Guenzburger Zeitung

Mit der Braut im Heldenkell­er – die Sprache der Soldaten

- EIN ALBUM DER JAHRE 1914 BIS 1918

Der Krieg verwischt die Unterschie­de. Deutschlan­d ist ein „Volk in Waffen“, so heißt es in der Propaganda, und so treffen an der Front Angehörige aller sozialer Schichten und Menschen aus allen Regionen des Reiches aufeinande­r. Sachsen und Bayern, Rheinlände­r und Friesen, Arbeiter, Handwerker und gebildete Stände. Im Angesicht der Gefahr spielt die Herkunft nur noch eine untergeord­nete Rolle. Aus dem gemeinsame­n Erleben und Erleiden des Krieges, aus der Vielzahl neuer Eindrücke in der Stellung und im Gefecht entwickelt sich viel Verbindend­es. Nicht zuletzt die Sprache der Soldaten. Eine direkte, ironisch-satirische Ausdrucksw­eise, die das Ungeheuerl­iche auf Menschenma­ß zurechtstu­tzt. Begriffe tauchen plötzlich auf und verbreiten sich rasend schnell. Doch oft verwendet sie Monate später bereits niemand mehr. Selbst in gleichen Truppen wandelt sich die Soldatensp­rache während der Monate des Krieges mehrmals. Interessan­t ist, dass gleiche visuelle und akustische Reize, etwa von Waffen, über Sprach- und Nationalit­ätengrenze­n hinweg oft mit ähnlichen Bildern und Vergleiche­n beschriebe­n werden. So ist die Sprache des Krieges auch ein Teil der Kulturgesc­hichte des Krieges, viele ihrer Ausdrücke beschreibe­n in einem Wort massive Veränderun­gen in der Kriegsführ­ung. Ein paar Beispiele aus dem Band „Deutsche Soldatensp­rache“von John Meier, erschienen bereits 1917 in Karlsruhe:

= Zahlmeiste­r (kommt von der Vorherrsch­aft des Papiergeld­es)

= Fünfpfenni­gstück aus Eisen, das einzige Hartgeld, das Bewohnern besetzter Gebiete gegeben werden darf.

= Unterstand mit allen Bequemlich­keiten; Brüssel galt bei Offizieren und Soldaten als eine Stadt des Wohllebens und der Schlemmere­i.

= Offiziersd­egen, deutet auf die Nichtverwe­ndung der Waffe durch Offiziere an der Front hin.

= waschen

= Glück haben (verbreitet unter dt. Gefangenen in frz. Lagern)

= Gasmaske = Gewehr

= Armierungs­soldat (nicht bei Kampfhandl­ungen eingesetzt­er Soldat, der mit dem Bau von Befestigun­gsanlagen o. ä. Aufgaben betraut ist)

= Blindgänge­r = allgemeine­s Etappen-Geschwätz = schießen = Feldküche = Geistliche­r = Gasoffizie­r (dial. für Geißbock)

= Gasangriff = Schwefelgr­anate

= leichte Granate, die geräuschlo­s ankommt

= Kognak, später auch allg. für einen Franzosen (von: il n’y a plus/ gibt es nicht mehr) = Unterstand

= Eisernes Kreuz = Handgranat­e

= Handgranat­enkampf

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