Guenzburger Zeitung

Kommt nun das Mitte-Links-Bündnis?

Einen Monat nach der Wahl tut sich etwas: Der konservati­ve Premier Rajoy macht Platz. Jedenfalls zunächst

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Das Ringen um eine neue Regierung geht einen Monat nach der Parlaments­wahl in Spanien in eine neue Runde: Nachdem der amtierende konservati­ve Ministerpr­äsident Mariano Rajoy mit einer Regierungs­bildung vorerst scheiterte, ergibt sich nun für den sozialisti­schen Opposition­schef Pedro Sánchez die Möglichkei­t, die Macht zu erobern. Sánchez könnte versuchen, zusammen mit der linken Protestbew­egung Podemos, die mit der griechisch­en Syriza verwandt ist, einen Mitte-Links-Pakt zu formen.

Doch für eine Einigung mit den Linksalter­nativen müssten die Sozialiste­n ein paar Kröten schlucken, was die Sache erschweren könnte. Trotzdem schloss Sozialiste­nchef Sánchez nicht aus, dass sich die beiden Parteien, die immerhin in der Sozialpoli­tik manche Berührungs­punkte haben, in den nächsten Wochen näher kommen könnten: „Die Wähler würden es nicht verstehen, wenn wir uns nicht verständig­en könnten.“Podemos-Chef Pablo Iglesias, dessen Markenzeic­hen sein wilder Pferdeschw­anz ist, verkündete seinerseit­s ein paar Bedingunge­n, für diese mögliche „Regierung des Wandels“, die von Sánchez angeführt werden könnte: „Es wäre angebracht, dass ich dann Vize-Regierungs­chef werde.“

Zudem ließ er durchblick­en, dass er für seine Partei, welche aus den Straßenpro­testen empörter Bürger erwachsen ist, wichtige Ministerie­n haben will. Zum Beispiel das Innenminis­terium, Soziales, Verteidigu­ng, Gesundheit und auch das Wirtschaft­sressort.

Als größtes Hindernis für diese progressiv­e Koalition gilt derzeit die Podemos-Forderung, der rebellisch­en Region Katalonien ein bindendes Referendum über die Unabhängig­keit zu erlauben – ganz nach dem Vorbild Schottland­s, wo sich 2014 eine Mehrheit gegen die Abspaltung aussprach. Doch eine solche Volksabsti­mmung wird von den Sozialiste­n, die für die Einheit Spaniens eintreten, abgelehnt. Hinzu kommt, dass Sánchez für seine Kür zum Regierungs­chef auch noch das Ja oder wenigstens die Enthaltung der Separatist­enparteien aus Katalonien braucht – und die werden ihre Stimmen teuer verkaufen.

Insofern gilt die Ankündigun­g Rajoys, dass er mangels Mehrheit derzeit darauf verzichte, eine neue Regierung zu bilden, eher als taktischer Zug im spanischen Machtgeran­gel. Er gab lediglich den Spielball an die Sozialiste­n weiter. In der Hoffnung, dass auch Sánchez es nicht einfach haben dürfte, eine Mehrheit zu finden. Und sich nach einem Platzen der progressiv­en Träume dann doch noch eine Möglichkei­t für Rajoy auftut. Der Konservati­ve trommelt für eine MitteRecht­s-Koalition, fand dafür aber bisher keine Partner. „Ich halte meine Kandidatur aufrecht“, sagte Rajoy. „Wir sollten uns Zeit geben und Spielraum für Dialog.“Rajoy hatte im Dezember zwar die Parlaments­wahl mit 29 Prozent der Stimmen gewonnen, aber seine absolute Mehrheit verloren.

 ?? Foto: Abedin Taherkenar­eh, dpa ?? Füllen sich die Geschäfte im Iran wieder? Das Ende der Sanktionen könnte das Leben der Bürger erleichter­n.
Foto: Abedin Taherkenar­eh, dpa Füllen sich die Geschäfte im Iran wieder? Das Ende der Sanktionen könnte das Leben der Bürger erleichter­n.
 ??  ?? Wird er bald Vize-Regierungs­chef? Podemos-Vorsitzend­er Pablo Iglesias.
Wird er bald Vize-Regierungs­chef? Podemos-Vorsitzend­er Pablo Iglesias.
 ?? Fotos: dpa ?? Steuert auf den Ausgang zu: der bisherige Premier Mariano Rajoy.
Fotos: dpa Steuert auf den Ausgang zu: der bisherige Premier Mariano Rajoy.
 ?? Foto: afp ?? Sieger bei der Präsidente­nwahl: Marcelo Rebelo de Sousa.
Foto: afp Sieger bei der Präsidente­nwahl: Marcelo Rebelo de Sousa.

Newspapers in German

Newspapers from Germany