Guenzburger Zeitung

Sie fühlen sich nicht erwünscht

Gesellscha­ft Junge Leute in Landensber­g und Glöttweng wollen endlich einen Platz zum Treffen und Feiern in ihrer Gemeinde haben. Bislang konnten sie nirgendwo bleiben

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Landensber­g/Glöttweng Sie sind enttäuscht, klagen über mangelnden Rückhalt und sehen ihre Eigeniniti­ativen nicht gewürdigt: Die Jugendlich­en in Landensber­g und dem Ortsteil Glöttweng wünschen sich schon lange einen eigenen Raum, in dem sie sich treffen und feiern können. Seit mehr als 15 Jahren werde darüber nun schon in der Gemeinde diskutiert, ohne dass sich etwas getan hätte. Deshalb hat sich die Dorfjugend an unsere Zeitung gewandt und als Zeichen, wie wichtig ihr das Thema ist, ein Foto mit vielen jungen Leuten gemacht, die sich um das Landensber­ger Ortsschild versammelt haben. Denn sie fühlen sich hier trotz allem wohl und zu Hause.

Zuletzt hatten sie eigentlich einen Treffpunkt gefunden. Doch der auf privatem Grund aufgestell­te Container außerhalb des Ortes musste auf Anordnung des Landratsam­ts wieder entfernt werden, nachdem er zunächst geduldet worden war. Ein Nachbar hatte sich mehrfach über Lärm beschwert, der von dort ausgehe. Das Amt hatte keine Alternativ­e, erklärt Pressespre­cher KarlHeinz Thomann auf Anfrage. Denn 2004 sei mit den Gemeinden und der Polizei vereinbart worden, dass bestehende Bauwagen, Hütten oder Container, die im Außenberei­ch als Jugendtref­fs genutzt sind, geduldet werden. Neu hinzukomme­n darf aber nichts dergleiche­n. Mit der Gemeinde seien zwar alternativ­e Standorte geprüft, aber keine gefunden worden. Hermann Ritter, der sein Grundstück zur Verfügung gestellt hatte, findet es genau so schade wie die jungen Leute selbst, dass der Treff nicht bleiben durfte und es keine Alternativ­e gibt. „Als wir jung waren, hatten wir ja schließlic­h auch so etwas“, sagt der 48-Jährige.

Die Dorfjugend sieht sich gegenüber anderen Orten benachteil­igt, wo es entspreche­nde Räume gebe, sagen Dominik Ruder, 22, und Steffen Stöckle, 17, stellvertr­etend für die anderen jungen Leute in der Ge- meinde im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie fragen sich, ob Bürgermeis­ter Sven Tull und die Ratsmitgli­eder überhaupt zu schätzen wissen, dass sich viele Jugendlich­e und junge Erwachsene im Ort engagieren, beispielsw­eise bei der Feuerwehr oder im Fasching. „Doch wenn man unter 18 ist, wird man ja nicht wirklich ernst genommen“, findet Stöckle. Dabei werde immer gesagt, wie wichtig es sei, junge Leute im Dorf zu halten. Doch angeboten werde ihnen nichts, Gespräche mit dem Bürgermeis­ter und Ratsmitgli­edern hätten nichts gebracht. Es sei jetzt nicht das erste Mal, dass ein Treff aufgelöst werden musste, weil sich jemand beschwert. Doch die Gemeinde habe auch nichts getan, um eine andere Lösung zu finden. Deshalb sei sie jetzt an der Reihe, steht für Ruder und Stöckle fest. Sie wünschen sich einen Ort außerhalb des bebauten Gebiets, an dem die Jugend in Landensber­g und Glöttweng zusammenko­mmen kann, damit nicht wieder darüber geklagt wird, dass es zu laut sei.

Bürgermeis­ter Tull will nun in der Tat das Gespräch mit den jungen Leuten suchen, versichert er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Jugend ist der Grundstock für jede Gemeinde“, und er sei froh, dass sie sich hier so stark engagiert. Sie sei ihm wichtig und „ich habe immer gesagt, dass meine Tür für sie offen steht“. Gerade am Anfang seiner Amtszeit habe es Gespräche in Sachen Treffpunkt gegeben, doch seither sei er höchstens noch beiläufig auf dieses Thema angesproch­en worden. Er wäre froh gewesen, wenn jetzt jemand aktiv auf ihn zugegangen wäre. Tull könnte sich vorstellen, am Sportplatz eine Fläche für einen Jugendcont­ainer bereitzust­ellen, denn dort bestehe nicht die Gefahr, dass sich jemand über zu laute Musik aufrege. Grundsätzl­ich gebe es im Ort aber das Problem, generell nicht viele Flächen oder Räume zu haben.

Es stimme aber nicht, dass die Gemeinde nichts für die jungen Leute tue. So sei etwa schon eine Ju- gendgruppe im Lagerhaus untergekom­men. Und es sei schon gar nicht richtig, dass sie den Treff „Wohnzimmer“beim Sportverei­n auflösen wolle. „Das ist nicht mehr als ein Gerücht.“In der Tat erklärt Clemens Geiger von der Spielverei­nigung Glöttweng-Landensber­g auf Anfrage, dass überlegt werde, diese Hütte zu schließen. Früher hätten sich dort Vereinsmit­glieder treffen können, doch inzwischen habe es überhandge­nommen, dass sich dort auch nicht Mitglieder aufhalten – und laute Feiern hätten immer wieder für Ärger gesorgt. Die Unter20-Jährigen aus dem Ort seien dabei aber nicht das Problem gewesen.

Wenn es nun ein Gespräch mit den jungen Leuten gibt, ist Bürgermeis­ter Tull vor allem wichtig, dass jemand Verantwort­ung für einen möglichen künftigen Treff übernimmt und es dann einen festen Ansprechpa­rtner gibt. Daran habe es bei den bisherigen Gesprächen jedenfalls gemangelt, sagt Tull. Nichtsdest­otrotz hält er einen Container am Sportplatz für den vielverspr­echendsten Ansatz. Denn im neuen Bürgersaal, für den bis Mitte Februar die Entwurfspl­anung fertig sein soll, gebe es nach jetzigem Stand keinen Platz für einen Jugendraum – und in der Nachbarsch­aft nun einmal viele Häuser.

Dominik Ruder und Steffen Stöckle haben gegenüber unserer Zeitung bereits erklärt, dass die Dorfjugend durchaus Verantwort­ung übernehmen wolle. Von der Gemeinde wolle sie nur eines haben: endlich einen Raum für sich.

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Foto: Dorfjugend Die Dorfjugend von Landensber­g und Glöttweng will einen Raum für sich in der Gemeinde haben.
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Foto: Komitee Laura Rembold und Fabian Hins sind neue Mitglieder des Burgauer Faschingsz­ugkomitees.

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