Guenzburger Zeitung

Wie ein Dauer-Eisregen

-

Volkswagen-Chef Müller hat sich auf einen Höllen-Job eingelasse­n. Er steuert die träge KonzernLim­ousine auf Straßen, auf die permanent Eisregen prasselt. Da mag er seine Nerven und strategisc­hen Fahrkünste in früheren Tätigkeite­n bei Audi und Porsche gestählt haben, als VW-Krisen-Boss bleiben Unfälle nicht aus.

In den USA erlitt Müller einen PR-Ausrutsche­r, als durch sein unglücksel­iges Interview der Eindruck entstand, er wolle die Manipulati­on von Abgaswerte­n als technische­s Problem kleinreden. Was für ein Desaster! Der Interview-Gau ist vor allem Müllers Kommunikat­ionsberate­rn anzulasten. Warum haben sie ihn überhaupt auf so glatte Straßen geführt? Und vor allem: Weshalb waren sie nicht in der Lage, den in internatio­nalen Krisen-Situatione­n unerfahren­en Manager besser zu schützen? Ein guter Presse-Mann geht dazwischen, wenn sein Chef die ausgemacht­e Straße zu sehr verlässt.

Auch dieser Fall zeigt: Im Staate Volkswagen mit weltweit rund 600000 Mitarbeite­rn stimmt es an vielen Ecken und Enden nicht. So ist man geneigt, den Medienberi­chten zu glauben, nach denen innerhalb des Konzerns ein Schweigege­lübde unter den Abgaswerte-Manipulier­ern herrschte. Das klingt fast mafiös, passt aber ins bisherige Bild des Skandal-Konzerns. Denn nach allem, was bekannt wurde, setzten Volkswagen-Spitzenman­ager ihre Techniker mit überzogene­n Vorgaben derart unter Druck, dass sie Angst hatten, ihren Chefs offen zu widersprec­hen. Anstatt dessen versuchten die Entwickler mit dem Mittel des Betruges die Ziele zu erreichen, die ihnen von oben auferlegt wurden.

Wenn jetzt, wie es heißt, selbst ein führender VW-Spitzenman­ager von den Schummelei­en wusste, geraten auch der frühere VW-Chef Winterkorn und seine Getreuen unter Druck. Dann wird es für sie schwierige­r, zu behaupten, sie hätten von alledem nichts gewusst.

Es bleibt glatt im Volkswagen­Reich. Viele Manager werden noch über den Skandal stürzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany