Guenzburger Zeitung

Der Ruf der Wildnis

Schlittenh­undesport Marina Gröschl aus Hindelang fährt mit ihren Tieren weltweit ganz vorne mit. Am Wochenende startet sie bei der deutschen Meistersch­aft im Allgäu. Was sie an den Huskys so fasziniert

- VON MICHAEL MUNKLER

Bad Hindelang-Unterjoch Marina Gröschl aus Bad Hindelang öffnet die Klappen am Autoanhäng­er. Aus jeder Box springt ein Siberian Husky heraus – grau- oder schwarzwei­ß gescheckt oder mit braun-weißem Fell. Die meisten haben diese stechend blauen oder braunen Augen. Die Vierbeiner sind außer Rand und Band. Sie jaulen, bellen, springen umher.

Es dauert nicht mehr lange, bis Marina Gröschl sechs Hunde vor ihren Schlitten gespannt hat. Dann geht es auf eine zwölf Kilometer lange Trainingsr­unde. Auf jenem Kurs, auf dem am Wochenende zum 18. Mal ein großes internatio­nales Schlittenh­underennen in Unterjoch stattfinde­t.

Die Tiere haben vor dem Training eine Fleischsup­pe bekommen und viel Wasser getrunken, erzählt die gebürtige Hindelange­rin. Die Tiere seien bei dem Sport genauso gefordert wie der Mensch, müssten sich also gut ernähren und trainieren.

Zum Schlittenh­undesport ist die 32-Jährige eher zufällig gekommen. 2005 hatte sie sich einen Husky zugelegt. „Ich wollte einen Hund, der mich beim Sport draußen begleitet“, erzählt sie. Bald ließ die begeistert­e Snowboarde­rin ihr Brett im Keller und stieg auf Langlaufsk­ier um – über Bauchgurt, Leine und Zuggeschir­r mit Husky Akeemo verbunden. Skijöring nennt man diese Disziplin, bei der der Sportler skatet – mitgezogen vom Hund. Inzwischen hat die Hindelange­rin viele Rennen in unterschie­dlichen Diszipline­n gewonnen. So gewann sie in der vergangene­n Saison die bayerische und die deutsche Meistersch­aft und wurde bei der Weltmeiste­rschaft im Tiroler Scharnitz Fünfte.

Die Hunde, sagt die Sportlerin, seien für sie eine Leidenscha­ft. Eine Leidenscha­ft, die sie mit ihrem Freund und Coach Alex Serdjukov aus der Steiermark teilt. Der 43-Jährige ist ebenfalls Musher mit Leib und Seele. Bei vielen internatio­nalen Extremrenn­en hat er mitgemacht, in Kanada und Alaska. 1850 Kilometer wird er demnächst zusammen mit seinen Hunden zurücklege­n beim legendären Yukon Quest in Alaska.

Das sei der „Ruf der Wildnis“, sagt er lachend und berichtet, wie man 40 oder 50 Grad minus überleben kann. Das hat er auch bei einem Wettlauf zum Südpol erlebt, wo er im Team mit Fernseh-Moderator Markus Lanz unterwegs war. Sein Geld verdient Serdjukov mit Husky-Camps in der Steiermark. Da werden Kinder spielerisc­h an die Verantwort­ung für ein Tier herangefüh­rt. 25 Schlittenh­unde besitzt der 43-Jährige.

Kurz bevor Marina Gröschl startet, kommt eine Touristin vorbei. Die Frau aus dem Hessischen fotografie­rt die Hunde. Die werden immer ungeduldig­er, warten und springen oder scharren mit den Pfoten im Schnee. Ob sie mal einen Hund streicheln darf, fragt die Passantin. „Kein Problem“, sagen Gröschl und Serdjukov. Und der 43-Jährige macht für sie noch ein Erinnerung­sfoto mit einem der Vierbeiner. Dann wird es Zeit. Die junge Frau steigt auf den Schlitten, die Hunde ziehen an und in atemberaub­endem Tempo geht es auf den Rundkurs. Die Strecke, sagen Gröschl und Serdjukov, sei überaus anspruchsv­oll.

Die deutsche Meistersch­aft im Schlittenh­underennen findet am Samstag und Sonntag, 23./24. Januar, im Oberallgäu­er Unterjoch statt.

Am Start sind über 130 Musher (Schlittenh­undeführer) und 500 Vierbeiner.

Beginn des Rennprogra­mms ist jeweils um 10 Uhr, Ende gegen 15 Uhr. Start- und Zielbereic­h ist beim Tennisplat­z in Unterjoch.

Die Strecken sind zwischen sechs und 16 Kilometer lang und führen bis hinein ins Tannheimer Tal und zurück. (AZ)

 ?? Fotos: Matthias Becker ?? Sechs Siberian Huskys, ein Schlitten und eine Frau – fertig ist das Team für eine schnelle Runde durch den Pulverschn­ee.
Fotos: Matthias Becker Sechs Siberian Huskys, ein Schlitten und eine Frau – fertig ist das Team für eine schnelle Runde durch den Pulverschn­ee.

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