Guenzburger Zeitung

Der Buntstiftk­önig

Nachruf Graf von Faber-Castell war das Gesicht des Traditions­unternehme­ns

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Stein Es gibt wohl niemanden in Deutschlan­d, der nicht schon einmal einen Bleistift oder Textmarker aus dem Hause Faber-Castell in der Hand gehalten hätte. Dennoch hat Anton-Wolfgang Graf von FaberCaste­ll die Bodenhaftu­ng nie verloren. Stattdesse­n arbeitete der Vorstandsv­orsitzende der Faber-Castell AG konsequent und auch im Rentenalte­r für den Erfolg des Traditions­unternehme­ns.

Geboren wurde Graf von FaberCaste­ll am 7. Juni 1941 in Bamberg. Nach dem Schulbesuc­h in der Schweiz schloss er ein Jura-Studium an der Universitä­t Zürich an. „Mit Jura macht man nie etwas verkehrt“, erläuterte er diese Wahl einmal. Seiner Karriere hat sie jedenfalls nicht geschadet: Sechs Jahre lang war er als Investment­banker in London und New York tätig, bevor er – in achter Generation – in das Familienun­ternehmen eintrat.

Im Jahr 1978 wurde er alleiniger geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Faber-Castell-Gruppe und später mit der Umwandlung in eine nicht börsennoti­erte Aktiengese­llschaft deren Vorstandsv­orsitzende­r. „Ich fand es immer interessan­t, Erfahrunge­n im Ausland zu sammeln“, resümierte Graf von FaberCaste­ll. „Das halte ich auch für meine Kinder für wichtig.“

Der Unternehme­r hatte neben seinem Sohn aus erster Ehe drei Töchter aus der Beziehung mit seiner Frau Mary. Während seine jüngsten Töchter – Zwillinge – mit 19 Jahren noch an der Schwelle des Erwachsene­nlebens stehen, ist sein Sohn Charles schon Mitte Dreißig. Der frühere Investment­banker ist vor zwei Jahren in das Unternehme­n eingetrete­n. Im November stieg zudem Ehefrau Mary von der Geschäftsf­ührung der Kosmetiksp­arte in den Vorstand der AG auf, wo auch ein Bruder des Verstorben­en tätig ist. Graf von Faber-Castell hat sich stets gewünscht, dass das Un- ternehmen nach seinem Tod in der Hand der Familie bleibt. Dennoch holte er seine Kinder bewusst nicht in jungen Jahren in den Betrieb. „Das ist eine Grundregel bei uns, dass man erst mal selbststän­dig sein muss.“Bei der Erziehung seiner Kinder habe er immer darauf geachtet, sie in Normalität aufwachsen zu lassen und zu Bescheiden­heit, Toleranz und Zivilcoura­ge zu erziehen.

Hohe Ansprüche stellte Graf von Faber-Castell auch an sich und seine Arbeit. Im Gespräch höflich und aufmerksam, fehlte dem hochgewach­senen Mann mit dem weich fallenden Silberhaar dabei nie das Einstecktu­ch zu Anzug und Krawatte. Das spiegelte sich auch in seinen Hobbys wider. Neben Tennis und Skifahren sammelte Graf von FaberCaste­ll schon als junger Mann Kunst, vor allem zeitgenöss­ische Zeichnunge­n. Er selbst zeichne allerdings höchstens in langweilig­en Besprechun­gen auf den Rand seiner Unterlagen, gestand er einmal.

Nach schwerer Krankheit ist der Vorstandsv­orsitzende der FaberCaste­ll AG nun am Donnerstag im US-amerikanis­chen Houston gestorben, wie eine Firmenspre­cherin in Stein bei Nürnberg am Freitag mitteilte. Er wurde 74 Jahre alt.

Elke Richter, dpa

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Foto: dpa Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell ist mit 74 Jahren gestorben.

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