem Luxus auf Armut trifft. Das Foto von Carmen Geiss zeigt die kolumbianische Realität, Padre Rafael begrüßt das prinzipiell. Carmen Geiss übrigens hat sich inzwischen entschuldigt: Sie habe „gemerkt, was für ein Spektakel mein Post aus dem Arbeiterviertel (Slums) in Cartagena ausgelöst hat. Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die mein Post getroffen hat. Gleichzeitig möchte ich unseren Fans für ihre Treue und Loyalität danken. Wir lieben Euch!“(mit dpa)