Mit der Braut im Heldenkeller – die Sprache der Soldaten
Der Krieg verwischt die Unterschiede. Deutschland ist ein „Volk in Waffen“, so heißt es in der Propaganda, und so treffen an der Front Angehörige aller sozialer Schichten und Menschen aus allen Regionen des Reiches aufeinander. Sachsen und Bayern, Rheinländer und Friesen, Arbeiter, Handwerker und gebildete Stände. Im Angesicht der Gefahr spielt die Herkunft nur noch eine untergeordnete Rolle. Aus dem gemeinsamen Erleben und Erleiden des Krieges, aus der Vielzahl neuer Eindrücke in der Stellung und im Gefecht entwickelt sich viel Verbindendes. Nicht zuletzt die Sprache der Soldaten. Eine direkte, ironisch-satirische Ausdrucksweise, die das Ungeheuerliche auf Menschenmaß zurechtstutzt. Begriffe tauchen plötzlich auf und verbreiten sich rasend schnell. Doch oft verwendet sie Monate später bereits niemand mehr. Selbst in gleichen Truppen wandelt sich die Soldatensprache während der Monate des Krieges mehrmals. Interessant ist, dass gleiche visuelle und akustische Reize, etwa von Waffen, über Sprach- und Nationalitätengrenzen hinweg oft mit ähnlichen Bildern und Vergleichen beschrieben werden. So ist die Sprache des Krieges auch ein Teil der Kulturgeschichte des Krieges, viele ihrer Ausdrücke beschreiben in einem Wort massive Veränderungen in der Kriegsführung. Ein paar Beispiele aus dem Band „Deutsche Soldatensprache“von John Meier, erschienen bereits 1917 in Karlsruhe:
= Zahlmeister (kommt von der Vorherrschaft des Papiergeldes)
= Fünfpfennigstück aus Eisen, das einzige Hartgeld, das Bewohnern besetzter Gebiete gegeben werden darf.
= Unterstand mit allen Bequemlichkeiten; Brüssel galt bei Offizieren und Soldaten als eine Stadt des Wohllebens und der Schlemmerei.
= Offiziersdegen, deutet auf die Nichtverwendung der Waffe durch Offiziere an der Front hin.
= waschen
= Glück haben (verbreitet unter dt. Gefangenen in frz. Lagern)
= Gasmaske = Gewehr
= Armierungssoldat (nicht bei Kampfhandlungen eingesetzter Soldat, der mit dem Bau von Befestigungsanlagen o. ä. Aufgaben betraut ist)
= Blindgänger = allgemeines Etappen-Geschwätz = schießen = Feldküche = Geistlicher = Gasoffizier (dial. für Geißbock)
= Gasangriff = Schwefelgranate
= leichte Granate, die geräuschlos ankommt
= Kognak, später auch allg. für einen Franzosen (von: il n’y a plus/ gibt es nicht mehr) = Unterstand
= Eisernes Kreuz = Handgranate
= Handgranatenkampf