Das Original trifft auf die Kopie
Der Augsburger Trainer Markus Weinzierl ist sich sicher, dass sich sein Berliner Kollege Pál Dárdai viel von seinem Erfolgsrezept der letzten Jahre abgeschaut hat
Augsburg. Was ist besser? Das Original oder die Kopie? Diese Frage will FCA-Trainer Markus Weinzierl heute ab 15.30 Uhr, wenn seine Mannschaft im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC in die Rückrunde startet, ganz klar beantworten, am besten mit einem Sieg.
Doch das wird schwer, sagt er: „Hertha steht nicht umsonst auf Platz drei, hat eine super Vorrunde gespielt.“Und dann muss er auch noch ein Gegenmittel gegen sein eigenes Erfolgsrezept finden. Denn für Weinzierl, 41, ist klar: HerthaTrainer Pál Dárdai, 39, hat bei ihm kräftig abgekupfert. „Wenn ich Hertha anschaue, wie sie spielen, dann tränen mir die Augen. Weil ich uns erkenne. Ich weiß nicht, wie oft die uns angeschaut haben in der Vergangenheit“, sagt Weinzierl.
Mit seiner überfallartigen Taktik, die auf einer schnellen Umschaltbewegung aus einer starken Defensive aufbaut, hat Weinzierl in der Bundesliga für Aufsehen gesorgt und ist mit seinem Team bis auf Platz fünf gestürmt. Der Fluch der guten Tat: Sein Erfolgscode wurde genau analysiert und kopiert. Eigentlich eine Auszeichnung für seine Arbeit.
Und in Berlin wurde sie durch bessere Einzelspieler auch noch verfeinert. Gleich beim ersten Saisonspiel musste der FCA das feststellen, mit viel Pech nach einer Gelb-Roten Karte für Raúl Bobadilla verlor der FCA mit 0:1. „Das tat weh“, sagt Weinzierl und zählt wenig später mit großem Respekt die Offensivabteilung der Berliner auf: Vedad Ibisevic, Vladimir Darida, Salomon Kalou. „ Ibisevic und Kalou sind Top-Stürmer und die strotzen von A bis Z vor Selbstvertrauen und Darida ist auch ein Superspieler“, lobt er den Gegner in höchsten Tönen und schiebt ihm damit auch gleichzeitig die Favoritenrolle zu.
Mit der kann sein Team nämlich gar nicht so richtig umgehen. Der FCA ist lieber der Außenseiter. Doch verstecken will Weinzierl sich in Berlin auf keinen Fall. Warum auch. Wer könnte das Konzept des Gegners besser auseinandernehmen als der Erfinder selbst. Weinzierl setzt auf sein Kollektiv. „Wir müssen als Mannschaft funktionieren.“
Und das tut sie seit dem 4:0-Erfolg in Stuttgart am 21. November fast wieder reibungslos. Es folgten Siege gegen Köln, Schalke und Hamburg und ein Unentschieden gegen Wolfsburg. Und plötzlich stand der FCA nicht mehr mit nur sechs Punkten am Tabellenende, sondern mit 19 Punkten im Mittelfeld.
Diese Serie will Weinzierl in Berlin „mit allem, was wir haben“verteidigen. Und das ist einiges. Der FCA ist eingespielt, die Automatismen sitzen. Dies wurde bei den zwei Testspielen im Trainingslager im spanischen Estepona deutlich. Ein 1:0-Sieg gegen Drittliga-Spitzenreiter Dynamo Dresden und ein 2:0-Erfolg gegen den Schweizer Meister FC Basel zeigten, dass der FCA die gute Form der Wochen vor Weihnachten kompensieren konnte.
Vertrauen wird Weinzierl in Berlin auf seine altbewährten Spieler. Die Winter-Neuzugänge spielen (noch) keine Rolle. Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw, der für geschätzte drei Millionen Euro vom AZ Alkmaar losgeeist wurde, sitzt auf der Bank. Der 18-jährige Stürmer Albian Ajeti vom FC Basel ist sowieso eine Wette auf die Zukunft.
Einer, der mit großer Wahrscheinlichkeit spielen wird, ist Philipp Max. Der 22-jährige linke Verteidiger ist der große Gewinner der Vorrunde. Der Sommer-Neuzugang vom Karlsruher SC hat sich nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten in der Startelf etabliert. Die letzten sechs Spiele fehlte er keine Minute. Das Berliner Olympia-Stadion ist für ihn Neuland. „Ich war noch nie dort im Stadion.“