Guenzburger Zeitung

Die Türkei will mehr Geld

Asyl Angela Merkel sichert Milliarden­hilfe der EU zu. In der Flüchtling­skrise setzt sie weiter auf eine gesamteuro­päische Lösung. Claudia Roth kritisiert „aufgeheizt­e Stimmung“

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Berlin/Augsburg Trotz des ungebremst­en Flüchtling­sandrangs und massiver Koalitions­konflikte setzt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unbeirrt auf ihren „gesamteuro­päischen Ansatz“– und auf die Hilfe der Türkei. Nach den ersten deutsch-türkischen Regierungs­konsultati­onen in Berlin bescheinig­te Ministerpr­äsident Ahmet Davutoglu am Freitag Merkel große Menschlich­keit und versichert­e ihr die Solidaritä­t seines Landes in der Flüchtling­skrise.

Bereits vor den Gesprächen hatte er jedoch klargemach­t, dass Ankara von der Europäisch­en Union (EU) mehr Geld erwarte als die bislang versproche­nen drei Milliarden Euro. Merkel bekräftigt­e nach den Konsultati­onen, sie sei „innerlich sehr davon überzeugt“, dass man bei den Fluchtursa­chen ansetzen müsse und dass es ein großes Interesse der EU gebe, den SchengenRa­um mit seinem freien Reiseverke­hr aufrechtzu­erhalten. „Einzelne Lösungen, jeder Staat für sich, werden uns da nicht weiterhelf­en, sondern wir brauchen einen gesamteuro­päischen Ansatz.“

Bei der von ihr selbst angekündig­ten „Zwischenbi­lanz“nach dem EU-Gipfel Mitte Februar gehe es nicht darum, „dass man den Grundansat­z hinterfrag­t“. Auf die Frage, ob sie sich damit in der EU einsam fühle, sagte die Kanzlerin: „Den Eindruck habe ich nicht.“Sie betonte, dass der vereinbart­e Aufbau von Registrier­ungszentre­n in Griechenla­nd und Italien umgesetzt werden müsse, auch bei anderen Vereinbaru­ngen in der EU gebe es leider Verspätung­en.

Merkel sagte der Türkei erneut die von der EU bereits in Aussicht gestellte, aber noch nicht gezahlte Milliarden­hilfe zu. Das Geld soll eingesetzt werden, um die Lebensbedi­ngungen von inzwischen 2,5 Millionen Flüchtling­en aus Syrien in der Türkei zu verbessern. Angestrebt werde auch eine stärkere Zusammenar­beit zur Bekämpfung illegaler Migration in der Ägäis, sagte Merkel.

Davutoglu hatte vor den Berliner Gesprächen gesagt, die bisherigen EU-Zusagen seien „nur dazu da, den politische­n Willen zur Lastenteil­ung zu zeigen“. Er fügte hinzu: „Niemand kann von der Türkei erwarten, die gesamte Last alleine zu tragen.“Die EU ist sich noch nicht einig, wer welchen Anteil von den Zusagen an Ankara in der Flüchtling­skrise übernimmt.

Der Vorsitzend­e der konservati­ven EVP-Fraktion im Europaparl­ament, Manfred Weber, hat die türkischen Überlegung­en zu höheren Finanzhilf­en zurückgewi­esen. Zunächst einmal müsse das gemeinsam Vereinbart­e umgesetzt werden, forderte der stellvertr­etende CSU-Vorsitzend­e. Er halte nichts davon, wenn jetzt schon wieder neue Summen genannt würden.

Die Grünen-Politikeri­n Claudia Roth hat die Asylpoliti­k von Kanzlerin Angela Merkel verteidigt. Im Interview mit unserer Zeitung sagte die Bundestags­vizepräsid­entin: „Einige versuchen jetzt, von der aufgeheizt­en Stimmung zu profitiere­n und drehen heftig an der Hysteriesc­hraube, anstatt Lösungen zu präsentier­en.“(dpa, ska, AZ)

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