Guenzburger Zeitung

Stellbrink und die Gehörlosen

„Tatort“: Totenstill­e

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Sonntag, ARD, 20.15 Uhr Wie läuft es denn im „Tatort“häufig ab? Erst das Mordopfer, dann eine Trauerfeie­r, und irgendwann dann arbeiten sich zwei im Bett ab. Im Saarbrücke­r „Tatort“mit dem Titel „Totenstill­e“ist es andersrum: Erst ein sogenannte­r „Leichensch­maus“, dann, wenn die Kinder noch vor der Glotze sitzen, gegen 20.20 Uhr eine heftige Sexszene, die eine Frau nicht überlebt. Blöd für den Lover, der einen Freund aus dem Auto anruft, um die Leiche zu entsorgen. Weil er die Rechnung ohne Ben Lehner gemacht hat, einen gehörlosen Gast der Beerdigung, der den Telefondia­log von den Lippen abliest.

Dieser „Tatort“ist ein ungewöhnli­cher. Weil Kommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) und seine Kolleginne­n unter Gehörlosen ermitteln müssen, zumal auch noch eine schwerhöri­ge junge Frau ermordet aufgefunde­n wird. So wird der Fall zu einer Bewährungs­probe für Stellbrink, der, als er von „Taubstumme­n“spricht, von der gut geschulten Assistenti­n Mia Emmrich (großartig: Sandra Maren Schneider) zurechtgew­iesen wird: „Das sagt man nicht: Das ist so diskrimini­erend wie Zigeuner oder Neger.“Stellbrink darauf: „Was Sie alles wissen.“

Zwei Pluspunkte hat der Krimi: Zum einen, dass die Gehörlosen authentisc­h sind und auch schauspiel­erisch überzeugen. Wie zwei Welten miteinande­r kommunizie­ren, das funktionie­rt gestisch auch ohne Un-

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