Sie fühlen sich nicht erwünscht
Gesellschaft Junge Leute in Landensberg und Glöttweng wollen endlich einen Platz zum Treffen und Feiern in ihrer Gemeinde haben. Bislang konnten sie nirgendwo bleiben
Landensberg/Glöttweng Sie sind enttäuscht, klagen über mangelnden Rückhalt und sehen ihre Eigeninitiativen nicht gewürdigt: Die Jugendlichen in Landensberg und dem Ortsteil Glöttweng wünschen sich schon lange einen eigenen Raum, in dem sie sich treffen und feiern können. Seit mehr als 15 Jahren werde darüber nun schon in der Gemeinde diskutiert, ohne dass sich etwas getan hätte. Deshalb hat sich die Dorfjugend an unsere Zeitung gewandt und als Zeichen, wie wichtig ihr das Thema ist, ein Foto mit vielen jungen Leuten gemacht, die sich um das Landensberger Ortsschild versammelt haben. Denn sie fühlen sich hier trotz allem wohl und zu Hause.
Zuletzt hatten sie eigentlich einen Treffpunkt gefunden. Doch der auf privatem Grund aufgestellte Container außerhalb des Ortes musste auf Anordnung des Landratsamts wieder entfernt werden, nachdem er zunächst geduldet worden war. Ein Nachbar hatte sich mehrfach über Lärm beschwert, der von dort ausgehe. Das Amt hatte keine Alternative, erklärt Pressesprecher KarlHeinz Thomann auf Anfrage. Denn 2004 sei mit den Gemeinden und der Polizei vereinbart worden, dass bestehende Bauwagen, Hütten oder Container, die im Außenbereich als Jugendtreffs genutzt sind, geduldet werden. Neu hinzukommen darf aber nichts dergleichen. Mit der Gemeinde seien zwar alternative Standorte geprüft, aber keine gefunden worden. Hermann Ritter, der sein Grundstück zur Verfügung gestellt hatte, findet es genau so schade wie die jungen Leute selbst, dass der Treff nicht bleiben durfte und es keine Alternative gibt. „Als wir jung waren, hatten wir ja schließlich auch so etwas“, sagt der 48-Jährige.
Die Dorfjugend sieht sich gegenüber anderen Orten benachteiligt, wo es entsprechende Räume gebe, sagen Dominik Ruder, 22, und Steffen Stöckle, 17, stellvertretend für die anderen jungen Leute in der Ge- meinde im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie fragen sich, ob Bürgermeister Sven Tull und die Ratsmitglieder überhaupt zu schätzen wissen, dass sich viele Jugendliche und junge Erwachsene im Ort engagieren, beispielsweise bei der Feuerwehr oder im Fasching. „Doch wenn man unter 18 ist, wird man ja nicht wirklich ernst genommen“, findet Stöckle. Dabei werde immer gesagt, wie wichtig es sei, junge Leute im Dorf zu halten. Doch angeboten werde ihnen nichts, Gespräche mit dem Bürgermeister und Ratsmitgliedern hätten nichts gebracht. Es sei jetzt nicht das erste Mal, dass ein Treff aufgelöst werden musste, weil sich jemand beschwert. Doch die Gemeinde habe auch nichts getan, um eine andere Lösung zu finden. Deshalb sei sie jetzt an der Reihe, steht für Ruder und Stöckle fest. Sie wünschen sich einen Ort außerhalb des bebauten Gebiets, an dem die Jugend in Landensberg und Glöttweng zusammenkommen kann, damit nicht wieder darüber geklagt wird, dass es zu laut sei.
Bürgermeister Tull will nun in der Tat das Gespräch mit den jungen Leuten suchen, versichert er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Jugend ist der Grundstock für jede Gemeinde“, und er sei froh, dass sie sich hier so stark engagiert. Sie sei ihm wichtig und „ich habe immer gesagt, dass meine Tür für sie offen steht“. Gerade am Anfang seiner Amtszeit habe es Gespräche in Sachen Treffpunkt gegeben, doch seither sei er höchstens noch beiläufig auf dieses Thema angesprochen worden. Er wäre froh gewesen, wenn jetzt jemand aktiv auf ihn zugegangen wäre. Tull könnte sich vorstellen, am Sportplatz eine Fläche für einen Jugendcontainer bereitzustellen, denn dort bestehe nicht die Gefahr, dass sich jemand über zu laute Musik aufrege. Grundsätzlich gebe es im Ort aber das Problem, generell nicht viele Flächen oder Räume zu haben.
Es stimme aber nicht, dass die Gemeinde nichts für die jungen Leute tue. So sei etwa schon eine Ju- gendgruppe im Lagerhaus untergekommen. Und es sei schon gar nicht richtig, dass sie den Treff „Wohnzimmer“beim Sportverein auflösen wolle. „Das ist nicht mehr als ein Gerücht.“In der Tat erklärt Clemens Geiger von der Spielvereinigung Glöttweng-Landensberg auf Anfrage, dass überlegt werde, diese Hütte zu schließen. Früher hätten sich dort Vereinsmitglieder treffen können, doch inzwischen habe es überhandgenommen, dass sich dort auch nicht Mitglieder aufhalten – und laute Feiern hätten immer wieder für Ärger gesorgt. Die Unter20-Jährigen aus dem Ort seien dabei aber nicht das Problem gewesen.
Wenn es nun ein Gespräch mit den jungen Leuten gibt, ist Bürgermeister Tull vor allem wichtig, dass jemand Verantwortung für einen möglichen künftigen Treff übernimmt und es dann einen festen Ansprechpartner gibt. Daran habe es bei den bisherigen Gesprächen jedenfalls gemangelt, sagt Tull. Nichtsdestotrotz hält er einen Container am Sportplatz für den vielversprechendsten Ansatz. Denn im neuen Bürgersaal, für den bis Mitte Februar die Entwurfsplanung fertig sein soll, gebe es nach jetzigem Stand keinen Platz für einen Jugendraum – und in der Nachbarschaft nun einmal viele Häuser.
Dominik Ruder und Steffen Stöckle haben gegenüber unserer Zeitung bereits erklärt, dass die Dorfjugend durchaus Verantwortung übernehmen wolle. Von der Gemeinde wolle sie nur eines haben: endlich einen Raum für sich.