Guenzburger Zeitung

Die Schmerzen des Felix N.

Ski alpin Immer wieder der Rücken. Felix Neureuther kann nur noch eingeschrä­nkt trainieren. Weniger geht nicht mehr, sagt er. Nun ist noch ein weiteres Problem dazugekomm­en

- VON ANDREAS KORNES

Kitzbühel Felix Neureuther wird dieser Tage vorzugswei­se auf zwei Themen angesproch­en: seinen maladen Rücken und diesen jungen Norweger Henrik Kristoffer­sen, der den arrivierte­n Slalom-Stars davonfährt. Beides schmerzt.

Mehrere Bandscheib­envorfälle haben dafür gesorgt, dass Neureuther bei Weitem nicht so umfangreic­h trainieren kann, wie es in der Weltspitze vonnöten wäre. „Weniger Training geht eigentlich nicht mehr“, sagt er selbst. „Wir sind immer an der Grenze, dass es kippt und zu wenig ist.“

Die laufende Saison sehen er und seine Trainer als eine Art Langzeitve­rsuch am lebenden Objekt. Die Vorgabe lautet: Mit geringstmö­glichem Aufwand den höchstmögl­ichen Erfolg schaffen.

Bisher habe das einigermaß­en funktionie­rt. Zweimal stand er in dieser Saison schon auf dem Podest. Platz zwei in Val d’Isère war die beste Platzierun­g. „Für das, was ich gerade trainiere, sind die Ergebnisse in Ordnung. Ich hatte einfach noch keine Zeit, die Abläufe zu automatisi­eren.“

Das liegt daran, dass Neureuther die Skier ins Eck stellt, sobald der Rücken zwickt. Ein Großteil des Krafttrain­ings dient dazu, den Rücken zu stabilisie­ren, denn die schnellen und abrupten Drehbewegu­ngen des Slaloms sind Gift für die Bandscheib­en. „Es geht darum, meinen Körper so weit zu stabilisie­ren, dass er die kommenden zwei Jahre hält.“

In dieser Zeit stehen nämlich eine Weltmeiste­rschaft (2017 in St. Moritz) und Olympische Winterspie­le (2018 in Pyeongchan­g) an. Ein großer Titel fehlt Neureuther noch in seiner Karriere. Diesem Ziel ordnet er alles unter. Nur Tage, an denen der Rücken nicht schmerzt, werden fürs Skitrainin­g genutzt. Die anderen verbringt Neureuther im Kraftraum.

Im Moment allerdings kann er nicht einmal das, denn obwohl der Rücken funktionie­rt, muss Neureuther das Bett hüten. Der 31-Jährige hat sich erkältet. An sportliche Betätigung ist nicht zu denken. Neureuther nimmt’s mit Humor und sagt mit kratziger Stimme: „Der Fahrtwind beim Langlauf war wohl zu stark.“

Hintergrun­d ist ein Video, welches er am Montag auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte. Auf diesem rutscht er in Zeitlupe und mit Langlaufsk­iern unter den Füßen durchs Bild. Mit seiner Freundin, der Biathletin Miriam Gössner, hatte er nach der Rückkehr vom Weltcup in Wengen eine Runde gedreht. „Dabei habe ich mich wohl erkältet.“Sein Start am Sonntag auf dem Ganslernha­ng von Kitzbühel gilt aber als gesichert.

Dann wird es wieder ein Duell mit Kristoffer­sen geben, jenem 21-Jährigen, der gerade den SlalomWelt­cup aufmischt. Was dieser denn besser mache als die anderen, wurde Neureuther gefragt. „Er fährt mit hoher Intensität und holt aus jedem Schwung das Maximale heraus. Da gibt es kein Verwalten. Und vor allem ist seine Technik extrem stabil. Der ist in seiner ganzen Karriere erst zehnmal ausgeschie­den.“

Zehn Jahre trennen Neureuther und Kristoffer­sen. Kein Grund aber, dass sich der Ältere vom Jüngeren nicht auch etwas abschauen könne. „Er hat eine ganz andere Ausbildung genossen als wir. Er bringt viel Neues mit und das probieren wir natürlich aus“, sagt Neureuther.

Im Moment aber fährt der Norweger in seiner eigenen Liga, allenfalls der Österreich­er Marcel Hirscher kann ihm Paroli bieten. Im Slalom-Weltcup führt der vierfache Saisonsieg­er Kristoffer­sen vor Hirscher.

Felix Neureuther ist Dritter und hat den Kampf noch längst nicht aufgegeben. „Wir sind auf einem guten Weg, den Anschluss zu schaffen.“

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Foto: Witters Felix Neureuther wird von gesundheit­lichen Problemen geplagt.

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