Guenzburger Zeitung

Da ist selbst Pep machtlos

FC Bayern Sind es die Anforderun­gen? Ist es die Qualität? Auch Guardiola konnte keinen Nachwuchss­pieler zum Star formen. Die größte Baustelle könnte nun von Hoeneß profitiere­n

- VON TILMANN MEHL

München Freitagabe­nd, 20.30 Uhr. Der FC Bayern steht dem Hamburger SV gegenüber. Die Münchner wollen einen weiteren Schritt in Richtung der vierten Meistersch­aft in Folge gehen. Trainer Pep Guardiola beordert David Alaba, Philipp Lahm und Thomas Müller in die Startforma­tion. Sie wurden ausgebilde­t in der Jugendabte­ilung des FC Bayern. Wie auch Bastian Schweinste­iger und Holger Badstuber. Sie alle prägten und prägen seit Jahren das Bild der Münchner in der Öffentlich­keit. Bei allen Stars wie Arjen Robben, Franck Ribéry oder Robert Lewandowsk­i sind es die der Münchner Jugend entsprunge­nen Spieler, mit denen sich ein Großteil der Fans identifizi­ert. Netter Nebeneffek­t: Sie kosten weniger Geld als der Zukauf externer Facharbeit­er.

Doch seitdem Alaba im März 2010 unter Louis van Gaal bei den Münchnern debütierte, hat es kein Spieler aus der Jugendabte­ilung des Rekordmeis­ters mehr geschafft, sich im Kader der Bayern zu etablieren. Holger Badstuber macht es sich mit seiner Begründung ein wenig leicht. „Um den Sprung hier zu schaffen, muss man mehr Biss haben“, so der Innenverte­idiger. Er und seine Kollegen Müller und Alaba hätten „ein Ziel gehabt. Und das haben wir gnadenlos verfolgt.“

Badstuber ist 26 Jahre alt und damit wohl ein wenig zu jung für die Feststellu­ng, dass früher alles besser gewesen sei. Talenten wie Mitchell Weiser oder auch Sinan Kurt hat möglicherw­eise tatsächlic­h die notwendige Ernsthafti­gkeit gefehlt, um es bei den Bayern zu schaffen. Allerdings dürfte der Hauptgrund in der Ermangelun­g fußballeri­scher Fähigkeite­n liegen. Zudem entsprange­n die beiden nicht einmal der Juniorenab­teilung der Münchner, sondern wurden in jungen Jahren zugekauft. Mittlerwei­le spielen sie für die Berliner Hertha.

Guardiola selbst sieht das Problem auch nicht in der Einstellun­g begründet. Dafür sorgt schon der Vorstandsv­orsitzende. „Wenn du nicht die nötige Profession­alität hast, kauft Rummenigge neue Spieler für deine Position“, so der Coach. Er selbst habe alte und junge Spieler mit einer „Wahnsinnsm­entalität“in München trainiert. Guardiola gilt als Förderer des Nachwuchse­s. Bei den Bayern gab es allerdings wenig zu fördern.

Es dürften eher strukturel­le Probleme sein, die verhindern, dass seit Jahren kein Spieler aus der eigenen Jugend den Sprung in den Kader geschafft hat. Zum einen ist die Qualität der Profis mittlerwei­le so groß, dass es ein Übermaß an Talent braucht, um sich überhaupt einen Platz auf der Bank zu sichern. Als Badstuber zu den Profis stieß, wurde die Innenverte­idigung von Lucio und Demichelis gebildet. Van Gaal konnte mit beiden wenig anfangen. Alaba verdrängte einen gewissen Diego Contento, der als Linksverte­idiger nicht den Ansprüchen des FC Bayern genügte.

Derartige Qualitäts-Vakanzen gibt das Team derzeit nicht her. Aus der Jugend der Münchner streben allerdings auch keine Spieler, die die arrivierte­n Akteure herausford­ern könnten. Die A-Jugend wurde zuletzt im Jahr 2004 deutscher Meister. Die zweite Mannschaft der Münchner versucht seit Jahren aus der viertklass­igen Regionalli­ga aufzusteig­en – vergeblich.

Unter der Woche traten mit Michael Tarnat und Jürgen Jung der sportliche Leiter der Mannschaft­en von der C-Jugend abwärts und der Chefscout der Juniorenab­teilung zurück. Just an dem Tag, an dem bekannt wurde, dass Uli Hoeneß ab Ende Februar auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wird. In der Jugendabte­ilung der Münchner rumort es offenbar schon länger, weshalb der Rücktritt mit Hoeneß wohl nichts zu tun hat. Allerdings kümmert sich der ehemalige Präsident seit rund einem Jahr überwiegen­d um die Jugendabte­ilung. Nun kann er seine Arbeit intensivie­ren. Dass sich Hoeneß mit einem Platz abseits der Spitze nicht anfreunden kann, ist bekannt. Bis die Früchte seiner Arbeit zu sehen sind, dauert es aber noch. Möglicherw­eise so lange, bis Badstuber zu Recht von der guten alten Zeit erzählen kann.

 ?? Foto: Maja Hitij, dpa ?? Wo nichts ist, kann auch Pep Guardiola keine Wunder vollbringe­n. Der Trainer ist dafür bekannt, gerne mit jungen talentiert­en Spielern zu arbeiten. Junge Spieler gab es auch beim FC Bayern. Denen mangelte es aber meist am nötigen Talent.
Foto: Maja Hitij, dpa Wo nichts ist, kann auch Pep Guardiola keine Wunder vollbringe­n. Der Trainer ist dafür bekannt, gerne mit jungen talentiert­en Spielern zu arbeiten. Junge Spieler gab es auch beim FC Bayern. Denen mangelte es aber meist am nötigen Talent.

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