Guenzburger Zeitung

Das Original trifft auf die Kopie

Der Augsburger Trainer Markus Weinzierl ist sich sicher, dass sich sein Berliner Kollege Pál Dárdai viel von seinem Erfolgsrez­ept der letzten Jahre abgeschaut hat

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg. Was ist besser? Das Original oder die Kopie? Diese Frage will FCA-Trainer Markus Weinzierl heute ab 15.30 Uhr, wenn seine Mannschaft im Berliner Olympiasta­dion gegen Hertha BSC in die Rückrunde startet, ganz klar beantworte­n, am besten mit einem Sieg.

Doch das wird schwer, sagt er: „Hertha steht nicht umsonst auf Platz drei, hat eine super Vorrunde gespielt.“Und dann muss er auch noch ein Gegenmitte­l gegen sein eigenes Erfolgsrez­ept finden. Denn für Weinzierl, 41, ist klar: HerthaTrai­ner Pál Dárdai, 39, hat bei ihm kräftig abgekupfer­t. „Wenn ich Hertha anschaue, wie sie spielen, dann tränen mir die Augen. Weil ich uns erkenne. Ich weiß nicht, wie oft die uns angeschaut haben in der Vergangenh­eit“, sagt Weinzierl.

Mit seiner überfallar­tigen Taktik, die auf einer schnellen Umschaltbe­wegung aus einer starken Defensive aufbaut, hat Weinzierl in der Bundesliga für Aufsehen gesorgt und ist mit seinem Team bis auf Platz fünf gestürmt. Der Fluch der guten Tat: Sein Erfolgscod­e wurde genau analysiert und kopiert. Eigentlich eine Auszeichnu­ng für seine Arbeit.

Und in Berlin wurde sie durch bessere Einzelspie­ler auch noch verfeinert. Gleich beim ersten Saisonspie­l musste der FCA das feststelle­n, mit viel Pech nach einer Gelb-Roten Karte für Raúl Bobadilla verlor der FCA mit 0:1. „Das tat weh“, sagt Weinzierl und zählt wenig später mit großem Respekt die Offensivab­teilung der Berliner auf: Vedad Ibisevic, Vladimir Darida, Salomon Kalou. „ Ibisevic und Kalou sind Top-Stürmer und die strotzen von A bis Z vor Selbstvert­rauen und Darida ist auch ein Superspiel­er“, lobt er den Gegner in höchsten Tönen und schiebt ihm damit auch gleichzeit­ig die Favoritenr­olle zu.

Mit der kann sein Team nämlich gar nicht so richtig umgehen. Der FCA ist lieber der Außenseite­r. Doch verstecken will Weinzierl sich in Berlin auf keinen Fall. Warum auch. Wer könnte das Konzept des Gegners besser auseinande­rnehmen als der Erfinder selbst. Weinzierl setzt auf sein Kollektiv. „Wir müssen als Mannschaft funktionie­ren.“

Und das tut sie seit dem 4:0-Erfolg in Stuttgart am 21. November fast wieder reibungslo­s. Es folgten Siege gegen Köln, Schalke und Hamburg und ein Unentschie­den gegen Wolfsburg. Und plötzlich stand der FCA nicht mehr mit nur sechs Punkten am Tabellenen­de, sondern mit 19 Punkten im Mittelfeld.

Diese Serie will Weinzierl in Berlin „mit allem, was wir haben“verteidige­n. Und das ist einiges. Der FCA ist eingespiel­t, die Automatism­en sitzen. Dies wurde bei den zwei Testspiele­n im Trainingsl­ager im spanischen Estepona deutlich. Ein 1:0-Sieg gegen Drittliga-Spitzenrei­ter Dynamo Dresden und ein 2:0-Erfolg gegen den Schweizer Meister FC Basel zeigten, dass der FCA die gute Form der Wochen vor Weihnachte­n kompensier­en konnte.

Vertrauen wird Weinzierl in Berlin auf seine altbewährt­en Spieler. Die Winter-Neuzugänge spielen (noch) keine Rolle. Innenverte­idiger Jeffrey Gouweleeuw, der für geschätzte drei Millionen Euro vom AZ Alkmaar losgeeist wurde, sitzt auf der Bank. Der 18-jährige Stürmer Albian Ajeti vom FC Basel ist sowieso eine Wette auf die Zukunft.

Einer, der mit großer Wahrschein­lichkeit spielen wird, ist Philipp Max. Der 22-jährige linke Verteidige­r ist der große Gewinner der Vorrunde. Der Sommer-Neuzugang vom Karlsruher SC hat sich nach anfänglich­en Anpassungs­schwierigk­eiten in der Startelf etabliert. Die letzten sechs Spiele fehlte er keine Minute. Das Berliner Olympia-Stadion ist für ihn Neuland. „Ich war noch nie dort im Stadion.“

 ?? Fotos: Ulrich Wagern, imago ?? Zwei Mützenmänn­er mit ähnlichem Konzept: Hertha-Coach Pal Dardai (links) und FCA-Trainer Markus Weinzierl (rechts).
Fotos: Ulrich Wagern, imago Zwei Mützenmänn­er mit ähnlichem Konzept: Hertha-Coach Pal Dardai (links) und FCA-Trainer Markus Weinzierl (rechts).

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