Guenzburger Zeitung

Schokolade macht erfolgreic­h

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Leistungss­portler gelten als Prototypen eines darbenden Menschen. Ihre durchtrain­ierten Körper vermitteln das. Die Wahrheit ist eine andere. Dass der Hackl Schorsch nicht asketisch lebte, zeigte sich, wenn er im hautengen Ganzkörper­kondom Eisröhren hinunterka­chelte. Bei einem Weißbier sagte er nicht Nein, Verzicht fiel dem Jodelrodle­r mitunter im Wortsinn schwer. War aber nicht weiter schlimm, schließlic­h beschleuni­gte die auftrainie­rte Masse das Mannsbild zu Olympiasie­gen.

Was die Frage aufwirft: Wie viel Verzicht ist für Titel und Triumphe überhaupt nötig? Oder erwächst gar der Verzicht auf Verzicht zum Erfolgsgeh­eimnis? Tennisspie­lerin Belinda Bencic, derzeit bei den Australian Open schlagkräf­tig unterwegs, gestand kürzlich, ihr Erfolgsrez­ept verberge sich hinter Schokolade. Naheliegen­d: Bencic entstammt der Schweiz, mit Schoggi werden dort Säuglinge genährt.

Bevor Ernährungs­berater panierte Schnitzel aus dem Menü strichen, verordnete beim FC Bayern Trainer Tschik Cajkovski den Spielern Rotwein mit Ei. Wer in der Fußball-B-Klasse nach Erfolgsgrü­nden forscht, dem werden sogleich Colaweizen und Goaßnmaß angetragen. Volle-Pulle-Borowka und Co. dürften bejahend nicken. Befolgt werden lediglich Ratschläge aus der Sportwisse­nschaft: Mal auftanken. Mal den Kopf freibekomm­en.

Im Ernst: Dänemarks Fußballer schossen sich 1992 mit Pommes und Burgern zum EM-Titel, Schweinste­iger und Podolski futterten sich mit Chips beim „Sommermärc­hen“auf Platz drei.

In einigen Sportarten scheinen Kalorien und Muntermach­er unabdingba­r. Skispringe­r und Red Bull würden perfekt harmoniere­n, schließlic­h verleiht die Brause Flügel. Und wenn Schwimmer Tonnen von Fischstäbc­hen verdrücken – wer weiß, vielleicht wachsen ihnen Flossen. Aber Achtung, nicht jedwedes Genussmitt­el erfüllt seinen Zweck: Wer glaubt, er könne nach dem Gras-Rauchen zu Schanzenre­korden segeln, der irrt.

Gut beraten sind Ehrgeizlin­ge, die die Möglichkei­ten ihres Körpers einzuordne­n wissen. Die in ihren Kilos Potenzial sehen. Die nie weniger Gewicht als zehn Germany’s-next-Topmodels auf die Waage bringen. Und die Wert auf jedes Gramm Körperfett legen. Oder haben Sie schon mal von Sumoringer­n gehört, die fasten?

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