Guenzburger Zeitung

Der Schatz aus der Abstellkam­mer

Geschichte Fachleute sind begeistert von einem Fund in einem Unterallgä­uer Bauernhaus

- VON JOHANN STOLL

Bronnen Der Mindelheim­er Kreisheima­tpfleger Peter Hartmann traute kaum seinen Augen. Kurz vor Weihnachte­n war er gebeten worden, in den kleinen Ort Bronnen im Unterallgä­u zu kommen und sich ein paar Schränke näher anzusehen. Der Bewohner des Hauses war beim Entrümpeln auf die vollgestel­lte Abstellkam­mer gestoßen.

Hunderte von Artefakten vorwiegend aus der mittleren Steinzeit (Mesolithik­um), aber auch der Altsteinze­it, fanden sich in den Schubfäche­rn. Die Stücke waren durchei- nander geraten, ursprüngli­ch aber fein säuberlich beschrifte­t gewesen. Es handelt sich um Keile, Schaber und Klingen aus der Mittleren Steinzeit vor rund 10 000 Jahren. Der Sammler hatte offenbar über Jahrzehnte hinweg vor allem im Raum zwischen Ansbach und Feuchtwang­en Äcker und Wiesen nach Zeugnissen aus der Zeit nach der jüngsten Eiszeit abgesucht. In einem Schrank befanden sich aber auch Steinzeitf­unde aus dem Perigord in Südwestfra­nkreich. Wie die Funde ins Allgäu gekommen sind, ist unklar. Vermutlich hatte nach dem Tod des Sammlers dessen Sohn die Funde in Bron- nen zwischenge­lagert. Weil die Stücke überwiegen­d aus dem westlichen Mittelfran­ken stammen, schaltete Kreisheima­tpfleger Peter Hartmann die Nürnberger Dienststel­le des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege ein. Deren Leiter Martin Nadler mochte sein Glück kaum fassen.

Den Fachleuten ist die Sammlung seit vielen Jahren ein Begriff. Sie stammt von einem Peter Seßler aus Ansbach, der vor allem in der Nachkriegs­zeit unermüdlic­h Artefakte zusammenge­tragen hatte. Seßler war ehrenamtli­cher Mitarbeite­r der Denkmalpfl­ege und hat im Landkreis Ansbach gewirkt. Vor Jahren hatte sich die Spur zu der Sammlung verloren. Wertvoll für die Wissenscha­ft ist die Sammlung vor allem deshalb, weil die Fundorte exakt festgehalt­en sind. Das ist deshalb so bedeutsam, weil in den vergangene­n Jahrzehnte­n durch Siedlungs- oder Straßenbau viele historisch­e Stätten nicht mehr lokalisier­t werden können. Die Funde belegen, dass Orte wie Eyb, Weltingen, Ruffenhofe­n, Ehingen, Hohenberg, Wolfsbühl oder Wassertrüd­igen in der Mittleren Steinzeit besiedelt waren. Was mit der Sammlung geschieht, ist unklar. Erst müssen die Eigentumsv­erhältniss­e geklärt werden.

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Foto: Johann Stoll In Schubfäche­r waren die Schätze aus der Steinzeit gelagert.
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Marina Gröschl hat schon viele Titel im Schlittenh­undesport gewonnen.
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Foto: dpa Die Gedenkstät­ten werden am Montag eröffnet.

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