Der Ruf der Wildnis
Schlittenhundesport Marina Gröschl aus Hindelang fährt mit ihren Tieren weltweit ganz vorne mit. Am Wochenende startet sie bei der deutschen Meisterschaft im Allgäu. Was sie an den Huskys so fasziniert
Bad Hindelang-Unterjoch Marina Gröschl aus Bad Hindelang öffnet die Klappen am Autoanhänger. Aus jeder Box springt ein Siberian Husky heraus – grau- oder schwarzweiß gescheckt oder mit braun-weißem Fell. Die meisten haben diese stechend blauen oder braunen Augen. Die Vierbeiner sind außer Rand und Band. Sie jaulen, bellen, springen umher.
Es dauert nicht mehr lange, bis Marina Gröschl sechs Hunde vor ihren Schlitten gespannt hat. Dann geht es auf eine zwölf Kilometer lange Trainingsrunde. Auf jenem Kurs, auf dem am Wochenende zum 18. Mal ein großes internationales Schlittenhunderennen in Unterjoch stattfindet.
Die Tiere haben vor dem Training eine Fleischsuppe bekommen und viel Wasser getrunken, erzählt die gebürtige Hindelangerin. Die Tiere seien bei dem Sport genauso gefordert wie der Mensch, müssten sich also gut ernähren und trainieren.
Zum Schlittenhundesport ist die 32-Jährige eher zufällig gekommen. 2005 hatte sie sich einen Husky zugelegt. „Ich wollte einen Hund, der mich beim Sport draußen begleitet“, erzählt sie. Bald ließ die begeisterte Snowboarderin ihr Brett im Keller und stieg auf Langlaufskier um – über Bauchgurt, Leine und Zuggeschirr mit Husky Akeemo verbunden. Skijöring nennt man diese Disziplin, bei der der Sportler skatet – mitgezogen vom Hund. Inzwischen hat die Hindelangerin viele Rennen in unterschiedlichen Disziplinen gewonnen. So gewann sie in der vergangenen Saison die bayerische und die deutsche Meisterschaft und wurde bei der Weltmeisterschaft im Tiroler Scharnitz Fünfte.
Die Hunde, sagt die Sportlerin, seien für sie eine Leidenschaft. Eine Leidenschaft, die sie mit ihrem Freund und Coach Alex Serdjukov aus der Steiermark teilt. Der 43-Jährige ist ebenfalls Musher mit Leib und Seele. Bei vielen internationalen Extremrennen hat er mitgemacht, in Kanada und Alaska. 1850 Kilometer wird er demnächst zusammen mit seinen Hunden zurücklegen beim legendären Yukon Quest in Alaska.
Das sei der „Ruf der Wildnis“, sagt er lachend und berichtet, wie man 40 oder 50 Grad minus überleben kann. Das hat er auch bei einem Wettlauf zum Südpol erlebt, wo er im Team mit Fernseh-Moderator Markus Lanz unterwegs war. Sein Geld verdient Serdjukov mit Husky-Camps in der Steiermark. Da werden Kinder spielerisch an die Verantwortung für ein Tier herangeführt. 25 Schlittenhunde besitzt der 43-Jährige.
Kurz bevor Marina Gröschl startet, kommt eine Touristin vorbei. Die Frau aus dem Hessischen fotografiert die Hunde. Die werden immer ungeduldiger, warten und springen oder scharren mit den Pfoten im Schnee. Ob sie mal einen Hund streicheln darf, fragt die Passantin. „Kein Problem“, sagen Gröschl und Serdjukov. Und der 43-Jährige macht für sie noch ein Erinnerungsfoto mit einem der Vierbeiner. Dann wird es Zeit. Die junge Frau steigt auf den Schlitten, die Hunde ziehen an und in atemberaubendem Tempo geht es auf den Rundkurs. Die Strecke, sagen Gröschl und Serdjukov, sei überaus anspruchsvoll.
Die deutsche Meisterschaft im Schlittenhunderennen findet am Samstag und Sonntag, 23./24. Januar, im Oberallgäuer Unterjoch statt.
Am Start sind über 130 Musher (Schlittenhundeführer) und 500 Vierbeiner.
Beginn des Rennprogramms ist jeweils um 10 Uhr, Ende gegen 15 Uhr. Start- und Zielbereich ist beim Tennisplatz in Unterjoch.
Die Strecken sind zwischen sechs und 16 Kilometer lang und führen bis hinein ins Tannheimer Tal und zurück. (AZ)